Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
die Stadt zurückkehren und es aus einer anderen Richtung probieren müssen. Sie hatte fünf volle Magazine mit je fünfzehn Schuss, aber sie würde mehr brauchen … eine Schrotflinte vielleicht. Wenn sie keine Patronen auftrieb, konnte sie die Bastarde damit wenigstens niederknüppeln.
„Dann also zu Jack “, sagte sie leise. Sie presste sich die Handballen gegen die Augen und fragte sich, wie sie das alles je bewältigen sollte.
VIER
Sie erreichten die Stadt am späten Nachmittag. Carlos’ Blick auf die Uhr zufolge war es 16.50 Uhr, und sie machten sich bereit, über einem verlassenen Grundstück auszusteigen. Offenbar lag in der Nähe eine unterirdische Einrichtung, die Umbrella gehörte. Jedenfalls hatte man ihnen das während des Briefings erzählt.
Carlos stellte sich mit seinem Trupp in einer Reihe auf. Das Sturmgewehr über der Schulter, hakte er sich an der Ausstiegsleine fest und wartete darauf, dass Hirami die Tür öffnete. Direkt vor Carlos stand Randy Thomas, einer von den freundlicheren Burschen in Trupp A. Randy warf ihm einen Blick zu und knurrte gespielt, während er Zeigefinger und Daumen als Pseudowaffe auf Carlos richtete. Carlos grinste, dann krallte er die Hände in den Bauch, als sei er getroffen. Nur ein alberner Spaß, aber Carlos merkte, wie er sich ein wenig entspannte, als ihr Anführer die Tür aufzog und der Lärm mehrerer Hubschrauber die Kabine erfüllte.
Immer zu zweit glitten die Männer vor Carlos an den doppelten Abseilleinen hinunter, die am Helikopter verankert waren. Carlos trat näher auf die Öffnung zu und kniff die Augen gegen den peitschenden Wind zusammen. Er wollte sehen, wo sie landen würden.
Ihr Helikopter warf in der Sonne des späten Tages einen langen Schatten, und am Boden konnte er Männer sehen, die zu anderen Zügen gehörten. Sie stellten sich truppweise auf. Dann war er an der Reihe. Er trat eine Sekunde nach Randy hinaus. Der Nervenkitzel des praktisch freien Falles ließ ihm den Magen bis in die Brust hochsteigen. Der Himmel wischte verschwommen vorbei, und dann kam er unten auf, hakte sich von der Leine los und eilte dorthin, wo Hirami stand.
Ein paar Minuten später waren sie alle unten. Fast synchron schwenkten die vier Transporthubschrauber nach Westen ab und brummten davon. Das Motorengeräusch schwand, während sich der Staub um die Truppen herum senkte. Carlos fühlte sich wachsam und bereit, als die Trupp- und Zugführer anfingen, in verschiedene Richtungen zu deuten und Routen zuwiesen, die bereits ausgeklügelt worden waren, bevor sie das Stabsbüro verlassen hatten.
Schließlich, während die Hubschrauber kleiner wurden, konnten sie wieder hören – und Carlos fühlte sich von der Stille ihrer Umgebung regelrecht getroffen. Keine Autos, keinerlei Industriegeräusche, und doch befanden sie sich am Rand einer Stadt von ansehnlicher Größe. Seltsam, wie man all diese Geräusche als gegeben hinnahm und sie gar nicht bemerkte, bis sie nicht mehr da waren.
Mikhail Victor, der Supervisor von Zug D, stand schweigend bei Hirami und den beiden anderen Truppführern, Cryan und dem unheimlichen Russen, während die Kommandanten der Züge A, B und C Anweisungen erteilten und die Trupps flott und mit einem Minimum an möglicher Geräuschentwicklung aufbrachen. Ihre Stiefeltritte klangen dennoch überlaut in der stillen Luft, und auf einigen der vorüberziehenden Gesichter entdeckte Carlos den Ausdruck vagen Unbehagens; ein Ausdruck, von dem er wusste, dass auch er selbst ihn zur Schau trug.
Wahrscheinlich war es deshalb so ruhig, weil die hier lebenden Menschen krank zu Hause lagen oder sich irgendwo verkrochen hatten, aber die Stille blieb trotzdem gespenstisch …
„Trupp A, im Laufschritt!“, rief Hirami, und selbst seine Stimme wirkte seltsam gedämpft. Doch Carlos verscheuchte den Eindruck aus seinem Kopf, während sie hinter Hirami hertrabten. Wenn er sich richtig an das Briefing erinnerte, bewegten sie sich alle in grob westliche Richtung, zum Zentrum von Raccoon City, wobei die Züge auseinander fächerten, um ein möglichst großes Gebiet abzudecken.
Nach hundert Metern war Trupp A allein, dreißig Soldaten, die durch ein Industriegebiet liefen, das sich nicht sehr von jenem unterschied, in dem ihr Stabsbüro lag – heruntergekommene Grundstücke, mit Müll übersät, unkrautüberwucherte Erdflächen, umzäunte Lagerhäuser.
Carlos’ Miene verfinsterte sich, und er konnte einfach nicht stumm bleiben. „ Fuchi! “, sagte er
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