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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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Krankenstation betrat. Als wir in Omega Point eintrafen. Als Adam verletzt war. Lebensgefährlich.
    Er wäre fast gestorben. Die beiden retteten ihm das Leben. Diese 2 Mädchen. Sie haben ihm das Leben gerettet, und ich wohne seit 2 Wochen mit ihnen zusammen. In diesem Moment wird mir bewusst, wie selbstsüchtig ich mich benommen habe.
    Deshalb probiere ich ein paar neue Wörter aus.
    »Vielen Dank«, flüstere ich.
    Ich merke, wie ich erröte, und frage mich, weshalb es mir so schwer fällt, locker mit Worten und Gefühlen umzuge hen. Warum ich nicht plaudern und Konversation machen kann, weshalb mir die leeren Worte fehlen, um Schweigepausen zu überbrücken. Ich besitze keinen Schrank voller Ähms und Füllwörter für den Anfang und das Ende von Sätzen. Es gelingt mir nicht, ein Verb, ein Adverb, ein Bestimmungswort zu sein. Ich bin durch und durch Nomen.
    So angefüllt mit Menschen Orten Dingen Ideen, dass ich nicht weiß, wie ich aus meinem Hirn flüchten kann. Wie ich ein Gespräch beginnen soll.
    Ich will vertrauen können, doch die Vorstellung macht mich panisch.
    Dann fällt mir das Versprechen wieder ein, das ich Castle und Kenji gegeben habe, und meine Sorge um Adam. Und ich denke mir, ich sollte das Wagnis eingehen. Vielleicht versuchen, eine Freundin zu finden. Oder 2 Freundinnen. Es wäre bestimmt großartig, mit Mädchen befreundet zu sein. Mit Wesen von meiner Sorte.
    Ich hatte noch nie eine Freundin.
    Als Tana und Randa lächeln und mir sagen, sie würden mir gerne helfen und seien immer für mich da, falls ich »mal reden« wollte, sage ich deshalb, dass ich große Lust darauf hätte.
    Dass ich das wirklich schön finden würde.
    Ich sage ihnen, dass ich sehr gerne Freundinnen zum Plaudern haben würde.
    Irgendwann vielleicht.

12
    »Wir helfen dir in deinen Anzug«, sagt Randa.
    Die Luft hier unten ist kalt und häufig feucht, während über die Welt dort oben gnadenlos kalter Wind hinwegfegt. Manchmal ist mir morgens sogar in meinem Anzug kalt, und heute friere ich sogar extrem. Als Tana und Randa mir jetzt aus dem Krankenhemd helfen und mir beim Anziehen assistieren, zittere ich vor Kälte. Erst als sie den Anzug schließen, stellt sich der Stoff auf meine Körpertemperatur ein. Aber ich bin immer noch so schwach vom langen Liegen, dass ich Mühe habe, mich auf den Beinen zu halten.
    »Ich brauche wirklich keinen Rollstuhl«, sage ich schon zum dritten Mal zu Randa. »Danke – echt – d-das ist nett von dir«, stottere ich, »aber ich muss das Blut in meinen Beinen spüren. Ich muss fest auf den Füßen stehen können.« Ich muss stark sein.
    Castle und Adam warten in meinem Zimmer auf mich.
    Während ich mit Kenji sprach, haben die Mädchen Castle informiert, dass ich aufgewacht sei. Und nun warten die beiden Männer. Auf mich. In dem Zimmer, das ich mit Tana und Randa bewohne. Und ich fürchte mich so vor dem, was mir womöglich bevorsteht, dass ich mich vielleicht verirren werde. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nichts Erfreuliches zu hören bekomme.
    »Du kannst nicht alleine zu unserem Zimmer gehen«, widerspricht Randa. »Du kannst doch kaum aufrecht –«
    »Ich schaffe das schon«, sage ich störrisch. Versuche zu lächeln. »Ich krieg das schon hin, wenn ich dicht an der Wand bleibe. Sobald ich mich bewege, geht bestimmt alles besser.«
    Die beiden werfen sich einen Blick zu und betrachten dann prüfend mein Gesicht. »Was macht deine Hand?«, fragen sie gleichzeitig.
    »Fühlt sich gut an«, versichere ich ihnen. »Viel besser. Wirklich. Vielen vielen Dank.«
    Die Schnitte sind fast verheilt, und ich kann die Finger wieder bewegen. Ich betrachte den neuen dünneren Verband, der meine Knöchel schützt. Die Zwillinge haben mir erklärt, dass die Schockwirkung durch meinen Fluch meine »Gabe« wesentlich dramatischer war als die äußeren Verletzungen.
    »Also gut, gehen wir«, sagt Randa kopfschüttelnd. »Wir bringen dich zu unserem Zimmer.«
    »Nein – bitte – ich schaffe –«, versuche ich zu protestieren, aber die beiden haben mich schon an den Armen gepackt, und ich bin zu schwach, um mich zu wehren. »Das ist nicht nötig –«
    »Blödsinn«, erwidern die beiden unisono.
    »Ich möchte euch nicht so viel Mühe –«
    »Absoluter Unsinn«, verkünden sie im Chor.
    »Ich – ich bin wirklich nicht –« Doch sie führen mich schon aus dem Zimmer und den Gang entlang, und ich stolpere zwischen ihnen einher. »Ich verspreche euch, dass mir nichts passiert«, mache

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