Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem
riesige Menge an Kreaturen, die sich wie ein
Strom aus dem Dschungel ergoss und in beinahe militärischer Präzision
ihre Stellungen einnahm, hatte die Ikarus gezielt umzingelt. Tiere, die
nach normalem Verständnis Feinde und niemals zu irgendeiner Kooperation
fähig waren, arbeiteten fast mechanisch zusammen. Unwillkürlich fühlte
sich Thorpa an die zappelnden Käfer auf Dr. Anandes Objektträger erinnert.
»Wer immer dafür verantwortlich ist, ist intelligent, arbeitet gezielt
und ist die gleiche Person, die auch für dieses ... Terraforming verantwortlich
war.« Trooids Aussage beschrieb nur das, was alle dachten.
»Das heißt, irgendjemand im Wrack lebt noch und hat Maßnahmen
ergriffen«, vervollständigte Weenderveen den Gedankengang. »Und
wir können Sentenza nicht warnen.«
»Wir können nicht einmal die Ikarus verlassen«, erklärte
Thorpa mit bangem Unterton. »Und wenn ich das richtig sehe, rückt
der Belagerungsring immer näher an uns heran.«
Trooid nickte. »Der Abstand zum Energieschirmperimeter beträgt nur
noch wenige Schritte – und mittlerweile ist fast die gesamte Lichtung um
uns herum von Lebewesen aller Art gefüllt. Sogar Vögel haben über
unserer Energiekuppel zu kreisen begonnen – und, mein Gott, das müssen
Tausende und Abertausende von sehr, sehr beeindruckenden Libellen sein!«
Weenderveen glaubte fast, das Sirren der Libellenflügel zu hören,
als eine unübersehbare Masse von fast unterarmlangen Rieseninsekten aus
dem Waldrand brach und wie eine große Helikopterformation den Luftraum
über der Ikarus besetzte.
»Wir sitzen in der Scheiße!«, fasste Weenderveen zusammen.
Und niemand vermochte ihm zu widersprechen.
»Langsam kommen wir der Sache doch schon näher!«
Die halb gemurmelte Bemerkung Sentenzas lenkte die Aufmerksamkeit seiner Begleiter
auf ihn. Die drei Besatzungsmitglieder der Ikarus standen vor einer halb
eingefallenen Öffnung innerhalb des Wracks. Diese führte offenbar
in eine große, ovale Kammer, innerhalb derer die Überreste einer
fremdartigen Technologie erkennbar war. Sentenzas erster Gedanke war, die Zentrale
des Fahrzeugs entdeckt zu haben.
Sonja DiMersi schob sich am Captain vorbei und betrat den Raum. Das Licht der
Helmscheinwerfer leuchtete ihn nur unzureichend aus, so dass sie die beiden
Roboter hineinbeorderte. Bald war die Umgebung ausreichend erhellt, und sie
konnten sich umsehen.
Fremdartig geformte Sessel, deren klägliche Metallreste vor konsolenartigen
Ausbuchtungen standen, deuteten darauf hin, es hier mit einer wichtigen Koordinationseinheit
zu tun zu haben. Blinde Bildschirme – oder zumindest etwas, das so aussah
– starrten in den Raum, doch obgleich alles sehr alt und verfallen wirkte,
lag nicht ein bisschen Staub auf den Überresten der Kontrollen.
Sentenza legte eine Hand auf die tiefschwarzen Mulden, die nur wenige erkennbare
Möglichkeiten manueller Manipulation zeigten. Entweder hatten die Mannschaftsmitglieder
dieses Schiffes eine Alternative gehabt, das Raumschiff zu steuern, oder es
war nahezu komplett automatisiert gewesen. Die verfallenen Reste der Einrichtung
vermochten darauf keinen Hinweis zu geben.
Jovian Anande schwenkte einen Bioscanner durch den Raum. Er erwartete nicht
wirklich, hier etwas zu finden, doch seit seiner Entdeckung dort draußen
war er von dem Gedanken besessen, hier die Quelle für das ... Design des
ganzen Planeten entdecken zu können. Er hob ein abgebrochenes Stück
von der Wandverkleidung ab und schob es in die Analyseeinheit des Medoroboters.
Einen groben Molekularscan würde er auch von diesem bekommen.
Dann stieß er einen Pfiff aus. »Nicht, dass es mich wirklich überraschen
würde!«, rief er mit befriedigtem Unterton.
Sentenza und DiMersi gesellten sich zu ihm.
»Und, etwas entdeckt?«, fragte der Captain.
Anande nickte und wies auf den winzigen Bildschirm.
Mit Stirnrunzeln betrachtete Sentenza die gleiche Struktur wie auf der Darstellung
in der Ikarus . Dann nickte er verstehend. »Die Natur dort draußen
ist also eindeutig nach dem Muster des Schiffes aufgebaut.«
»Oder das Schiff wurde von der Natur beeinflusst«, mutmaßte
Sonja DiMersi.
Anande machte eine verneinende Geste. »Das bezweifle ich. Dieser Stoff
ist nicht organisch – es handelt sich um eine zwar fremdartige, sicherlich
effektive und belastbare, aber zweifellos künstlich hergestellte Legierung.
Ich möchte
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