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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Löffel klirrte gegen ihre Schüssel, als sie nach einer Kidneybohne fischte. »Ich habe den Rest des Feuerholzes geholt, das ich am Tag davor klein gemacht hatte.«
    »Feuerholz …« Ihm fielen die Bäume ein, die er gesehen hatte, als er in der Schneewehe lag. »Was für ein Tag ist heute?«
    »Der zehnte Dezember.«
    Cool. Wenn er auch keinen Schnee mochte, war Dezember doch sein Lieblingsmonat. »Weihnachtszeit. Vielleicht wollte ich ja einen Weihnachtsbaum holen.«
    »Nackt? Ohne Axt oder irgendein Fahrzeug? Und wenn es so war, dann war das unbefugtes Betreten.«
    Reseph trank seine Limo aus. »Du hast mich auf deinem Grundstück gefunden?«
    »Genau.«
    Er beobachtete sie, während sie in ihrem Chili rührte. Ihre Hände waren zart, aber rau von der Arbeit. »Du lebst hier ganz allein?«
    »Wieder richtig.«
    »Wieso?«
    Sie zuckte mit den Achseln, sodass das aufgestickte Emblem auf ihrer Hemdtasche – ein schwarzer Wolf – tanzte. »Ich bin halt gerne für mich.«
    Reseph war eindeutig nicht gern allein. »Hast du einen Gefährten?«
    Eine dunkle Augenbraue wanderte nach oben. »Du meinst, einen Freund oder so?«
    »Einen Geliebten. Du weißt schon, einen Gefährten halt.«
    »Ich würde wirklich zu gerne wissen, woher du kommst«, murmelte sie. »Aber nein. Kein … Gefährte.«
    Aus irgendeinem Grund sagte ihm diese Antwort zu. »Warum nicht? Du bist hübsch. Du solltest jede Menge davon haben.«
    Sie hüstelte. »Vielleicht sollten wir uns lieber auf deine Lage konzentrieren.«
    Damit hatte sie vermutlich recht, aber er wusste gar nicht, wo er überhaupt anfangen sollte. »Hast du einen Computer?«
    »Hab ich, aber das Internet läuft über eine Wählverbindung und ist ziemlich zickig. Genauso wie der Strom.«
    »Was ist mit Fernsehen?«
    »Ich hab eine Satellitenschüssel, aber die funktioniert auch nicht immer.«
    Zickiges Internet und Strom, unzuverlässiges Fernsehen und noch dazu Schnee. Gott, Jillian lebte in der Hölle. »Was machst du denn dann hier? Wie kriegst du die Zeit rum?«
    »Ich lese viel. Ich wandere durch den Wald und sammle Pilze. Im Grunde hab ich immer was zu tun. Die meiste Zeit geht für die Arbeit auf der Farm drauf.«
    Pilze sammeln? Warum um alles in der Welt sollte man so was machen, wenn man die Dinger im Laden kaufen konnte? »Klingt so, als ob du hier festsitzt. Die Farm ist ein richtiger Klotz am Bein.«
    Ärger blitzte auf ihrer Miene auf. »Von wegen Klotz am Bein – ich liebe meine Farm.«
    »Aber du bist allein.« Er betrachtete sie und dachte, dass sie viel zu schön sei, um jemals allein zu sein. »Und eine Farm bedeutet eine Menge Verantwortung.«
    »Keins von beidem ist schlecht«, erwiderte sie, aber Reseph war sich nicht so sicher. Allein zu sein war echt scheiße, und
Verantwortung
war nur ein anderer Ausdruck für
Klotz am Bein
. »Wie sind wir eigentlich wieder auf mich gekommen?«
    »Ich erinnere mich an eine Schneewehe«, sagte er einfach. »Und dabei mag ich Schnee gar nicht.«
    »Tut mir leid, Reseph.« Sie ließ den Löffel in ihr halb aufgegessenes Chili fallen, als ob sie den Appetit verloren hätte. »Sobald der Sturm nachlässt, fahren wir mit dem Schneemobil in die Stadt, sollte die Straße nicht frei sein. Ich bring dich ins Büro vom Sheriff, und dort werden sie dir helfen.«
    Eine seltsame Angst überkam ihn und nahm auch ihm den Appetit. »Du darfst mich nicht dorthin bringen.« Seine Stimme war peinlicherweise zu einem heiseren Flüstern degeneriert.
    »Muss ich aber.« Sie griff nach einer Serviette. »Die können dir besser helfen als ich.«
    Sein Herzschlag begann zu rasen und eine Ladung heißen Adrenalins versengte seine Adern. Natürlich wollte er herausfinden, wer er war, aber in diesem Moment war das Einzige, was er kannte, Jillian und ihr Blockhaus. Er konnte es auf keinen Fall mit noch mehr Unbekanntem aufnehmen. Und er durfte auf keinen Fall wieder allein gelassen werden. Vorausgesetzt, er war überhaupt allein gelassen worden.
    Er rückte seinen Stuhl vom Tisch weg und stand so hastig auf, dass Jillian erschreckt auf die Füße sprang.
    »Was hast du denn?«, fragte sie. »Was ist los?«
    »Ach, gar nichts.« So ein Quatsch, das entsprach keineswegs der Wahrheit. Er schüttelte den Kopf, in dem es zu hämmern begonnen hatte, beinahe so, als ob da drin jemand hockte und gegen seinen Schädel klopfte. »Alles. Mist, ich weiß auch nicht.«
    Sie begann auf ihn zuzugehen, doch er war nicht bereit, berührt zu werden. Oder zum Schweigen

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