Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt
derselben Zufriedenheit und Freude
wie alle seine Kameraden.
Die Ankunft neuer Rekruten war eine Herausforderung, vor allem logistischer
Natur. Ein normal denkendes Intelligenzwesen hätte die Ankunft weiterer
Wesen als Fluch und unnötige Verschlimmerung einer ohnehin sehr angespannten
Versorgungssituation angesehen. Doch die gute Laune stellte vor allem eine Nachricht
in den Mittelpunkt von Kolts Bewusstsein: Neue Krieger waren gut. Je mehr, desto
besser. Alles andere war von sekundärer Bedeutung.
Also stürzte sich Roban Kolt mit Feuereifer in die Vorbereitungen.
Es war zumindest ein großes Transportschiff angekündigt. Der Kommandant
hatte bereits Verbindung mit der Kasernenwelt aufgenommen. Die Besatzung bestand
zum überwiegenden Teil aus humanoiden Wesen, und alle waren Sauerstoffatmer,
so dass kein Weitertransport notwendig war. Eine gute Nachricht für den
Generaladministrator, bedeutete dies doch, dass die mitgebrachte Technologie,
die Energieerzeuger und alle anderen technischen Gerätschaften von Wert
ausgeschlachtet werden konnten. Der Transporter war offenbar sehr groß
und fasste eine beachtliche Anzahl von Neuankömmlingen, so dass Kolt schnell
Befehl gegeben hatte, den Raumhafen von allerlei Schrott zu befreien. Es war
eine gute Gelegenheit, die alten Raumkreuzer endgültig in die Presse zu
schicken und einzuschmelzen, um an neue Baustoffe zu gelangen. Die Kasernenwelt
verfügte über keine aktive Raumflotte. Im Großen Aufmarschplan
stand geschrieben – und wenn es so etwas wie eine heilige Schrift für
Kolt gab, dann war es diese –, dass die Sammler ihnen Truppentransporter
schicken würden, sobald es Zeit für den nächsten Feldzug war.
Daher benötigte man keine eigenen Raumfahrzeuge. Selbst jene wenigen kleineren
Einheiten, die man mit etwas Mühe wieder in einen raumflugtauglichen Zustand
versetzen konnte, genossen normalerweise keinerlei Aufmerksamkeit. Jetzt bekamen
sie welche, aber nur, weil sie im Weg standen. Kolts Räumtrupps gingen
gnadenlos vor, und die freie Fläche auf dem recht zugestellten Landefeld
würde bald groß genug sein, um eine sichere Landung der Neuankömmlinge
zu gewährleisten.
Er musste Wohneinheiten zuweisen, was sich als große Herausforderung herausstellte.
Der Planet war hoffnungslos überfüllt. Überall wuchsen mehrstöckige
Wohnkasernen in die Höhe, und die Rekruten lebten auf sehr beengtem Raum.
Das war an sich kein Problem, denn die neuen Soldaten waren sich der Bedeutung
ihrer Mission immer bewusst und ertrugen diese Fährnisse zum Wohle des
Großen Ziels, nämlich des Sieges über den Feind. Dennoch existierte
ein logistisches Problem, und es war letztlich Kolts Verantwortung, dieses auch
zu lösen. Er scheuchte seine Mitarbeiter auf und ließ Pläne
entwickeln, alte, heruntergekommene Gebäude, die zurzeit nicht genutzt
wurden, wieder instandzusetzen. Leere Magazine, Lagerhäuser oder Aufmarschplätze
standen oben auf seiner Prioritätenliste. Oft war eine Renovierung nicht
mehr möglich, dann sprach man von Abriss und Neubau, eine große Belastung
für die ressourcenarme Kasernenwelt. Im Grunde würde man sich weiter
kannibalisieren, weniger wichtige Strukturen abreißen, um Material für
neue Unterkünfte zu errichten.
Dann war da das Problem der Nahrungsversorgung. Die Besatzung des ankommenden
Schiffes konnte die üblichen Nährstoffe verdauen, das war eine beruhigende
Nachricht. Doch die hydroponischen Gewächshäuser und Proteinmanufakturen
arbeiteten bereits am Rande ihrer Kapazität, und fiel einmal eine der Anlagen
aus, hatte das unmittelbare Engpässe und Rationenkürzungen zur Folge.
Kolt hoffte auf die an Bord des Transporters befindliche Technologie, um hier
einen Ausgleich zu schaffen. Jedes kleine Bisschen neuer Technik, das die Effizienzgrade
der Nahrungsmittelproduktion auch nur um einen Bruchteil eines Prozents verbessern
konnte, würde ihnen bereits sehr helfen. Und wenn das alles nicht nützte,
würde man eben den Gürtel enger schnallen. Kolt lächelte erfreut
bei dem Gedanken. Jedes Opfer für den Großen Feldzug war es wert.
Wenn es dem Sieg diente, dann sollte es geschehen.
Es war der Gedanke an den Sieg, der alles erträglich machte.
Hin und wieder war Roban Kolt sehr müde.
Es gab Momente, da erdrückte ihn die Situation, da war alles zu viel. Produktionsanlagen
fielen aus. Reparaturen waren nötig, doch es fehlte
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