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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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wohl.
    »Eine Wache gefangen zu halten verstößt gegen die Regeln. Es spielt keine Rolle, ob deine Befehle vom Rat oder Satan höchstpersönlich kamen. Du wirst bestraft werden.« Vermutlich sowohl von sheoulischen als auch von himmlischen Kräften. Jede Seite war dafür verantwortlich, ihre eigene Wache zu bestrafen, aber manchmal verlangten beide Seiten das Recht, eine Strafe zu verhängen.
    »Irgendwann.« Sie wedelte wegwerfend mit der Hand. »Im Moment sind alle viel zu sehr damit beschäftigt, das Menschenreich wieder in Ordnung zu bringen. Außerdem wird das wohl kaum mehr als ein Klaps werden. Vielleicht nimmt man mir mein Amt als Wache weg. Ich werd’s überleben.«
    »Das wäre wirklich schade.«
    Obwohl seine Antwort sarkastisch gemeint war, war ein Teil von ihm dafür, dass sie am Leben blieb und ihren Job behielt. Als himmlische Wache der Reiter würde Reaver mit ihrem Nachfolger auskommen müssen, und was gefallene Engel anging, so gab es wesentlich schlimmere als Harvester.
    Er veränderte seine Position ein wenig und zuckte vor Schmerz zusammen, als seine Haut über mit Säure bedeckte Geschmacksknospen schabte. »Wie lange bin ich überhaupt schon hier?«
    In einigen Regionen des Himmels und von Sheoul-gra verlief die Zeit anders, und man wusste nie, ob eine Stunde, die man an einem dieser Orte verbrachte, drei Stunden oder drei Sekunden im Reich der Menschen entsprach. Die Zeit veränderte sich so oft und so rasch wie der Wind, ohne erkennbares Muster.
    »In der halben Stunde, die du mit Reseph hier verbracht hast, sind im Menschenreich drei Monate vergangen. Nachdem du ihn rausgeworfen hast, hat sich das Blatt gewendet. Du bist jetzt seit drei Monaten hier, aber im Menschenreich sind erst ein paar Sekunden vergangen.« Sie hob eine zierliche Schulter. Im Grunde genommen hat sich also alles ausgeglichen. Drei Monate in beiden Reichen.«
    Was bedeutete, dass Reseph erst vor Kurzem erwacht war.
    »Woher weißt du, dass ich Reseph rausgeworfen habe?«
    Harvester verdrehte die Augen. »Du bist ja wohl kaum hergekommen, um mit Dämonenseelen zu plaudern. Kein Engel würde es riskieren, ohne einen verdammt guten Grund nach Sheoul zu kommen, geschweige denn nach Sheoul-gra. Dein Grund war Reseph.« Sie grinste. »Außerdem hat Hades mir erzählt, dass du irgendwas mit Reseph gemacht hast, damit er verschwindet.«
    »Dieser blauhaarige Mistkerl«, knurrte Reaver. »Als ob der mit dem dämonischen Fegefeuer nicht genug zu tun hätte. Musste er mich auch noch bei dir verpetzen?«
    »Er wollte sich halt auch mal amüsieren.« Harvester klopfte auf ihren Rucksack. »Ich hab dir Klamotten mitgebracht.« Sie musterte ihn mit einem verruchten Blick. »Nicht, dass du sie anziehen solltest, you sexy thing.«
    Misstrauen rumorte in seinem Bauch. »Wo ist der Haken?«
    »Kein Haken.« Sie stand auf, öffnete den Reißverschluss und warf ihm eine Art Jogginghose in leuchtendem Pink mit kleinen Kätzchen drauf in den Schoß. Das war also der Haken … dämlich auszusehen. »Und wohin hast du Reseph geschickt? Ich kann ihn überhaupt nicht mehr spüren.«
    »Das sag ich dir nicht.«
    »Ich muss es aber wissen. Er ist in Gefahr.«
    Reaver packte die bescheuerte Hose und sprang auf. »Was meinst du damit, er ist in Gefahr? Resephs Siegel ist repariert und er ist nicht länger Pestilence. Die Prophezeiung der
Daemonica
wurde abgewendet.«
    Es hatte immer schon zwei apokalyptische Prophezeiungen über die vier Reiter gegeben; die eine wurde in einem heiligen Buch der Dämonen, der
Daemonica
, aufgeführt, und eine andere in der Bibel der Menschen. Ein wesentlicher Unterschied bestand darin, wie die Siegel der Reiter brechen und auf welcher Seite die Reiter kämpfen würden – gut oder böse. Reaver war erleichtert, dass nur noch die »gute« Prophezeiung übrig geblieben war, aber was auch immer Harvester da von sich gab – es jagte ihm eine Heidenangst ein.
    »Du Narr. Du weißt doch, dass sich Prophezeiungen verändern können. Resephs Siegel kann vielleicht erst dann wieder gebrochen werden, wenn die biblische Prophezeiung eintritt. Aber die Ereignisse des letzten Jahres haben eine Störung in dem verursacht, was ursprünglich vorgesehen war. Es ist nach wie vor prophezeit, dass die Reiter in der biblischen Apokalypse auf der Seite des Guten kämpfen. Aber …«
    Reaver knirschte mit den Zähnen. »Aber?«, drängte er.
    »Aber Resephs böse Seite wurde erweckt, als er zu Pestilence wurde. Sein Dämon ist nicht tot,

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