Rettungskreuzer Ikarus Band 033 - Mister Zed
nach Zeds Befehl und somit stürmten
sie auf Roderick und Sonja zu. Aber sie hatten wohl nicht mit Roland gerechnet,
der den Tod seines Konstrukteurs, seines Freundes rächen wollte. Mit lautem
Geschrei und wedelnden Armen drehte er sich wie ein Karussell umher und brachte
alles zu Fall, das ihm in den Weg kam. Die Klone versuchten ihm auszuweichen;
zweien gelang es, doch die anderen beiden stürzten zu Boden. Roland sprang
auf ihre Körper und zerquetschte sie unter seinem bleiernen Leib. Dann
sprang er wieder hoch.
Rostfarbene Perlen kullerten über sein metallenes Gesicht. »Das ist
für Frederick!«, kreischte er. »Und das auch!« Jedes Mal
trampelte er wie ein Elefant auf den gefühllosen Wesen herum, die weder
schrien, noch sich wehrten, sondern nur noch da lagen und zuckten. Die anderen
beiden Klone kämpften gegen Roland, doch es waren die Wut und die Trauer,
die ihn nun unbesiegbar werden ließen. Zumindest bis er seinen ersten
Arm verlor, an dem einer der Klone gezerrt hatte. Es war nur eine Frage der
Zeit, bis Roland in seine Einzelteile zerfallen würde.
»Lasst den Schrott in Ruhe!«, rief Zed nun. »Holt euch Sonja
und Roderick. Sie sind es, die wir brauchen!«
Roderick und Sonja wichen zurück in Richtung Tür und stießen
gegen An'ta. Noch einmal lehnte sich Roland gegen Zeds Handlanger auf: Um Sonja
und Roderick zu retten, warf er sich mit einem filmreifen Sprung auf die Klone.
Beine zappelten unter ihm und geräuschlos nahmen sie ihren Tod hin.
Roland würde sterben. Niemand könnte ihn noch reparieren, niemand
der hier in der Nähe war. Aber vielleicht wollte er auch nicht mehr weiterleben,
nachdem sein Herr einen grausamen Tod gefunden hatte.
»Flieht! So lange. Ihr. Noch. Könnt.« Seine Stimme klang nun
künstlicher, abgehackt und gedämpft, als spräche er durch ein
defektes Mikrofon. »Helft Frederick!«
Vor Wut kreischend wandte Zed sich ihnen nun zu. Sein Gesicht mutierte bereits
zu dem Monster, das von seiner menschlichen Hülle verborgen war. Seine
Hände wurden zu Klauen, durch seinen Anzug stießen Tentakel, die
auf Sonja zupreschten. Doch Raphael, der unbeachtet und wie erstarrt in einer
Ecke gestanden und die Szene beobachtet hattet, warf sich Zeds tödlicher
Waffe entgegen. »Flieht!«, rief er ihnen zu, dann schnürte Zed
ihm die Luft ab.
Sie drehten sich um: Den Geräuschen nach zu urteilen, würde Zed seine
animalische Wut noch einige Zeit auf Raphaels Leichnam konzentrieren. Der Prior
hatte sich heldenhaft für sie geopfert.
Sie rannten.
Sonja konnte nicht aufhören zu weinen, während sie den Flur entlang
liefen. Sie wusste, dass Frederick beschützt auf Vortex Outpost lag, ein
Baby, kaum lebensfähig. Und doch war ihr Sohn soeben vor ihren Augen gestorben.
Sonja drehte sich um, damit die anderen glaubten, sie wollte nachsehen, ob sie
verfolgt wurden. Doch sie wischte sich nur die Tränen aus dem Gesicht.
Niemand verfolgte sie, aber Sonja vermutete, dass Zed sie nur im Glauben lassen
wollte, sie seien in Sicherheit.
Irgendwo lauerten sie. Seine Klone, die Mutanten und Cyborgs. Irgendwo hinter
einem der Tore oder am Ende der nun links und rechts abgehenden Flure.
An'ta hob die Hände, verdrehte die Augen und bat mit entsprechenden Gesten,
sie von ihren Fesseln zu befreien. Doch sie hatten nichts dabei, womit sie die
Handschellen oder die Stifte entfernen konnten.
»Ich werde noch einmal versuchen, die Ikarus zu erreichen«,
sagte Roderick und Sonja fragte: »An'ta. Weißt du, ob die Kommunikation
gestört ist?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Verdammt noch mal. Ich kriege keine Verbindung!«
Traurig dachte Sonja an den alten Frederick und hoffnungsvoll an ihr Baby. Dann
betrachtete sie An'ta erneut. »Wir müssen ihr helfen.«
»Du bist die Ingenieurin, lass dir was einfallen«, antwortete Roderick
gereizt, aber Sonja ignorierte seinen Ton und sah sich weiter um. Endlose, gelbgrüne,
hallenhohe Schläuche, die links und rechts vom Flur abgingen, ohne Türen
oder sonstige Punkte, an denen sie ihren Standort festmachen konnten. Sie lauschte.
Doch sie hörte keine Schritte, die sie verfolgten. Von nirgends drang ein
Geräusch an sie heran.
Roderick brach die Stille mit einer verhängnisvollen Nachricht: »Cedian
ist tot!«
»Was?«, fragte Sonja, obwohl sie seine Worte sehr wohl verstanden
hatte, aber nicht glauben wollte.
»Der Adlat ist tot. Cedian hat Selbstmord
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