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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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du. Kein Dreier, keine Zuschauer und keine Befehle, die nicht direkt damit zu tun haben, dich zu … befriedigen.« Das letzte Wort bekam er nur mit größter Anstrengung heraus.
    »Abgemacht.« Sie kam zu ihm hinübergeschlendert und legte ihre Hand über sein Herz. »Ein Kuss, um das Ganze zu besiegeln.«
    Harvester hob den Kopf und drückte ihren Mund auf seinen. Er war sich nicht sicher, was er von ihr erwartet hatte, aber jedenfalls weder weiche Lippen noch einen Geschmack wie frisches Rosenwasser. Ganz gewiss nicht das vage Gefühl von Vertrautheit. Hatte sie ihn schon einmal geküsst? Vielleicht als er in ihrem Haus gefangen gewesen und unter dem Einfluss von Markwein gestanden hatte?
    Ihre Zunge glitt längs über die Stelle, an der seine Lippen aufeinandertrafen. Okay, wenn sie spielen wollte, würde er mitspielen. Sie dachte, sie könne einem Engel einen Kuss stehlen, sie habe die Oberhand.
    Niemals. Er packte ihre Schultern, schleuderte sie gegen die Wand und hielt sie dort mit seinem Körper fest. Seine Schwingen breiteten sich aus und hüllten sie beide in Dunkelheit. Sie ächzte, als er seine Zunge in ihren Mund stieß, nahm, anstatt zu geben.
    »Du hast es also gerne etwas härter«, murmelte sie an seinen Lippen. »Das kannst du haben.«
    Es folgte ein überraschend angenehmer brennender Schmerz in seinem Mund, und dann leckte Harvester ihm auch schon über Lippen und Zunge. Er schmeckte Blut, wusste, dass sie ihn mit ihren Fängen gebissen hatte. Eine Hitzewelle schob sich in Richtung Süden und versetzte seine Körpermitte in Aufregung.
    Das hätte nicht passieren dürfen. Er hasste Harvester. Verachtete alles an ihr. Und doch …
verdammt
.
    Ehe sie noch entdeckte, in welchem Ausmaß sein Körper ihn verriet, küsste er sie brutal, trat zurück und rief jedes bisschen eisiger Selbstbeherrschung zu Hilfe, das er besaß.
    »Die Abmachung ist besiegelt«, sagte er.
    Harvester hatte glasige Augen, als sie sich mit dem Handrücken das Blut von ihren Lippen wischte. »Besiegelt.« Sie lächelte, wobei glänzend weiße Reißzähne aufblitzten. »Dann werde ich dich mal hier rausholen. Aber denk dran, Engel. Wenn ich rufe, kommst du angelaufen. Und sieh zu, dass du vollständig bekleidet bist. Ich will dich nämlich selbst ausziehen.«
    Gethel stand auf einem Felsvorsprung in Schottland; ihr Blick war auf die Burg in der Ferne gerichtet, deren untere Hälfte in Nebel gehüllt war. Ihre scharfen Augen erspähten zwei Aegis-Älteste, Lance und Onar, die auf der südlichen Wehrmauer standen und Zigaretten rauchten. Sie fragte sich, ob sie wohl über sie redeten; zumindest hatte sie ihnen Stoff zum Reden geliefert, der wenigstens einen Monat reichen sollte. Alles Lügen, natürlich, um sie dazu zu bringen, nach ihrer Pfeife zu tanzen.
    Nun ja, die Tatsache, dass die Reiter die Aegis hassten, war keine Lüge. Aber möglicherweise hatte sie ein wenig übertrieben, als sie geschildert hatte, wie viele Aegi die Reiter zu töten planten – als Vergeltung für die Rolle der Aegis bei dem Mordversuch an Thanatos’ Kind.
    Sie wollte die Aegis dazu bringen, ihr blindlings zu folgen. Warum sollten sie das auch nicht tun? Immerhin war sie ein Engel.
    Von den Zigaretten der Ältesten stiegen zwei Rauchfahnen auf, die sich in der frischen Brise rasch auflösten. Sie konnte den Tabak fast riechen; ihr lief das Wasser im Munde zusammen. Tabak war ein eindeutig menschliches und dämonisches Vergnügen; deshalb rümpften die meisten Engel die Nase, wenn sie auch nur vom Hauch einer Rauchwolke belästigt wurden. Doch bei ihrem gestrigen Treffen mit Luzifer war ihr eine Vielzahl sündiger Drogen, Getränke und Nahrungsmittel angeboten worden, und sie hatte unmöglich alles ablehnen können. Nicht, wenn Luzifer – Satans rechte Hand – darauf bestand, dass sie etwas zu sich nahm.
    Die Zigarette war nur ein weiterer Schritt auf dem Pfad, von dem sie nicht zurückkehren konnte, und jeder Schritt war ein weiteres Messer in ihrer Seele.
    Drei Monate lang hatte sie geleugnet, dass es wirklich so schlimm gewesen war, Pestilence zu helfen. Doch mit jeder neuen Sünde, jeder gegen den Himmel gerichteten Handlung, gestand sie es sich mehr ein.
    Trotzdem fühlte sie sich, als ob sie auf einem schmalen Grat zwischen Gut und Böse balancierte und sich noch nicht entschieden hatte, in welchen Teich sie schließlich mit beiden Füßen springen würde. Zum Beweis, dass sie nicht durch und durch schlecht war, hatte sie den Mächten der

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