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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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winzigen Badezimmer. Trotz ihrer Verärgerung konnte sie den Blick einfach nicht von seinem Körper abwenden, als er dort über den Holzboden ging. Jeder Muskel war ein fließendes Kunstwerk, wie er seine Beine vorwärtsbewegte, indem er sich streckte und wieder zusammenzog. Und dieser Arsch … oh mein Gott, er hatte die hinreißendsten Gesäßmuskeln, die sie je gesehen hatte.
    Er verschwand im Badezimmer. Sie hätte jeden Eid abgelegt, dass er zum Schluss seine Arschmuskeln nur für sie noch einmal hatte spielen lassen. Oh, dieser Kerl musste unbedingt hier raus.
    Während er duschte, begab sie sich in die Küche, um das Chili in seinem Schmortopf umzurühren, ehe sie die Treppe in den Keller hinunterstieg. Die eine Hälfte des unterirdischen Raumes war mit allen möglichen Nahrungsmitteln angefüllt. Auf der anderen stapelten sich die Überreste ihres Lebens in Florida, große Plastikkisten mit Weihnachtsschmuck und Dinge, die ihren Eltern gehört hatten.
    Seit sie hergezogen war, hatte sie sich den ganzen Kram nicht ein einziges Mal angesehen, und sie verfluchte die Tränen, die in ihren Augen aufstiegen, als sie nun eine der Plastikboxen durchwühlte, in denen Kleidungsstücke ihrer Eltern lagerten. Jedes Hemd brachte eine Erinnerung zurück, jedes Paar Schuhe eine Geschichte.
    Schnapp dir einfach irgendwas und bring’s hinter dich.
    Allerdings war Jillian sich nicht sicher, ob sie mit dieser Strategie großen Erfolg haben würde. Auch wenn ihr Vater ein groß gewachsener Mann gewesen war, gab es unter seiner Kleidung nichts, was Reseph wirklich passen würde. Na ja, dann musste er sich halt mit der tannengrünen Flannellschlafanzughose und dem schwarzen Sweatshirt in Übergröße abfinden.
    Froh, den Ausflug in die Vergangenheit hinter sich gebracht zu haben, stapfte sie die Stufen wieder hinauf. Um ein Haar hätte sie sich an ihrer Zunge verschluckt, als sie die Küche in genau demselben Moment betrat, in dem Reseph hereingeschlendert kam.
    Vollkommen nackt.
    »Ähm … hast du kein Handtuch gefunden?«
    Er blickte an sich hinab. »Doch, sicher. Ich bin trocken.«
    Offensichtlich besaß der Mann nicht das geringste Schamgefühl. »Na klar. Ich Dummerchen.« Sie hielt ihm die Kleidung hin. »Meinst du, du hast dir vielleicht den Kopf gestoßen?«
    »Das würde jedenfalls erklären, warum ich das Gedächtnis verloren habe.« Okay, sicher, das würde die Amnesie erklären, aber das hatte sie gar nicht gemeint.
    Während er sich anzog – eher widerwillig, erschien es ihr –, gab sie Chili in Schüsseln. Als sie Löffel aus einer Schublade nahm, spürte sie auf einmal eine Präsenz hinter sich. Resephs Wärme umschloss sie förmlich, als er ihr über die Schulter blickte.
    »Sieht gut aus.«
    Reseph besaß also weder Schamgefühl, noch schien er zu wissen, dass man anderen Menschen nicht zu dicht auf die Pelle rückte. Aber wenigstens hatte er sich was angezogen.
    »Es
ist
gut.« Sie beeilte sich, aus seinem Schatten zu entfliehen. »Ist ein Rezept von meiner Mom.« Sie stellte die Schüsseln auf den Tisch. An entgegengesetzten Seiten.
    »Ich frage mich, ob ich eine Mom habe.« Es lag eine Spur von … Trauer? … Angst? … Sorge? … in seiner Stimme. Vielleicht eine Mischung aus allen drei.
    Sie konnte sich kaum vorstellen, wie sie sich fühlen würde, wenn sie an einem fremden Ort aufwachen würde, ohne sich zu erinnern, wie sie dorthin gelangt war oder wer sie war. Die Vorstellung, dass es irgendwo eine Familie – vielleicht einschließlich einer Frau – gab, die vielleicht nach ihm suchte, musste beunruhigend sein.
    Vor allem, nachdem er mit einer ihm völlig fremden Frau Sex hatte haben wollen. Jillian hoffte nur, dass er nicht verheiratet war.
    »Sorgen wir erst mal dafür, dass du was in den Magen bekommst, und dann sehen wir, was wir herausfinden können.« Sie öffnete den Kühlschrank. »Ich habe Milch, Wasser, Orangensaft, Sprite –«
    »Bier?«
    »Tut mir leid, Bier ist aus.« Sie trank gerne hin und wieder mal ein kaltes Bier, aber ein Getränk für den Winter war es nicht.
    »Chili ohne Bier ist an manchen Orten ein Verbrechen«, sagte Reseph. »Oder sollte es zumindest sein. Dann Sprite bitte.«
    Sie nahm zwei Dosen und zwei Gläser, und als sie sich umdrehte, saß Reseph bereits. Allerdings hatte er seine Schüssel einen Platz weiter geschoben, näher zu ihr. Sie seufzte. Ihre Mom hätte gesagt, den müsse man erst mal ordentlich erziehen.
    »Danke«, sagte er leise.
    »Ist doch nur

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