Frauenversteher

Einleitung
    »Du verstehst mich einfach nicht!« Verzweifelt, erschöpft und resigniert sinkt Claudia auf die mokkabraune Rolf-Benz-Couch, die einmal der Beginn ihrer Beziehung zu Peter gewesen war. Doch das ist lange her. Fast drei Jahre wohnt sie nun schon mit Peter zusammen, gefühlte acht.
    Dabei war Peter mal ein richtiger Frauenversteher gewesen, ein Mann, bei dem Claudia dachte, er könne ihre Gedanken lesen, ihre Wünsche vorausahnen. Mit Peter konnte sie in der ersten Zeit so wunderbar reden, weil er in ihre Augen tauchen und tief in ihre Seele blicken konnte. Aber jetzt? Was war passiert?
     
     
    So und ähnlich ergeht es meiner Erfahrung nach vielen Tausend Paaren, die ich auf meinen Tourneen durch Deutschland getroffen habe. Besonders nach meinen Auftritten mit den Kabarettprogrammen FRAUENVERSTEHER, TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE und SECONDHAND-MANN kommen immer wieder Paare auf mich zu und sagen: »Genauso ist es auch bei uns!« oder »Waren Sie bei uns im Wohnzimmer?« oder »Woher kennen Sie uns so gut?« Nachdem ich meine Erfahrungen und Beobachtungen im engeren Freundes- und Bekanntenkreis auch bei vielen anderen bestätigt fand, machte ich mich daran, die zwischengeschlechtliche Problematik des Frauenverstehens genauer zu untersuchen.
    Dieses Buch wird Ihnen hoffentlich auf unterhaltsame Art darlegen können, wie es mit dem Verständnis unter den Geschlechtern bei uns im Land wirklich bestellt ist. Vielleicht werden Sie sich an der einen oder anderen Stelle wiederfinden. Möglicherweise geht es Ihnen sogar wie Claudia und Peter, die vor einiger Zeit nach einem meiner Auftritte auf mich zukamen und meinten: »Wir haben die Karten für deinen Auftritt heute Abend schon vor vielen Wochen gekauft. Aber heute Nachmittag hatten wir einen ziemlich üblen Streit und wollten eigentlich gar nicht ausgehen. Da wir das Geld aber schon ausgegeben hatten, wollte Peter (typisch Mann?) die Karten nicht einfach verfallen lassen. Dabei hatten wir die Angelegenheit überhaupt noch nicht zu Ende besprochen (typisch Frau?). Also sind wir mehr oder weniger lustlos hierhergekommen. Was du uns allerdings dann auf der Bühne gezeigt hast, hat uns wirklich verblüfft, denn es war fast so, als wärest du direkt bei uns im Wohnzimmer gewesen und hättest uns beobachtet. Wir haben uns in dem, was du gezeigt hast, ziemlich gut wiedererkannt. Das Beste aber war, dass wir auf diese Weise noch einmal Gelegenheit hatten, unseren Streit quasi von außen zu beobachten, und dabei festgestellt haben, dass alles nur in einem kleinen Missverständnis begründet war. Wir konnten herzhaft über uns selbst lachen und mussten uns eingestehen, dass eigentlich alles in Ordnung ist zwischen uns.«
    Natürlich hat mich dieses Lob sehr gefreut, und nachdem Peter an die Theaterbar verschwunden war, um noch ein Glas trockenen Weißwein für seine Claudia und ein Glas Bier für sich zu besorgen, raunte mir Claudia verstohlen ins Ohr: »Ich hoffe, Peter hat heute Abend etwas dazugelernt!«
    In diesem Buch wird immer wieder von Claudia und Peter die Rede sein. Dabei könnten die beiden auch Sybille und Bernd, George und Gracy 1 oder Micky und Minni heißen. Betrachten
wir Claudia und Peter einfach als Variablen, für die wir je nach Situation unsere eigenen Namen oder die unserer Freunde und Verwandten einsetzen können. Wenn Ihnen an der einen oder anderen Stelle der Gedanke kommt »Das kenne ich doch von XY«, dann setzen Sie statt Claudia und Peter einfach die Namen derer ein, an die Sie gerade denken mussten.
    Die Szenen aus dem Leben von Claudia und Peter sind oft ganz typisch, und daher schauen wir uns einige davon später noch genauer an. So erfahren wir mehr über die Hintergründe bestimmter Verhaltensweisen und immer wiederkehrender Kommunikationsmuster zwischen Mann und Frau.
    Das Beste aber ist: Für besonders heikle Situationen gebe ich Ihnen ganz konkrete Umsetzungstipps an die Hand. Wenn Sie diese im Umgang mit Ihrer Partnerin (oder Ihrem Partner) befolgen, werden Sie feststellen, dass Ihre Partnerschaft noch schöner, erfolgreicher und vor allem lustiger werden wird. Ich bin der Meinung, dass Humor eine der Säulen ist, auf denen eine glückliche Partnerschaft gelassen ruhen kann. Am besten integrieren Sie die Tipps und Tricks aus diesem Buch mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern in Ihre Beziehung. Probieren Sie es aus. Meiner Erfahrung nach funktionieren die Kommunikationstipps übrigens auch außerhalb von Partnerschaften ganz