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Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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ein feinmaschiges
Netz am Himmel, das sich über die gesamte Innenseite der Kuppel zog. Dabei
musste es sich um eine Art Stahlgerüst handeln, das die transparente Sphärenkonstruktion
stützte.
    Genau in der Mitte des Areals befand sich eine Säule, die sich senkrecht
in den Himmel schraubte. In ihr war der Aufzugschacht untergebracht. Am oberen
Ende in knapp zweihundert Metern Höhe mündete die Säule in einer
Plattform – vermutlich befand sich dort die Kommandozentrale des Schiffes.
Knapp unterhalb der Plattform umgab der Leuchtring die Säule in einem Durchmesser
von einhundert Metern. Seine Helligkeit reichte aus, auch die letzten Winkel
der Biosphäre mit Licht zu versorgen. Weenderveen bestaunte das Wunderwerk
der Technik mit großen Augen. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
Der Ring schwebte augenscheinlich in der Luft, ohne durch sichtbare Stützen
gehalten zu werden. Nicht nur Licht, sondern auch eine wohltuende Wärme
ging von der seltsamen Energieform aus.
    »Was ist das?«, wiederholte Darius seine Frage.
    »Der Sonnenring«, antwortete Dorothea einfach. »Er versorgt die
Biosphäre mit Licht und Wärme. Im Biotop befinden sich die Quartiere
seiner Heiligkeit, von Superior Saladin, Richter Oberon und mir sowie unseren
Akolythen.«
    Sonja bückte sich und grub ihre Hand in die weiche Erde. Sie zerrieb sie
zwischen ihren Fingern, schnupperte kurz daran und nickte dann anerkennend.
    »Es wirkt echt.«
    »Es ist echt«, meinte Dorothea. »Das Biotop ist ein vollwertiger
Ersatz für eine planetare Lebenssphäre.«
    »Home, sweet home«, sinnierte Sentenza. Die Hohen Herren der Glaubensgemeinschaft
hatten es sich gemütlich eingerichtet, während das gemeine Volk in
den unteren Decks mit schlichten Unterkünften Vorlieb nehmen musste. Noch
während er die Umgebung betrachtete, rief sich Roderick Sentenza den eigentlichen
Grund ihres Hierseins ins Gedächtnis zurück.
    »Und wo ist nun Superior Saladin?«
    Dorothea würdigte ihn nicht eines Blicks, wandte sich um und schritt mit
weit ausgreifenden Schritten durch das satte Grün der Waldlandschaft. Sie
schien wütend zu sein, doch das interessierte Sentenza nicht im Mindesten.

    Die Lage im Tempelraum spitzte sich zu. Nova hatte sich geweigert, mit Reno
den Fluchtversuch zu unternehmen und war in den Kreis der Betenden zurück
gekehrt. Als Reno sie am Arm gepackt und gewaltsam zum Schrein gezerrt hatte,
waren einige der Suchenden empört aufgesprungen und forderten ihn auf,
das Mädchen in Ruhe zu lassen.
    Reno ging nicht darauf ein. »Ihr könnt hier gerne krepieren, aber
ich werde jetzt mit Nova gehen!«
    Er blickte in die entschlossenen Gesichter der Sektenmitglieder. Sie machten
nicht den Eindruck, als wollten sie den Konflikt friedlich beilegen. Reno seufzte
und ließ Nova los. Die junge Frau fiel erschöpft zu Boden. Sie hatte
einen Zustand erreicht, der ihr von selbst keine Rückkehr mehr in die Wirklichkeit
erlaubte. Nova hatte sich in sich zurückgezogen und ließ niemanden
mehr an sich heran. Ihr Blick wirkte glasig, die Bewegungen fahrig.
    »Du kannst gehen«, sagte einer der Suchenden, der sich in den letzten
Minuten als Wortführer hervor getan hatte. »Wenn sich dieses Portal
öffnet.« Der Mann deutete auf das Schott, das zum Gang hinaus führte.
    »Wenn sich dieses Tor öffnet«, sagte Reno langsam und so laut,
dass es jeder der Gläubigen vernehmen konnte, »dann werden wir alle tot sein.«
    »Wenn es denn unser Schicksal ist«, erwiderte der Mann vor ihm. Er
schritt auf Reno zu, packte Novas Hand und zog sie zu sich heran. Willenlos
ließ es die Suchende geschehen.
    Reno blieb keine Zeit zum Überlegen. Die Luft im Tempelraum war kaum noch
atembar. Einige der Suchenden waren bereits bewusstlos. Andere hatten sich wie
ein Häufchen Elend in die Ecken verkrochen. Er selbst merkte, wie ihm der
Schweiß bei jeder Anstrengung von der Stirn perlte. Hin und wieder tanzten
feine Schleier vor seinen Augen, und er glaubte, jeden Moment einfach zusammen
brechen zu können.
    Ehe der Mann mit Nova außerhalb seiner Reichweite war, schnellte Renos
Hand vor, packte ihn am Kragen seiner Robe und zerrte ihn herum. Der andere
war überrascht ob des Widerstands, doch er fing sich schnell wieder und
schlug zu. Mit der Bewegung hatte Reno nicht gerechnet. Die Faust traf ihn mit
der Wucht eines Schmiedehammers oberhalb des Kinns. Er taumelte rückwärts,

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