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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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sich früher in den Prunkuniformen so wohl gefühlt hatte wie in
einer zweiten Haut, schien ihn nun jede Naht der Jacke erwürgen zu wollen.
Thorpa hätte sicherlich eine Freude daran, das zu analysieren.
    Sentenza warf einen Blick zu dem Pentakka hinüber, der reglos in einer
Reihe mit den anderen Besatzungsmitgliedern stand, direkt vor dem kleinen Podest,
auf dem Sally ihr Rednerpult hatte und an dessen Rand er selbst stand. Für
das Baumwesen gab es keine der neuen Ausgehuniformen, nur etwas wie eine Schärpe,
die dem besonderen Anlass gerecht werden sollte – und um die Sentenza ihn
still beneidete. Aber alle anderen litten mehr oder minder mit ihm. Doktor Anande
wirkte in dem dunklen Grün noch steifer und verschlossener als sonst. Trooid
trug die Uniform mit der gleichen Gelassenheit, mit der er vermutlich auch ein
Ballerina-Tütü getragen hätte. Darius Weenderveen bewegte sich
die ganze Zeit unruhig, als hätte er seine Uniformjacke mit Küchenschaben
ausgestopft. Nur Sonja DiMersi stand aufrecht und reglos, die Schultern streng
zurück und den Blick die ganze Zeit auf Sally McLennane gerichtet, als
würde sie jedes Wort der Rede in sich aufsaugen. Vielleicht tat sie es
sogar. Vielleicht wären die Worte von Ruhm und Ehre auch Sentenza etwas
bedeutender erschienen, wenn er nicht gewusst hätte, was für ein Schatten
von Intrigen und Gefahren ihren Glanz verdunkelte. Er hoffte bloß, dass
die neue Ikarus dazu beitragen würde, sie unangreifbarer zu machen,
dass die Rettungsabteilung irgendwann zu groß und wichtig war, um leicht
als Spielball in diesem Machtkampf missbraucht zu werden. Ein frommer Wunsch.
    Er sah, wie Sally McLennane eine zweite Handbewegung machte und mit einem Laserpointer
zur Hallendecke deutete. Alle Blicke richteten sich nach oben, als von dort
ein blasses Licht fiel und ein kurzes Raunen ging durch die Versammlung. Über
ihnen an der Kuppeldecke schwebte majestätisch die Ikarus , still
und hell vor der Schwärze des Weltraums, umgeben von dem silbrigen Leuchten
der Sterne wie von einem Halo.
    Der Raumer wirkte sehr kompakt, nicht so schlank und elegant wie andere Schiffe,
doch das war in Sentenzas Augen kein Makel. Man konnte der neuen Ikarus fast ansehen, dass sie kraftvoll und zuverlässig war. Die beiden leicht
gekrümmten Ausläufer, die vorne aus dem flachen Rumpf ragten, wirkten
einen Hauch bedrohlich, als würde das Schiff mit zwei mächtigen Fangzähnen
ins All greifen – zwischen ihnen befand sich gut geschützt die Andockschleuse.
Ziemlich weit hinten an dem nahezu rechteckigen Schiffskörper saßen
rechts und links die Flügel, die sich jetzt in voll ausgefahrenem Zustand
präsentierten und deren sanfter Schwung einen Atmosphärenflug ermöglichen
würde. So wie die Ikarus über ihnen schwebte, war der breite
Antrieb nicht zu erkennen, der sich am Heck des Raumers befand. Die gesamte Ikarus schimmerte blaugrau, die vielgestaltigen Aufbauten an der Oberseite
verschwanden in einem dunklen Schatten. Es war ein Schiff, das Vertrauen weckte
– schnell, zuverlässig, wehrhaft und bereit, sich jeder Situation
zu stellen, in die es auf seinen Missionen geraten mochten.
    Sentenza wusste, dass der Anblick der Ikarus lediglich eine Projektion
war, so geschickt arrangiert, dass es wirkte, als wäre die Kuppel über
ihnen durchsichtig geworden – Old Sally hatte diesen Auftritt gut organisiert.
Doch in Wirklichkeit war die Ikarus zurzeit so weit von Vortex Outpost
entfernt, dass sie niemals ein derart beeindruckendes Bild geboten hätte.
Trotzdem konnte Sentenza nicht vor sich selber leugnen, dass er mit Stolz auf
sein neues Schiff blickte. McLennane hatte nicht übertrieben – die Ikarus war eines der besten Schiffe überhaupt, mit technischen Möglichkeiten,
die selbst weitaus größere Schiffe in den Schatten stellten. Und
er würde dafür Sorge tragen, dass jedes noch so kleine Hilfsmittel
dazu beitragen würde, ihre Rettungseinsätze effektiver und sicherer
zu machen. Jedes kleine Hilfsmittel, ja, sogar ...
    »Captain Sentenza!« Sally McLennane riss ihn aus seinen Gedanken,
und er straffte sich unmerklich. Seine Chefin strahlte ihn an wie eine kontrollierte
Supernova. »Captain Sentenza wird Sie nun alle zum Shuttle-Hangar begleiten
und Sie zur Ikarus bringen, um Ihnen unseren Rettungskreuzer ganz aus
der Nähe zu zeigen. Chief DiMersi wird ebenfalls dabei sein und Ihnen für

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