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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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zu matt. Er sieht aus, als hätte er nicht genug gegessen, seit Wochen nicht geschlafen. Er zögert, leckt sich die Lippen, presst sie zusammen. Dann spricht er. »Es tut mir leid«, sagt er. »Es tut mir so leid, dass ich es dir nicht gesagt habe. Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    Und ich will lachen und lachen und lachen, bis die Tränen mich auflösen.
    »Ich verstehe, dass du es mir nicht sagen wolltest«, flüstere ich. »Du wolltest das hier vermeiden.« Ich weise matt auf das Zimmer.
    »Du bist nicht böse auf mich?« Seine Augen sind so schrecklich hoffnungsvoll. Er sieht aus, als wolle er zu mir kommen, und ich strecke die Hand aus, um ihn aufzuhalten.
    Das Lächeln auf meinem Gesicht bringt mich endgültig um.
    »Wie könnte ich böse auf dich sein? Du hast dich hier quälen lassen, um zu erfahren, was mit dir los ist. Und nun quälst du dich selbst, um herauszufinden, wie du das lösen kannst.«
    Adam sieht erleichtert aus.
    Erleichtert und verwirrt und als wage er es nicht, sich zu freuen. »Aber irgendwas stimmt doch trotzdem nicht«, sagt er. »Du weinst. Warum weinst du, wenn alles in Ordnung ist?«
    Diesmal lache ich wirklich. Laut. Ich lache und hickse und möchte sterben, auf der Stelle. »Weil ich so dumm war zu glauben, dass sich etwas ändern kann«, antworte ich. »Weil ich dich für einen Glücksfall gehalten habe. Weil ich ge glaubt habe, mein Leben könnte besser werden, als es ist, ich könnte besser werden, als ich bin.« Ich versuche weiterzusprechen, presse mir aber die Hand auf den Mund, als könnte ich die Worte nicht glauben, die mir auf der Zunge liegen. Ich zwinge mich, den Stein in meinem Hals herunterzuschlucken. Lasse die Hand sinken. »Adam.« Meine Stimme ist rau und schmerzt im Hals. »Es wird nicht gehen.«
    »Was?« Er starrt mich mit aufgerissenen Augen an, atmet zu hastig. »Was meinst du damit?«
    »Du kannst mich nicht berühren«, sage ich. »Du kannst mich nicht berühren, und ich habe dir schon Schmerzen zugefügt –«
    »Nein – Juliette –« Adam springt auf, stürzt auf mich zu, fällt auf die Knie und greift nach meinen Händen, aber ich verstecke sie hinter dem Rücken, weil meine Handschuhe im Labor kaputtgegangen sind und meine Finger nackt sind.
    Gefährlich.
    Adam starrt mich an, als hätte ich ihn geschlagen. »Was tust du?«, fragt er, ohne mir in die Augen zu blicken. Starrt auf meine Arme. Scheint kaum zu atmen.
    »Ich kann dir das nicht antun.« Ich schüttle heftig den Kopf. »Ich will nicht Grund dafür sein, dass du verletzt oder geschwächt wirst. Und ich will nicht, dass du dich ständig fragen musst, ob ich dich nicht vielleicht aus Versehen töte –«
    »Nein, Juliette, hör mir zu.« Er sieht mich an, sein Blick tastet mein Gesicht ab. »Ich war auch beunruhigt, weißt du. Total. Ich dachte – ich dachte, es sei vielleicht wirklich schlimm, oder man könne nichts dagegen tun. Aber ich habe mit Castle gesprochen. Ich habe mit ihm geredet und alles erklärt, und er meinte, dass ich einfach nur lernen muss, meine Gabe zu steuern. Ich werde lernen, wie ich sie an- und abstellen kann –«
    »Außer wenn du bei mir bist? Außer wenn wir zusammen sind –«
    »Nein – was? Nein, vor allem, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    »Aber wenn du mich berührst – mit mir zusammen bist –, entkräftet dich das! Du bekommst Fieber in meiner Nähe, Adam, ist dir das klar? Du wirst krank von der Anstrengung, mich abzuwehren –«
    »Du hörst mir nicht zu – bitte – ich sage dir doch, dass ich lernen werde, das alles in den Griff zu kriegen –«
    »Wann?«, frage ich und spüre, wie meine Knochen brechen, einer nach dem anderen.
    »Was? Wie meinst du das? Ich lerne es jetzt – ich arbeite schon daran –«
    »Und wie läuft es? Ist es leicht?«
    Sein Mund bleibt geschlossen, aber er sieht mich an, kämpft mit seinen Gefühlen, ringt um Fassung. »Was willst du damit sagen?«, fragt er schließlich. »Willst du«, er atmet schwer, »denkst du – ich meine – willst du nicht, dass ich das schaffe?«
    »Adam –«
    »Was willst du mir sagen, Juliette?« Er steht auf, streicht sich zittrig durchs Haar. »Willst du – willst du nicht mehr mit mir zusammen sein?«
    Ich springe auf, blinzle, um die brennenden Tränen zurückzuhalten, will ihn in meine Arme reißen, aber ich rühre mich nicht. Meine Stimme ist brüchig. »Natürlich will ich mit dir zusammen sein.«
    Adam lässt die Hand sinken. Seine Augen sind offen und verletzlich, aber er beißt die

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