Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai
auskam. »Der Angeliraumer ist
fort.«
»Funkaktivitäten?«
Ein anderer erwiderte: »Die Schiffe der Sicherheit fordern Informationen
an und bekommen keine Antwort. Auch die Frachter fragen, was los ist, und werden
von den Kontrollen angewiesen, eine Kreisbahn einzuschlagen. Von der anderen
Seite Borsais aus wird ein Notruf auf einem konventionellen Kanal gesendet und
ständig wiederholt.«
»Gut«, Asahi Drel sah zufrieden aus, »wir halten Kurs auf das
Sternentor. Bis die Truppen neue Befehle erhalten und die Verfolgung aufnehmen,
sind wir hoffentlich weit genug weg.«
Da es für ihn in der Zentrale nichts zu tun gab, beschloss Taisho, nach
Jason und Shilla zu sehen, die zusammen mit anderen Rebellen im Frachtraum untergebracht
worden waren.
Kaum hatte er sich von seinem Platz erhoben, flackerte die Sonne auf, und ein
schlankes, silbriges Objekt schoss aus dem Tor.
Taisho hörte ein Stöhnen, wusste jedoch nicht, ob es von ihm oder
jemand anderem stammte. Ausgerechnet! Hätten sie sich doch nur ein paar
Minuten mehr Zeit gelassen.
Wie ein Pfeil schnellte das Schiff auf Borsai zu. Genau in ihre Richtung. Der
Typ war unverkennbar: ein Hairaumer. Der geflohene Angeli musste sogleich Verstärkung
angefordert haben und nun waren die Exekutoren gekommen.
Aufgeregt trat Taisho hinter den Sitz der Pilotin.
»Wir müssen abdrehen, bevor wir in Reichweite ihrer Kanonen sind.«
»Nein, wir bleiben auf Kurs.«
»Was?« Entgeistert starrte er auf ihren Hinterkopf.
»Die Exekutoren wissen nicht genau, was passiert ist«, erklärte
Asahi Drel. »Sofern wir uns unverdächtig benehmen, werden sie uns
für einen Frachter halten und in Ruhe lassen. Erst wenn sie erfahren, dass
wir diejenigen sind, die das Chaos auf Borsai angerichtet haben, werden sie
uns folgen und die Kameraden auf dem Planeten hoffentlich unbehelligt lassen.
Allerdings müssen wir bis dahin auf der anderen Seite sei. In einem sicheren
Versteck. Gegen ein Schiff der Exekutoren haben wir nicht die geringste Chance.«
»Und wenn sie verhindern wollen, dass jemand das System verlässt,
bis der Vorfall geklärt ist? Wenn sie einfach schießen?«
»Dann haben wir Pech gehabt.«
6.
Der dringende Notruf eines Angeli hatte die Kit8ril überrascht. Derartiges
kam so gut wie nie vor. Die Erhabenen und die Sicherheitskräfte hatten
die Völker des Nexoversums normalerweise gut im Griff und auch kleine Unruhen
wurden stets schnell niedergeknüppelt, sodass es nicht erforderlich war,
dass die Kit8ril selber eingriffen.
Me2Sam wunderte sich, was geschehen sein mochte. Von seiner A0A war er ausgesandt
worden, die Lage auf Borsai zu sondieren und mit dem Wissen über die ungewöhnlichen
Ereignisse zurückzukehren. Noch im Saitansystem hatte er das Schiff des
Angeli aufgenommen, dessen Gehirn und das des Herrlichen Lakaien getrunken.
Der Ernst der Lage hatte diese drastische Maßnahme notwendig gemacht,
denn dem Gestammel der beiden hatte er keine relevanten Informationen entnehmen
können. Die Gehirne hingegen enthielten sogar Details, an die sich ihre
Besitzer nicht mehr erinnerten und Me2Sam wollte alles genau erfahren.
Es war ein etwas unbefriedigender Akt der Nahrungsaufnahme gewesen, da keine
Zeit für das langwierige Ritual der Enthirnung zur Verfügung gestanden
hatte und das Essen nicht lange hatte leiden müssen. Bedauerlich, fand
Me2Sam, höchst bedauerlich. Die Erinnerungen schmeckten für
ihn so fad wie für einen Menschen eine ungewürzte Suppe. Obendrein
hatten die beiden wider Erwarten nur wenig Wissen geliefert, wodurch die primären
Fragen weitgehend unbeantwortet geblieben waren.
Eine Angeli befand sich noch immer auf Borsai, hatte er erfahren. Sonderbar,
weshalb hatte sie sich nicht gleichfalls in Sicherheit gebracht? Aber gut, als
Augenzeugin der Geschehnisse im Erhabenen Kannya würde sie gewiss mehr
Informationen geben können, sofern sie noch am Leben war. Leider würde
auch sie den schnellen Tod sterben müssen und zwei neue Angeli hatten die
Verluste auszugleichen. Die A0A würde dies nach Me2Sams Heimkehr veranlassen.
Die Automatik seines Schiffes stellte eine Funkverbindung zu Borsai her. Die
Nachrichtenübermittlung erwies sich als langwierig, denn der starke, nahezu
lichtschnelle Sender im Erhabenen Kannya war zerstört worden und die konfuse
Antwort kam von einer anderen Stelle über konventionellen Funk.
Me2Sam ließ sich
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