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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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die Zuversicht nicht. Er war ein ausgezeichneter Schütze, sein Fluchtweg war ausgekundschaftet, und vor allem war es ihm gelungen, fünf Stunden lang unentdeckt zu bleiben. Da es bis zum Beginn der Vorstellung nur noch ein paar Minuten dauerte, war das Risiko, dass ihn die Polizei doch noch aufstöberte, gering.
    Sein letztes Problem war die Entscheidung, wann er zuschlagen würde. Er blätterte die kleine Partitur durch und suchte die Sopransoli heraus. Erstaunlich, wie passend der Text war; vor aller Welt gestand sie ihre Schuld ein. Er verspürte die enorme Versuchung, bis ganz zum Schluss zu warten – so pathetisch waren die letzten Zeilen –, doch das wäre zu riskant gewesen. Er blätterte zurück und fand schließlich die richtige Stelle, die passenden Worte, sah sie stolz vor dem Chor stehen – und damit war die Entscheidung gefallen.
    Fenwick ging mit Cooper seine Liste noch einmal durch; in wenigen Minuten würden die anderen Solisten eintreffen. Die ersten Zuhörer nahmen bereits ihre Plätze ein. Sie würden länger warten müssen, als sie ahnten, da der Anfang sich zugunsten der Sicherheitsvorkehrungen verschieben würde.
    Fenwicks Männer beobachteten die Passanten und sorgten dafür, dass die Gäste sich ordentlich in einer Reihe aufstellten. Das war kein Trost für Fenwick. Er war sicher, dass Rowland längst da war.
    «Sind die Namen und Adressen der Chorsänger und Orchestermusiker schon nachgeprüft?»
    «Zwanzig fehlen noch. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele nicht im Telefonbuch stehen oder keinen Führerschein haben.»
    «Dann machen Sie weiter.» Der Blick des Sergeant entging Fenwick nicht. «Ich weiß, es ist wahrscheinlich überflüssig, aber so haben die zusätzlichen Männer vom Assistant Chief Constable wenigstens etwas zu tun. So, was noch? Die Plattenfirma; was ist mit der? Haben Sie die Identität des Tontechnikers überprüft?»
    «Der Briefkopf ist okay, und Dalton, der Kerl, der den Brief unterschrieben hat, arbeitet bei der Firma, aber wir erwischen ihn nicht. Er war den ganzen Tag über nicht zu erreichen. Allerdings haben wir seine Sekretärin gefunden, und die sagte, dass die Unterschrift echt aussieht.»
    «Bleiben Sie dran – sagen Sie den Leuten auf der Empore, sie sollen den Tontechniker und die Trompeter im Auge behalten; die sind in der idealen Position.»
    «Ja, Sir. Aber wir haben ihre Sachen mehrmals überprüft. Da oben ist nichts, das auch nur entfernt Ähnlichkeit mit einer Waffe oder Munition hätte – glauben Sie mir.»
    «Was ist mit einem Blasrohr?»
    Resigniert erkannte Cooper, dass Fenwick nur halb scherzte, und ordnete eine letzte Durchsuchung des Triforiums an. Es würde nicht angenehm werden.
    Glücklicherweise hatte der Regen nachgelassen, und nur wenige Zuhörer hatten Schirme bei sich. Dennoch waren es offenbar genügend, um das behelfsmäßige Quittungsscheinsystem zu sprengen, das für die Aufbewahrung eingerichtet worden war, und es sah so aus, als würde es ein Lotteriespiel werden, die Schirme nach dem Konzert ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben.
    Der Vorsitzende des Organisationskomitees kam zu Fenwick geeilt. «Ich habe Ihnen einen Platz in der ersten Reihe freigehalten, Chief Inspector. Hier haben Sie Ihr Programm, die Sonderausgabe.»
    «Danke, Sir, aber ich werde dort nicht sitzen. Einige Beamte des Assistant Chief Constable sollen in der ersten Reihe Platz nehmen. Ich werde den Saal von hier hinten im Auge behalten.»
    «Sie wissen, dass Sie die Aufführung da hinten nicht so genießen können.»
    «Bedauerlicherweise bin ich nicht hier, um die Aufführung zu genießen, Sir.»
     
    Rowland machte es sich bequem und wartete. Das Konzert begann verspätet, aber damit hatte er angesichts der Sicherheitsmaßnahmen gerechnet. Seine Ausrüstung war griffbereit; er konnte die Waffe in weniger als neunzig Sekunden zusammenbauen, und erst in den letzten fünfzehn würde ein aufmerksamer Beamter erkennen, worum es sich handelte. Er würde nicht mehr als noch einmal fünfzehn Sekunden brauchen, um anzulegen und abzudrücken; eine kritische Phase von maximal dreißig Sekunden.
    Falls erforderlich, würde er jeden außer Gefecht setzen oder töten, der sich ihm in den Weg stellte, schnell und lautlos, mit bloßen Händen.
    Sein Fluchtweg war einfach, würde ihn allerdings etwa fünfzehn Sekunden lang eventuellem Gewehrfeuer aussetzen. Es gab keine andere Möglichkeit. Das Triforium bot einen ausgezeichneten Ausblick, aber die

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