Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
T-Virus-Zombies, wenn sie einmal infiziert waren, so bald wie möglich auf die Suche nach etwas Fressbarem begaben, ihre Häuser verließen und durch die Straßen wankten. Natürlich nicht alle, aber doch so viele, dass es im Allgemeinen sicherer war, durch Gebäude zu gehen als sich im Freien aufzuhalten.
Ein Geräusch … Ein leises Stöhnen, das durch eine der Wohnungstüren weiter unten im Flur drang. Jill erstarrte. Sie hatte die Waffe in der Hand und lauschte, von welcher Seite es kam. Im selben Moment stellte sie fest, dass sie Gas roch.
„Scheiße“, flüsterte sie und versuchte sich den Grundriss des Gebäudes in Erinnerung zu rufen, während ihr der beißende Geruch weiter in die Nase stieg. Dort wo der Korridor ein T bildete nach rechts und dann …
… dann wieder rechts? Oder liegt die Lobby bereits dort? Denk nach, du warst doch vor zwei Tagen hier – Herrgott, das muss ein Riesenleck sein!
Von weiter vorne kam neuerliches Ächzen, aus der Wohnung auf der linken Seite. Es war der geistlose, hohle Laut, den die Zombies erzeugten; das einzige Geräusch, zu dem sie noch in der Lage waren, soweit Jill wusste. Die Tür stand einen Spalt breit offen, und Jill glaubte beinahe sehen zu können, wie schimmernde Wellen gasgesättigter Luft auf den Gang herauswogten.
Sie umfasste die Beretta fester und tat einen Schritt nach hinten. Sie würde den Weg, den sie gekommen war, zurückgehen müssen. Sie wagte es nicht zu schießen, und sie war nicht scharf darauf, einen der Träger mit bloßen Händen abzuwehren – ein einziger Biss, vielleicht nur eine Schramme, würde die Infektion auf sie übertragen. Noch ein Schritt zurück und …
Es knarrte!
Jill kreiselte herum und riss instinktiv die Waffe hoch, als fünf Meter hinter ihr die Tür aufschwang. Ein schlurfender Mann mit hängenden Schultern taumelte heraus ins Dämmerlicht und schnitt ihr den Weg zum rückwärtigen Eingang ab. Er hatte die fahle Haut und die toten Augen eines Virusträgers, als sei der Makel, dass eine seiner Wangen zerfetzt war, noch nicht Beweis genug. Zombies spürten keinen Schmerz. Als dieser hier seinen Mund öffnete, um hungrig zu stöhnen, konnte Jill seine graue, aufgequollene Zunge sehen, und nicht einmal der Gasgeruch vermochte den widerlich süßen Gestank seines verfaulenden Fleisches zu übertünchen.
Jill drehte sich um und sah, dass der Gang vor ihr immer noch leer war. Ihr blieb keine andere Wahl, als an dem Apartment mit dem Gasleck vorbeizurennen und zu hoffen, dass der Bewohner zu langsam war, um sie einzuholen.
Lauf! Mach schon!
Sie lief los, hielt sich so weit auf der rechten Seite des Ganges, wie sie nur konnte, und rang mit den Armen rudernd um mehr Tempo. Währenddessen wurden die Auswirkungen des Gases spürbar – eine leichte Verzerrung des Lichtes, ein Schwindelgefühl, ein schlechter Geschmack hinten in Jills Kehle. Sie rannte an der spaltbreit offenen Tür vorbei, vage erleichtert, dass sie sich nicht weiter öffnete, und plötzlich erinnerte sie sich, dass die Lobby gleich rechts lag. Sie bog um die Ecke …
… und prallte mit einer Frau zusammen. Jill brachte sie zu Fall, während sie selbst zur Seite torkelte und mit der rechten Schulter gegen die Stuckwand prallte – so hart, dass feiner Puder auf sie herabrieselte. Sie bemerkte es kaum, weil sie zu sehr auf die gestürzte Frau und die drei Gestalten achtete, die außerdem noch in dem kleinen Foyer standen und die ihre Aufmerksamkeit jetzt auf Jill richteten. Sie alle waren Virusträger.
Die Frau, gekleidet in die Fetzen eines einstmals weißen Nachthemds, gluckste zusammenhangslos und versuchte, sich aufzusetzen. Eines ihrer Augen fehlte, die rote, rohe Höhle glänzte im Deckenlicht. Die anderen drei, alles Männer, kamen stöhnend auf Jill zu, hoben langsam ihre brandigen Arme. Zwei von ihnen blockierten die Wand aus Metall und Glas, die zur Straße wies – Jills Fluchtweg.
Drei zu Fuß, ein kriechender Zombie, der nach ihren Beinen grapschte, und mindestens zwei hinter ihr … Jill wich hastig zur Seite aus, in Richtung der Sicherheitstür, und richtete die Waffe auf die sich abschälende Stirn des am nächsten befindlichen Zombies, kaum zwei Meter entfernt. Die Briefkastenwand hinter ihm bestand aus Metall, aber sie hatte keine andere Wahl, konnte nur hoffen, dass die Gasdämpfe hier schwächer waren.
Die Kreatur stürzte nach vorn. Jill schoss und sprang gleichzeitig auf die Tür zu, als das Halbmantelgeschoss in den Schädel des
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