Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
doch als sie näherkam, entschied er, dass er ihr verzeihen wollte. Sie war schön, und ihr Ausdruck verriet echte Erleichterung darüber, ihn zu sehen – ein höchst willkommener Anblick nach so viel Tod.
„Tut mir leid“, sagte sie. „Als ich die Uniform sah, dachte ich, Sie seien ein Zombie.“
Sie war Halbasiatin, zartgliedrig, aber groß, ihr kurzes Haar von einem kräftigen, glänzenden Schwarz. Ihre tiefe, seidige Stimme war fast ein Schnurren, ein seltsamer Kontrast zu der Art und Weise, wie sie ihn ansah. Das leichte Lächeln schien die mandelförmigen Augen, mit denen sie ihn eingehend musterte, nicht zu erreichen.
„Wer sind Sie?“, fragte Leon.
„Ada Wong.“ Wieder dieses kehlige Schnurren. Sie neigte, immer noch lächelnd, den Kopf zur Seite.
„Ich bin Leon Kennedy“, erwiderte er wie aus einem Reflex heraus, nicht sicher, wo er mit seinen Fragen weitermachen sollte. „Ich … Was tun Sie hier unten?“
Ada nickte in Richtung des Vans, der sich hinter ihr befand – ein RCPD -Transporter, der den Zellentrakt blockierte. „Ich kam nach Raccoon, um einen Mann zu suchen, einen Reporter namens Bertolucci. Ich habe Grund zu der Annahme, dass er sich in einer der Zellen aufhält, und ich glaube, er könnte mir helfen, meinen Freund zu finden … “ Ihr Lächeln verblasste, ihr scharfer, fast elektrisierender Blick traf den seinen. „Und ich glaube, er weiß über alles Bescheid, was hier passiert ist. Würden Sie mir bitte helfen, den Van aus dem Weg zu räumen?“
Wenn auf der anderen Seite der Garagenwand ein Reporter eingesperrt war, der ihnen irgendetwas erzählen konnte, wollte Leon ihn unbedingt treffen. Er wusste nicht recht, was er von Adas Geschichte halten sollte, konnte sich aber keinen Grund vorstellen, weshalb sie hätte lügen sollen. Das Revier war nicht sicher, und sie suchte nach Überlebenden, genau wie er.
„Ja, okay“, sagte er. Er fühlte sich etwas überrumpelt von ihrer sanften und zugleich direkten Art. Es war, als habe sie die Kontrolle über diese Begegnung übernommen, mittels subtiler, aber bewusster Manipulation, die ihr die Führungsrolle eingetragen hatte – und angesichts der lässigen Art, wie sie sich umdrehte und zurück zum Van ging, als gebe es nicht den leisesten Zweifel daran, dass er ihr folgen würde, glaubte Leon, dass sie sich dessen sehr wohl bewusst war.
Sei nicht paranoid – es gibt starke Frauen. Und je mehr Leute wir finden können, desto mehr Unterstützung hast du, um nach Claire zu suchen.
Vielleicht war es an der Zeit aufzuhören, Pläne zu schmieden, und einfach zu versuchen, Schritt zu halten. Leon schob die Magnum ins Holster und folgte Ada. Er hoffte, dass sich der Reporter dort befand, wo sie ihn vermutete – und dass die Dinge allmählich einen Sinn ergeben würden, je früher, desto besser.
DREIZEHN
Sherry Birkin war fort, und Claire vermochte sich nicht in den Lüftungsschacht zu zwängen, um ihr zu folgen. Was oder wer auch immer da geschrien und das kleine Mädchen so fürchterlich erschreckt hatte, hatte sich nicht gezeigt, und Sherry kroch vielleicht immer noch verzweifelt durch einen dunklen, staubigen Tunnel. Offenbar hatte sie sich eine Zeit lang nahe dieses Rohres versteckt – es lagen leere Schokoriegelverpackungen herum, und eine muffige alte Decke war in die Öffnung gestopft. Das armselige kleine Versteck lag verborgen hinter drei aufgestellten Ritterrüstungen.
Als ihr klar geworden war, dass Sherry nicht wiederkommen würde, hatte Claire Irons’ Büro aufgesucht, in der Hoffnung, dass er ihr sagen könnte, wohin der Schacht führte, doch Irons war weg – zusammen mit dem Leichnam der Bürgermeistertochter.
Claire stand in dem Büro, beobachtet von den stummen Glasaugen der morbiden Dekoration, und fühlte sich zum ersten Mal, seit sie in der Stadt angekommen war, wirklich unsicher. Sie hatte sich aufgemacht, um Chris zu suchen – doch das war nicht mehr ihr einziges Ziel. Jetzt musste sie außerdem Zombies ausweichen, mit Leon Kontakt aufnehmen und diesen unheimlichen Chief Irons meiden – und das alles in ziemlich genau dieser Reihenfolge. Doch in den wenigen Augenblicken zwischen der Begegnung mit dem kleinen Mädchen und jenem seltsamen, heulenden Schrei hatten sich ihre Prioritäten dramatisch verlagert. Ein Kind war in diesen Albtraum verstrickt, ein süßes, kleines Mädchen, das glaubte, dass ihm ein Monster nachstellte.
Vielleicht stimmt es ja sogar. Wenn ich akzeptieren kann, dass es in
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