Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Kind, ein kleiner Junge mit strahlendem, hübschem Lächeln …
Plötzlich erbebte Griffith’ Geist. Ein furchtbarer, reißender Sog verursachte ihm Schwindel. Tausend Stimmen schrien unverständlich durch die Risse der Realität. Eine Sekunde lang fühlte er sich, als müsste er den Verstand verlieren.
Wie viele werden kurzerhand verhungern, in Lachen aus Kot und Urin sitzen und einfach nur warten? Millionen? Milliarden?
„Was, wenn ich mich irre?“, flüsterte Griffith. „Alan, sagen Sie mir, dass ich mich nicht irre, dass ich all dies aus den richtigen Beweggründen tue …“
„Sie irren sich nicht“, sagte Dr. Kinneson ruhig. „Sie tun all dies aus den richtigen Beweggründen.“
Griffith starrte ihn an. „Sagen Sie mir, dass Ihre Frau eine Hure ist.“
„Meine Frau ist eine Hure“, sagte Dr. Kinneson. Kein Zögern. Keine Zweifel.
Griffith lächelte, und die Angst schmolz dahin.
Seht nur, was ich erreicht habe. Ein Geschenk … Meine Schöpfung ist ein Geschenk an die Welt. Eine Chance für die Menschheit, wieder zu erstarken – ein friedlicher Tod für all die Louis Thurmans, die es gibt, und das ist mehr, als sie eigentlich verdienen …
Er hatte zu hart gearbeitet, hatte sich erschöpft. Der Stress setzte ihm allmählich zu. Doch er konnte nicht zulassen, dass die Belastung seines Körpers abermals seinen Verstand beeinträchtigte. Es würde keine Tests mehr geben. Er würde den Tag stattdessen damit verbringen, alles abzuschließen und die Säuberung vorzubereiten.
Morgen bei Sonnenaufgang wollte Dr. Griffith sein Geschenk dem Wind übergeben.
SECHS
Karen Driver war eine hoch aufgeschossene, schlaksige Frau Anfang dreißig mit kurzem blonden Haar und ernstem, geschäftsmäßigem Auftreten. Ihr kleines Haus war makellos aufgeräumt und beinahe antiseptisch sauber. Die Kleidung, die sie für Rebecca herausgesucht hatte, war zweckmäßig und perfekt zusammengefaltet: ein dunkelgrünes T-Shirt und eine dazu passende gestärkte Hose, schwarze Baumwollsocken und Unterwäsche. Selbst das Badezimmer schien Karens Persönlichkeit widerzuspiegeln – an den weißen Wänden reihten sich Regale, jedes seinem Zweck entsprechend ordentlich eingeräumt.
Von wegen Forensik-Wissenschaftlerin, das ist eine pathologische Ordnungsfanatikerin!
Rebecca empfand sofort Schuldbewusstsein ob dieses Gedankens. Karen war durchaus hilfsbereit gewesen, auf eine brüske Art sogar fast freundlich. Vielleicht verabscheute sie einfach nur jegliche Form von Unordnung.
Rebecca saß auf dem Toilettenrand und krempelte die zu langen Hosenbeine über die Knöchel. Sie war erleichtert, aus ihren alten Klamotten heraus zu sein, und fühlte sich überraschend klar nach einer Nacht, die sie hatte durchschlafen können. Am Flughafen hatte David ein Auto gemietet, und in den frühen Morgenstunden hatten sie ein billiges Motel gefunden, wo sie in ihre getrennten Zimmer geschwankt waren. Rebecca war zu müde gewesen, um mehr zu tun, als nur ihre Schuhe auszuziehen und ins Bett zu kriechen. Sie war um kurz vor zehn erwacht, hatte geduscht und dann nervös gewartet, bis David an ihre Tür klopfte …
Rebecca hörte, wie die Haustür aufging und wieder geschlossen wurde. Neue Stimmen erklangen im Wohnzimmer. Sie schlüpfte in ihre Tennisschuhe, schnürte sie hastig zu und spürte, wie ihre Unruhe sprunghaft noch um ein paar Grade stieg. Das Team war versammelt. Jetzt wurde es allmählich ernst, und obwohl sie seit dem Aufwachen an kaum etwas anderes gedacht hatte, traf sie diese Erkenntnis doch wie ein Schock. Der Überraschungsangriff auf Barrys Haus schien in einem anderen Leben stattgefunden zu haben, obwohl er doch nur wenige Stunden zurücklag.
Und in ein paar Stunden wird alles vorbei sein. Dennoch, das, was dazwischen liegt, macht mir Sorgen. David und sein Team waren nicht in der Spencer-Villa, sie haben weder die Hunde gesehen, noch die Schlangen, die abnormen Kreaturen in den Tunneln oder den Tyranten.
Im Aufstehen schüttelte Rebecca die Bilder ab, klaubte ihre schmutzigen Kleider zusammen und stopfte sie in die leere Tasche, die sie während des Fluges bei sich getragen hatte. Es gab keine Hinweise darauf, dass es in der Caliban-Cove-Einrichtung genauso aussehen würde – und sich darüber den Kopf zu zermartern, würde nicht das Geringste daran ändern.
Vor dem Spiegel hielt sie inne und studierte die angespannten Züge der jungen Frau, die ihr daraus entgegenblickte – dann öffnete sie die Tür. Sie ging in
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