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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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mit einer Hand durchs Haar, ballt die andere zur Faust. »Du hast keine Ahnung«, sagt er verzweifelt, »was du mit mir machst. Was für Gefühle du in mir erzeugst. Wenn du mich berührst –« Er streicht sich mit zitternder Hand übers Gesicht. Schnaubt, als wolle er lachen, sein Atem ist stockend und heftig, und er kann mich nicht ansehen. Er tritt einen Schritt zurück, flucht leise. Schlägt sich mit der Faust an die Stirn. »Gott, was rede ich da. Scheiße. Scheiße . Tut mir leid – vergiss das alles – vergiss, was ich gesagt habe – ich sollte jetzt gehen –«
    Ich will meine Stimme wiederfinden, ihn beruhigen, will sagen »Keine Sorge, alles ist gut«, aber ich bin so aufgeregt, so nervös, so außer mir, weil das alles keinen Sinn ergibt. Ich verstehe nicht, was geschieht und weshalb Adam so verwirrt ist, was mich und uns und ihn und mich angeht. Ich weise ihn nicht ab. Ich habe ihn niemals abgewiesen. Meine Gefühle für ihn waren immer klar – er hat keinerlei Grund, unsicher zu sein, und ich weiß nicht, weshalb er mich anschaut, als sei etwas ganz und gar nicht Ordnung –
    »Es tut mir so leid«, sagt er. »Ich bin – ich hätte nichts sagen sollen. Ich bin nur – ich bin – Scheiße . Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich sollte gehen – ich muss jetzt gehen –«
    »Was? Adam, was ist passiert? Was redest du da?«
    »Das war keine gute Idee«, sagt er. »Ich bin so dumm – ich hätte nicht mal herkommen dürfen –«
    »Du bist nicht dumm – mach dir keine Sorgen – alles ist gut –«
    Ein lautes Lachen, das blechern klingt. Der Schatten eines gequälten Lächelns verharrt auf seinem Gesicht, während er auf einen Punkt hinter mir starrt. Er schweigt lange. »Na ja«, sagt er dann schließlich, bemüht munter. »Castle denkt da anders.«
    »Was?«, keuche ich erschrocken. Ich weiß, dass wir jetzt nicht mehr über unsere Beziehung sprechen.
    »Ja.« Er steckt die Hände in die Hosentaschen.
    »Nein.«
    Adam nickt. Zuckt die Achseln. Sieht mich an, schaut dann weg. »Ich weiß nicht genau. Ich glaube schon.«
    »Aber der Test – ist er – ich meine –«, ich kann nicht mehr aufhören, den Kopf zu schütteln, »hat man etwas gefunden?«
    Adam sieht mich nicht an.
    »O mein Gott«, flüstere ich, als wäre alles einfacher, wenn ich nicht laut spreche. »Es stimmt also? Castle hat Recht?« Mein Körper ist angespannt, und ich weiß nicht, weshalb dieses Gefühl, das mir über den Rücken kriecht, Angst sein sollte. Ich sollte mich nicht fürchten, wenn Adam eine besondere Gabe besitzt, so wie ich; ich hätte wissen müssen, dass sich mehr dahinter verbirgt, dass es so einfach nicht sein kann. Das war von Anfang an Castles Theorie: dass Adam mich nur berühren kann, weil auch er über eine besondere Energie verfügt, die ihm das ermöglicht. Castle hat nie geglaubt, dass Adam durch Zufall vor meinen Kräften geschützt ist. Sondern er vermutete, dass es einen tieferen Grund, etwas wissenschaftlich Messbares, als Ursache geben müsste. Ich dagegen wollte einfach an einen glücklichen Zufall glauben .
    Und Adam wollte es herausfinden. Er fand das aufregend.
    Doch seit er die Tests mit Castle begonnen hat, will er nicht mehr darüber sprechen. Hat mir nur ein paar langweilige Zahlen genannt. Und er wirkt auch nicht mehr so enthusiastisch.
    Etwas stimmt nicht.
    Etwas stimmt nicht.
    Wie sollte es auch anders sein .
    »Wir wissen noch nichts Endgültiges«, sagt Adam, aber ich sehe, dass er etwas vor mir verbirgt. »Es gibt noch ein paar Termine – Castle meint, er müsse noch einiges … untersuchen.«
    Sein mechanischer Tonfall entgeht mir nicht. Etwas ist nicht in Ordnung, und ich kann nicht fassen, dass mir das erst jetzt auffällt. Ich wollte es wohl übersehen, merke ich nun. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich Adam noch nie so erschöpft, angespannt und bedrückt erlebt habe. Auf seinen Schultern wohnt die Angst.
    »Adam –«
    »Mach dir keine Sorgen um mich.« Seine Stimme klingt nicht harsch, aber gepresst, und er zieht mich rasch an sich, damit ich nicht weiterspreche. Fummelt an meinem Reißverschluss, um mich wieder zu verhüllen. »Es geht mir gut«, sagt er. »Wirklich. Ich möchte nur sicher sein, dass es dir gut geht. Wenn du dich hier wohlfühlst, dann gilt das auch für mich. Alles ist gut.« Er stockt. »Okay? Alles wird gut.« Sein Lächeln ist so schmerzlich, dass mir fast das Herz stehenbleibt.
    »Okay.« Ich versuche meine Stimme wiederzufinden. »Klar, aber

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