Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften
dabei.«
Dilligaf verzog das Gesicht.
»Ja. Nein. Fast. Belassen wir es erstmal dabei, dass die Ts!gna so etwas
wie die Schutztruppen der Killia sind, das passt. Auf jeden Fall kamen die ersten
Angehörigen der Schwarzen Flamme mit ihnen ziemlich in Konflikt, als sie
damit begannen, die Archen abzufangen.«
»Archen?«
Der alte Söldner zuckte mit den Schultern.
»So wurden sie genannt. Der Catzig ist aus dem Sack – ich schätze,
jetzt ungefähr dürften die Leute von der Ikarus wissen, was
eine Arche ist. Zumindest, wie sie aussieht.«
Zu viele Andeutungen, zu viele offene Fragen. Skyta schwieg und wusste, dass
sie später nachforschen konnte, was alles ungesagt geblieben war.
Sie hatte bisher nichts darüber gewusst,
warum die Schwarze Flamme überhaupt gegründet worden war, so wie die
allermeisten Söldner keine Ahnung hatten und sicherlich auch kein Interesse
an der Geschichte. Die Organisation war ein sicherer Weg, viel Geld zu machen,
wenn man zu den Besten gehörte. Man stellte seine Fertigkeiten in den Dienst
jener, die bereit waren, enorme Summen zu zahlen, ganz einfach. Für andere
war es die Möglichkeit, mit Hightech-Ausrüstung umzugehen, ein Abenteuer
für gelangweilte Profis und Adrenalinjunkies. Ein paar waren auf der Flucht
vor sich selber oder ihrer Vergangenheit und fanden Schutz in der Anonymität
innerhalb der Gilde. Wieder welche fühlten sich angelockt von dem Mysterium,
als würden sie auf eine Heimat hinter den überfrosteten Mauern von
Burg Aseig hoffen. Und für viele, auch wenn das vielleicht das am wenigsten
glanzvolle Motiv war, war die Arbeit als Söldner schlichtweg ein Job. Nicht
mehr, nicht weniger.
Niemand fragte nach den Motiven jedes einzelnen Söldners, keiner interessierte
sich dafür, woher jemand kam und was ihn dazu bewogen hatte, der Schwarzen
Flamme beizutreten. Und wenn die Biographie des Einzelnen schon als belanglos
galt, wieso sollte es dann bei der Organisation anders sein?
»Sie haben den Kampf gegen die Killia verloren, damals, oder?«, fragte
Skyta. »Sonst würde es die Schwarze Flamme nicht mehr geben.«
»So ist es. Es gab damals anscheinend keinen Weg zu gewinnen. Wir waren
zu wenige, und es gab kein Wissen. Als man verstand, was eigentlich passierte,
war es schon vorbei. Von den Kurro Durgol hatten genug überlebt, um die
Schwarze Flamme weiter zu führen. Als Söldnerorganisation, um Geld
und Möglichkeiten zu haben, wenn die Killia wieder zuschlagen sollten.
Um bereit zu sein.« Er lachte. »Und jetzt ist es so weit, und wir
stehen erstmal verwirrt da. Es ist nicht einfach, ein paar Jahrtausende lang
in Bereitschaft zu bleiben und die eigentliche Aufgabe nicht zu vergessen.«
»Aber genau das ist passiert. Keiner der Söldner, mit denen ich zu
tun habe, weiß irgendwas von dieser Aufgabe. Ebenso wenig wie ich.«
» Keiner stimmt nicht. Cullum weiß zum Beispiel davon. Und
deswegen sind Sie hier, Skyta.«
So plötzlich schloss sich der Kreis, der mit der langen Vorrede über
Vermeer und seinen Bandenkrieg begonnen hatte, dass Skyta blinzelte und schwieg,
bis Dilligaf fort fuhr.
»Als Cullum Vermeers Tochter zu den Marsbergs bringen wollte, versorgte
er ihre Wunden und stellte dabei fest, dass das Mädchen eine natürliche
Immunität besaß, die extrem selten war.«
»Gegen den Wanderlust-Virus? Wie die Gründer der Kurro Durgol!«
»Genau das. Und das war entscheidender als der Vertrag, als andere Verpflichtungen.
Jeder mit dieser Immunität ist ein Mitglied der Schwarzen Flamme. Mit oder
gegen seinen Willen.« Es war kompromisslos, knapp. Skytas Augen wurden
schmal.
»Also wurde sie entführt, mitgenommen wie ein Ding, das man auf der
Straße findet.«
»Ein kostbares Ding, wenn Sie es so wollen, aber ja. Von dem Moment an,
da Cullum die Immunität feststellte, hatte niemand mehr Anspruch auf sie,
weder Vermeer noch Marsberg.«
»Noch sie selber.«
»So sieht es aus.«
Die nächsten Worte kamen rascher, als ihr selber lieb war, doch sie war
zu aufgewühlt für kluges Taktieren.
»Es ist riskant von Ihnen, mir das zu erzählen. Was, wenn sie... wenn
ich wieder Anspruch erhebe? Wenn ich mich hier und jetzt entscheide, nicht mehr
mit zu spielen?«
Dilligaf sah sie an, als wolle er sie mit dem Blick gegen die Wand nageln, aber
dann lächelte er schmal.
»Natürlich ist es ein Risiko. Warum habe ich sonst gerade so lange
gebraucht, es Ihnen zu
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