Rettungskreuzer Ikarus Band 027 - Memento Mort
anderen, mehr Zeit für die Forschung, mehr Zeit auch für Shan ...
Shan. Wie war das noch? Eine Überraschung? Seine Gefährtin war schon
die letzten Tage sichtlich nervös gewesen, strahlte eine Unruhe aus ...
nichts Negatives, einfache Nervosität, als warte sie auf etwas, ein Ereignis
... Ein sanftes Lächeln stahl sich auf Nirats Gesicht, als er an seine
Gefährtin dachte.
Der Schweber traf ein. An sich handelte es sich ja gar nicht um eine Fortbewegung
in der Luft, wie der Name annehmen ließ. Nirat schüttelte nur leicht
den Kopf, als er an die Gleiter dachte, die auf anderen Planeten tatsächlich
über dem Boden schwebend den Transport übernahmen. Hier? Ein Käfer.
Ein großer Käfer, zugegeben. Zwischen drei und sechs Meter konnten
die Rours lang werden. Fast mannshoch machten sie einen martialischen Eindruck
mit ihrer glatten, grauen Panzerung. Aber die friedlichen Tiere waren sanft
und vor allem vielseitig einsetzbar. In vielen Belangen der Landwirtschaft übernahmen
sie Aufgaben, sei es im Transportwesen oder sogar in der Abfallbeseitigung.
Es gab fast nichts, was diese Tiere nicht fraßen.
Schweber. Der Name war dadurch zustande gekommen, dass die Rours mit ihren acht
Beinpaaren sehr schnell einen gleichmäßigen Laufrhythmus aufnehmen
konnten und dadurch das hinter ihnen befindliche Gefährt ohne Ruckeln –
halbwegs ordentliche Wege vorausgesetzt – zogen. Auf längeren Strecken
kam es ab und zu vor, dass die Tiere eine solche Geschwindigkeit erreichten,
dass die Räder den Bodenkontakt verloren und die Passagiere tatsächlich
kurze Strecken schwebten, dann aber durch einen heftigen Ruck in die Realität
zurück gerufen wurden.
Es war so verwirrend. Nirat verstand einfach nicht, warum man nicht die Errungenschaften,
die die Tomakk mit den Freundvölkern anderer Planeten geschaffen hatten,
einfach auf den nächsten Planeten mitnahm. Es hätte doch allen nur
zum Vorteil gereicht, wenn einige »Erfindungen« nicht zum wiederholten
Male gemacht werden mussten. Aber nein ...
Nirat verschloss sich den Gedanken der Mitreisenden und beteiligte sich auch
nicht an der Kontrolle über den Rours, wie es eigentlich erwartet wurde.
Statt sich also vorne, an den Ranken und Blüten, über den die Tomakk
den Käfer steuerten, suchte er sich einen Platz am hinteren Ende des hölzernen
Wagens, wo er für sich alleine war und seinen Gedanken nachgehen konnte.
So direkt über den hinteren Achsen war das zwar eine körperliche Höchstanstrengung,
aber dafür befanden sich kaum andere Fahrgäste in seiner Nähe.
Natürlich nahm die bevorstehende Sitzung den breitesten Raum in seinem
Denken ein. Einerseits hoffte er auf eine Anerkennung, auf die Förderung
seiner Arbeiten, andererseits waren ihm auch schon Gerüchte zu Ohren gekommen,
dass es zu Spannungen mit Außenvölkern, mit Anderen gegeben haben
sollte. Eine spezielle Rasse hatte Unterschlupf und vor allem anderen Hilfe
bei den Tomakk gefunden und das zog offenbar Unannehmlichkeiten mit sich. Als
angehender Wissenschaftler war es auch an Nirat Entscheidungen, die die Tomakk
betrafen, mit zu tragen. Also bestand eine nicht unwesentliche Chance, dass
seine Träume zerplatzten und es nur um politische Dinge ging. Weittragende
Entscheidungen, das sehr wohl, aber nichts desto trotz kein Schritt der ihn
weiter brächte.
Die Fahrt dauerte an und Nirat registrierte nur nebenbei, wie immer mehr Tomakk
den Rours verließen. Ein Hüsteln ließ ihn schließlich
aufschauen.
Nur der ältere Tomakk, der Hüter dieses Rours war noch in dem Wagen.
Sie hatten die Grenze erreicht.
Nirat räusperte sich und stand auf.
»Es tut mir leid, ich hätte mich beteiligen sollen.«
Der Alte winkte ab. »Du warst in Gedanken und es waren genug Junge da.
Aber jetzt ... Wohin soll es gehen?«
»Schafft der Rours es bis zum Ssab?«
»Zum Ssab? Der Rours hatte eine Pause und sich letzte Nacht voll fressen
können, ja. Du bist also Teil des Rates?«
»Nicht ganz. Ich hoffe einmal ein vollwertiges Mitglied zu sein. Aber als
Wissenschaftler bemühe ich mich, den Tomakk auf ihrem Weg ...«
Nirat brach ab, als er merkte, dass er Gefahr lief, ins Schwafeln zu kommen.
Obwohl der Alte mit keiner Miene verriet, was er von den Worten Nirats hielt
und er sich insbesondere auch nicht zu dem metallenen Gürtel äußerte,
hielte der Jüngere es für besser, sich zurück zu halten.
»Ja, in gewissem Sinn
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