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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wirklich ein Bildschirm ist?«, stellte Anande als erstes die
Frage, die allen durch den Kopf gegangen war. »Wie können wir das
herausfinden?«
    Sentenza zog einen Handschuh mit den nutzlos gewordenen Rezeptoren aus. Ein
leerer Zeigefinger stieß gegen die Fläche und tauchte in sie ein.
Sofort zog der Captain den Handschuh zurück – er war völlig unbeschädigt.
»Wenn diese Spindel aus der Entfernung Energie aufgenommen hat, könnte
diese Fläche doch so etwas wie ein Kommunikationsrelais sein.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, erkundigte sich Anande.
    »Nun, diese Anlage ist seit Jahrhunderten ohne Energie. Nun wird ihr welche
zugeführt. Ich würde vermuten, dass jeder halbwegs vernünftig
programmierte Bordcomputer zunächst versucht, die Kommunikation herzustellen.«
    Sonja DiMersi sah Sentenza zweifelnd an. »Das ist aber eine sehr gewagte
Hypothese.«
    Der Captain wiegte den Kopf. »Was sind die Alternativen? In die Ikarus zurückzukehren und neue Geräte zu holen, deren Energie mit Sicherheit
absorbiert wird, sobald wir diesen Raum betreten haben? Den Planeten verlassen,
ohne seine Geheimnisse ergründet zu haben? Den Fremden auf der Spielhölle
war der Hinweis auf diese Welt von höchster Wichtigkeit gewesen. Ich habe
das Gefühl, dass ein überstürzter Aufbruch ein böser Fehler
sein würde.«
    Sonja DiMersi seufzte. Wenn Sentenza so sprach, war er für logische Argumente
nicht zugänglich. Es war, als ob ein Feuer in ihm brennen würde. War
das vielleicht der Grund für sein unrühmliches Ausscheiden aus der
Kaiserlichen Raummarine des Multimperiums gewesen? Er hatte nie auch nur angedeutet,
wie es dazu gekommen war.
    »Nun, wir müssen es wohl auf die gute alte Steinzeitart machen«,
erklärte Sentenza schließlich. Bevor ihn jemand davon abhalten konnte,
streckte er seine nackte Hand aus und glitt mit ihr in das träge Medium
hinein.
    Für eine Sekunde passierte nichts.
    Dann öffnete der Captain seinen Mund, und er stieß einen langen,
schmerzerfüllten Schrei aus. Er versuchte zurückzutaumeln.
    Doch er hing fest.
    Seine Hand steckte bis zum Unterarm in der weißen Substanz.
    Und diese wurde nun rot, dunkelrot wie die Lichter an der Spindel.
    Und der fürchterliche Schrei des Captains wollte kein Ende nehmen.

    Lear betrachtete den Fetten und wunderte sich einmal mehr darüber, wie
eingeschränkt die Sichtweise der Normalgeborenen war, wenn es um größere
Zusammenhänge ging. Diese Person war in einem Maße von sich selbst
eingenommen und überzeugt, dass sein Blick für die Realität eingeschränkt
war wie nur bei wenigen anderen Lebewesen, die Lear kennen gelernt hatte. Und
dabei hatte diese Person in ihrem kalten Büro, die mit einem einzigen skrupellosen
Knopfdruck denkendes, fühlendes Leben auslöschte, kein wirkliches
Selbst-Bewusstsein – es folgte vielmehr einer Illusion seiner selbst und
verrannte sich dabei in den eigenen Untergang.
    Zumindest würde Lear versuchen, die Ereignisse in diese Richtung zu bewegen.
Noch niemand hatte seine Anwesenheit im HQ des Freien Raumcorps entdeckt und
keiner der hier Lebenden hatte überhaupt die technischen Möglichkeiten
dazu. Lear konzentrierte sich auf das feine Netz von Intrigen, das der Fette
und seine Auftraggeber gesponnen hatten. Wie immer vermochte Lear nicht zu spüren,
ob das, was dort getan wurde, irgendwelchen positiven oder negativen moralischen
Kategorien entsprach, da er selbst nicht in der Lage war, in solchen Mustern
zu denken. Sein Handeln war zielgerichtet, und mochte dieses Ziel auch eventuell
einem höheren Zwecke dienlich sein – eine Frage, die für Lear
weitgehend unwichtig war –, so war der Weg dorthin nicht durch irgendwelche
ethischen Fragestellungen eingesäumt. Lear war frei, so frei, wie jemand
sein konnte, der allein zu einem bestimmten Zweck erschaffen worden war: eine
Gefahr abzuwenden, die in Abständen immer wieder auftauchte und die zu
vernichten er nicht in der Lage war.
    Aber vielleicht andere.
    Für einen winzigen Augenblick verspürte Lear so etwas wie einen Hauch.
Er tauchte erneut ein in die Woge der Wahrscheinlichkeiten und blickte durch
die Vielfalt des Möglichen auf das sich Realisierende. Wichtige Spieler
im Gewebe der Entwicklung waren auf etwas gestoßen, und ein dunkler Schatten
lag auf dem Netz der Alternativen. Tatsächlich schien bereits jetzt eine
Andeutung der Gefahr, der alten Widersacher, in diese

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