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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Babelkammer. Er hatte nur eine sehr
vage Vorstellung davon, was er nun tun musste und wusste gleichzeitig, dass
er nur diese eine Gelegenheit hatte, es zu versuchen.
    Mit großer Vorsicht hob er die Schatulle auf und bugsierte sie in das
Innere der Babelkammer – die silbrige Substanz wurde aktiver, bewegte sich
mehr, und Schlieren tanzten in ihr, als wollten sie Muster bilden. Aus einer
anderen Tasche zog Sentenza einen kleinen, nicht codierten Kommunikator, den
er schon vor Tagen auf Vortex Outpost gekauft hatte, stellte ihn ein und legte
ihn neben das Behältnis in die Kammer. Entfernt erinnerte er sich an ein
uraltes Märchen, bei dem zwei Kinder einer Spur aus Brotkrumen durch einen
nächtlichen Wald gefolgt waren – was er hier versuchte, war dem so
ähnlich und doch so völlig anders, dass es ihm ein kurzes Lächeln
abrang. Dann aktivierte er den Kommunikator, lehnte sich zurück und starrte
in die Kammer.
    Er hatte mit einer längeren Wartezeit gerechnet, doch die Silbermasse reagierte
augenblicklich. Das ziellose Wabern hörte auf, und für einen kurzen
Moment lag die Substanz wieder reglos da. Und dann bewegte sie sich aus der
Schatulle hinaus. Die Oberfläche der Masse wölbte sich über den
Rand, floss rasch an der Außenseite hinunter und strebte auf den Kommunikator
zu, dessen Sendesignal den Köder darstellte. Mit einer Mischung aus Faszination
und Besorgnis beobachtete Sentenza, wie die Substanz sich wand und dem für
ihn unsichtbaren Signal folgte, das den Kommunikator mit dem Computer der Ikarus verband, wie sie einen silbrigen Faden sponn bis zu einem der Kontakte innerhalb
der Babelkammer, den sie aus ihm unerfindlichen Gründen passend fand. Das
Schimmern der Masse verstärkte sich, als sie ihr Ziel berührte, wurde
zu einem fahlen Leuchten, und dann begann sie zu verschwinden, als würde
sie erst langsam, dann immer rascher in die Schnittstelle hineingleiten. Keine
fünf Sekunden später war sie verschwunden, und die Kammer enthielt
nichts Dramatischeres als einen billigen Kommunikator und eine leere Schatulle.
    Erst jetzt bemerkte Sentenza, dass er die Luft angehalten hatte und atmete langsam
aus. Ihm war ein wenig übel, und obwohl sein Vorhaben irgendwie funktioniert
zu haben schien, spürte er keinen Triumph. Was auch immer jetzt passieren
würde, unterlag allein seiner Verantwortung – und somit konnte dieses
Hirngespinst ihn alles kosten, was er sich in seinem neuen Leben aufgebaut hatte.
Er stand langsam auf, nahm den Behälter und den Kommunikator an sich, schloss
die Kammer und löschte mit einem vorbereiteten kleinen Programm die Aktion
aus dem automatischen Logfile des Computers. Dann blieb er eine Weile einfach
reglos vor der Station stehen, nicht sicher, ob er auf etwas wartete.
    Erst als sich hinter ihm die Tür öffnete und jemand in die Zentrale
trat, wandte er sich um. Sein Gesicht war so ruhig und verschlossen wie immer.
    »Captain? Das Shuttle macht sich bereit, nach Vortex Outpost zurück
zu kehren – die Invasion ist fast vorbei.« Sonja DiMersi trat ein
paar Schritte in die Zentrale, und ihr Blick streifte durch den Raum, als wäre
er ein Tempel der hochmodernen Technik – Zufriedenheit spiegelte sich darin,
ein Ausdruck, der selten bei dem Chief zu finden war. Für einen Moment
wünschte sich Sentenza, sie wäre eine Viertelstunde früher gekommen,
und er hätte seinen Plan nicht durchführen können. Jetzt hatte
er bereits die Perfektion dieses Systems gefährdet – ob jemand wie
Sonja DiMersi so etwas würde verzeihen können?
    »Dann machen wir uns auch auf den Weg.«
    Der Chief nickte nur und wartete, bis Sentenza zuerst auf den Gang hinaustrat.
    »Wissen Sie, warum Sally McLennane uns noch einmal zurückbeordert
hat und wir den Probeflug um zwei Stunden verschieben sollen?«
    »Nein, aber wir werden es sicher gleich erfahren.« Eine steile Falte
erschien zwischen den Augenbrauen des Captains. »Es klang, als hätte
sie eine Überraschung für uns.«
    Sonja DiMersi antwortete nicht, aber sie begegnete dem Blick Sentenzas in einem
stummen Einverständnis. Beide wussten, was sie von den Überraschungen
ihrer Vorgesetzten hielten.

    Logfile »Ohboy« und »Melodie«, Vortex Outpost 1022
     
    Melodie – »... beschädigte Speichereinheit Daneb33 liegt jetzt
vor uns – Himmel noch mal, was hat hier bloß gewütet? Der reinste
Datensalat ...«
    Ohboy – »Oh, Melodie!

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