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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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dafür aufzubringen. Ihre Handlungen waren kindisch. Selbstbezogen. Völlig gedankenlos! Der Schaden, den Sie angerichtet haben – all die Jahre, in denen wir das Labor geplant und aufgebaut haben –«
    Er unterbricht sich, schluckt schwer.
    »Dieses Thema müssen wir ein anderes Mal besprechen«, sagt er dann ruhiger. »Vielleicht unter vier Augen. Heute bin ich nur hier, weil Mr Kent mich darum gebeten hat.«
    Ich blicke auf. Schaue Castle an. Dann Adam.
    Adam sieht aus, als wolle er davonrennen.
    Ich ertrage das Warten nicht länger. »Sie haben etwas über ihn in Erfahrung gebracht«, sage ich. Nicht als Frage, sondern als Feststellung. Es kann keinen anderen Grund geben, weshalb Adam Castle hinzugebeten hat.
    Etwas Schreckliches ist bereits geschehen. Etwas Schreckliches wird geschehen.
    Ich spüre es.
    Adam starrt mich an, presst die Fäuste auf die Schenkel. Er sieht nervös aus; ängstlich. Ich weiß nicht, was ich tun soll, außer ihn auch anzustarren. Ich weiß nicht, wie ich ihm Trost spenden soll. Ich habe vergessen, wie man lächelt. Ich komme mir vor, als sei ich in der Geschichte einer anderen Person gefangen. Die ein grauenhaftes Ende haben wird.
    Castle nickt langsam.
    Sagt: »Ja. Ja, wir haben die faszinierende Eigenschaft von Mr Kents Begabung entdeckt.« Er geht zur Wand, lehnt sich an. Nun steht nichts mehr zwischen Adam und mir. »Wir glauben, dass wir jetzt begriffen haben, weshalb er Sie berühren kann, Ms Ferrars.«
    Adam wendet sich ab, presst eine Faust auf den Mund. Seine Hand zittert leicht, aber er scheint sich jedenfalls besser zu halten als ich. Denn etwas in meinem Inneren brüllt, und mein Kopf steht in Flammen, und die Angst tritt mir auf die Kehle und erstickt mich.
    »Was ist es?« Ich richte den Blick auf den Boden und zähle Fliesen und Laute und Risse und nichts.
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    2, 3, 4
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    2, 3, 4
    »Er kann … Dinge umkehren«, sagt Castle.
    Ich blinzle verwirrt, 5, 6, 7, 8mal. Alle meine Zahlen knallen auf den Boden, addieren und subtrahieren und multiplizieren und dividieren sich. »Was?«
    Das ist eine falsche Nachricht. Sie klingt gar nicht schrecklich.
    »Wir haben es eigentlich durch Zufall herausgefunden«, erklärt Castle. »Unsere Tests waren ziemlich ergebnislos. Aber eines Tages, als ich trainierte, wollte Mr Kent mit mir sprechen und berührte meine Schulter.«
    Warte ab.
    »Und … ganz plötzlich«, sagt Castle und holt tief Luft, »konnte ich nicht mehr weitermachen. Es … es war, als sei ein Kabel in meinem Inneren durchtrennt worden. Ich merkte es sofort. Er wollte, dass ich mich ihm zuwende, und hatte mich dabei versehentlich außer Kraft gesetzt. So etwas war mir noch nie zuvor passiert.« Er schüttelt den Kopf. »Wir haben dann mit ihm gearbeitet, um festzustellen, ob er seine Fähigkeit mit dem Willen beeinflussen kann. Und«, Castle klingt aufgeregt, »wir wollten herausfinden, ob er projizieren kann. Verstehen Sie, Mr Kent braucht keinen Hautkontakt, um seine Kräfte wirken zu lassen – ich trug eine Jacke, als er mich berührt hat. Das heißt also, dass er dabei bereits projiziert hat, zumindest in geringem Ausmaß. Und ich glaube, wenn man ihn weiter trainiert, wird er seine Gabe auch auf größere Oberflächen anwenden können.«
    Ich habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.
    Ich sehe Adam fragend an; ich möchte, dass er mir das mit eigenen Worten erklärt, aber er schaut nicht auf. Er bleibt stumm, und ich verstehe nichts. Das hört sich eigentlich nicht erschreckend, sondern eher gut an. Da kann etwas nicht stimmen. Ich sage zu Castle: »Adam kann also die besondere Kraft anderer – ihre Gabe – oder was es ist – außer Kraft setzen? Sie sozusagen abschalten?«
    »Es scheint so, ja.«
    »Haben Sie das auch mit anderen getestet?«
    Castle sieht beleidigt aus. »Selbstverständlich. An allen Mitgliedern von Omega Point, die besondere Kräfte haben.«
    Doch etwas passt nicht ins Bild.
    »Aber als wir hier ankamen?«, frage ich. »Da war er schwer verletzt, und die Zwillinge konnten ihn heilen. Weshalb hat er dann ihre Fähigkeiten nicht blockiert?«
    »Ah.« Castle nickt. Räuspert sich. »Ja. Sehr scharfsinnig, Ms Ferrars.« Er geht im Zimmer auf und ab. »Hier … wird die Erklärung etwas kompliziert. Nach eingehenden Studien haben wir feststellen können, dass Mr Kents Fähigkeit eine Art … Abwehrmechanismus ist. Den er noch nicht steuern kann. Diese Fähigkeit hat sein Leben lang automatisch funktioniert, auch wenn sie nur dazu dient, andere

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