Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues
im
Vertrauen, An'ta. Trooid wird Sie auf der Ikarus über einige ...
Besonderheiten unseres Zentralrechners in Kenntnis setzen. Besonderheiten, die
Ihre Befürchtungen zumindest zum Teil unnötig machen werden.«
Sentenza sah, dass er An'tas Interesse und Neugierde geweckt hatte. Er nickte
Trooid zu, der auf sie wartete, und der lächelte zurück. Nach und
nach, das wusste Sentenza, würde er alle in das einweihen müssen,
was er mit dem Computerkern der Ikarus gemacht hatte. Dass er mit An'ta
fortsetzte, was er mit Trooid begonnen hatte, sollte auch sein neues Vertrauen
in sie beweisen. Er war sich nicht sicher, ob sie das verstanden hatte. Ihre
Vorbehalte gegen die Aufgabenverteilung war jedenfalls verschwunden, denn sie
wirkte nun lebhaft und interessiert.
Als die beiden gegangen waren, gesellte sich Sentenza zu Anande, der bereits
auf ihn gewartet hatte. Seinen fragenden Blick ignorierend sagte er: »Also
gut – begeben wir uns in die heiligen Hallen. Vielleicht erhalten wir dort
eine Erleuchtung!«
Sentenzas gewollter Scherz verklang ohne Resonanz. Er wurde von der bedrückten
Atmosphäre verschluckt, die Gregor Anseff im Corpsbüro hinterlassen
hatte. Sentenza war froh, das Gebäude hinter sich lassen zu können.
Der Tempel der Galaktischen Kirche war eine der Oasen der Ruhe in Seer'Tak City
– und eines der wenigen Gebäude, in denen man einigermaßen davon
ausgehen konnte, nicht berufsmäßig betrogen zu werden.
Der Tempel war ein Bau, der sich an klassizistische Vorbilder aus der Vorzeit
der alten Erde orientierte, Vorbilder, die offenbar auf viele Vertreter aller
möglichen galaktischen Völker den Eindruck von Würde, Ernst und
Seriosität ausstrahlten. Das Gebäude stand in der Grünen Stadt
und war recht groß, es fehlten die sonst allgegenwärtigen Wachposten.
Das Symbol der Kirche, eine aufgehende rote Riesensonne, die sich mehrfach in
einem Prisma spiegelt, wurde permanent illuminiert.
Jeder war hier willkommen, und das angrenzende Café wurde von zahlreichen
Besuchern wie Bewohnern der Stadt als Treffpunkt verwendet. Obgleich hier sehr
viele verschiedene Religionen ihre Quartiere eröffnet hatten und die Heterogenität
der Bevölkerung es fast unmöglich machte, von einer dominierenden
Glaubensüberzeugung zu sprechen, war der Tempel als religiöses Zentrum
anerkannt wie kaum ein anderes der vergleichbaren Bauwerke. Der konsequent multiethnische
Charakter der Galaktischen Kirche und ihre Bereitschaft, jenseits des generellen
Glaubensgebäudes lokale Religionen zu assimilieren und interessante Elemente
aufzunehmen, trugen ebenso dazu bei.
Tempelprior Denim Anthila war ein Rimundi. Sein kleiner, spitzer Mund und die
bunte Federnpracht, die er anstatt eines Haupthaares trug, machten ihn in der
Stadt zu einem Exoten, denn nicht viele seines Volkes, das als sensibel und
feinfühlig galt, verirrten sich in diese Metropole des Lasters. Andererseits
fanden sich viele Rimundi in der Hierarchie der Kirche wieder, und so hatte
es auch Denim hierher verschlagen – eine Mission, die er mit der ihm eigenen
Ergebenheit akzeptiert hatte. Denim war ein religiöser, zutiefst den Ritualen
und Mythen seiner Gemeinschaft verpflichteter Mann, der sich allzu weltlichen
Dingen nur mit Widerwillen näherte. Seine rechte Hand war der Kaplan des
Tempels, ein Drupi namens Zungar, der sich mit den mehr administrativen und
manchmal notwendigerweise auch politischen Fragen befasste, die sich auf diesem
Asteroiden ergaben.
So war es denn auch nur folgerichtig, dass sowohl Denim als auch Zungar zugegen
waren, als Captain Sentenza und sein Begleiter um eine Unterredung ersuchten.
Anande, Sentenza und die beiden Geistlichen hatten sich im Büro des Tempelpriors
eingefunden, einem großzügigen, jedoch schlicht eingerichteten Raum
mit einer freundlichen Atmosphäre.
»Captain, ich habe schon sehr viel Positives über Sie und Ihr Schiff
gehört«, eröffnete der Geistliche das Gespräch mit Höflichkeit.
»Ihr Tun ist ein Segen für diesen Teil der Galaxis. Mögen die
Vorahnen und die Heiligen Völker mit Wohlgefallen Ihr Tun begleiten und
Ihnen Schutz im Angesicht der Gefahr gewähren!«
Sentenza, dessen religiöse Gefühle sich auf die Einhaltung bestimmter
Formalismen bei feierlichen Anlässen der Kaiserlichen Raummarine beschränkt
hatten, neigte den Kopf und akzeptierte den Segenswunsch des Priors ohne Unbehagen,
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