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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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konzipiert, zwar aus eigener Kraft das Mutterschiff zu verlassen und sich eine Richtung für die Flucht aussuchen zu können, dann aber eingesammelt zu werden und nicht selber komplizierte Andockmanöver zu fliegen.
     
    Jonas hatte mehr als genug Erfahrung – wenn auch nur im Simulator. Nicht mit den offiziellen, langweiligen Trainingsprogrammen, sondern mit auf dem teuren Gerät halb illegal laufenden Simulationen. Hier hatte er die Manöver gelernt, die sie nun brauchten. Was war das hier anderes als eine Schleichmission in die gegnerische Sphäre? Jonas’ Rekorde waren ungeschlagen. Er würde sie sicher rein- und hoffentlich dann auch wieder rausbringen.
     
    Die hastig auf die Außenwand der Kapsel gesprühte Tarnfarbe, deren metallische Komponenten sie vor herkömmlichen Ortungsgeräten verstecken sollten, schien ihren Dienst zu tun. Ein Prototyp, der gerade etwas plötzlich und zwangsweise das Labor verlassen hatte und in Aktion getreten war.
     
    Lovis3 machte sich keine Illusionen darüber, dass sie eine zwar rasante, aber eher düstere Karriere vor sich hatte, und schüttelte unmerklich den Kopf, um solche Zukunftsvisionen zu verscheuchen. Sie hatte gerade mehr als genug Gegenwart zu bedenken.
     
    »Fathia?«
     
    Sie alle saßen in der ausgeräumten Kapsel am Boden; nur ihre Ärztin stand, sofern das ohne Gravitation möglich war. Sonderbar, aber nicht überraschend, dass sie sich mit dem Gesicht zur Wand positioniert hatte. Natürlich antwortete sie nicht auf die Nennung ihres Namens, aber Lovis3 meinte, ein minimales Nicken gesehen zu haben, und nahm das als ein Zeichen dafür, dass Fathia bereit war. Die Ärztin hatte sich weder freiwillig gemeldet noch sich beschwert, als Lovis3 sie eingeteilt hatte. Sie brauchten jemanden, der die Analysegeräte bedienen konnte und in der Lage war, sich um das Team zu kümmern, sollte irgendetwas schieflaufen. Da sie nicht planten, vielen Leuten zu begegnen, sollte das für die menschenscheue Wissenschaftlerin kein Problem darstellen.
     
    »Okay, Jungs, noch drei Minuten bis zum Ziel«, verkündete Jonas schließlich. Seine Stimme klang fremd durch Anspannung und die minimale Verzerrung des Helmfunks.
     
    Alle kamen auf ihre Füße und standen etwas ratlos herum. Lovis3 schickte sie zur Schleusentür, während sie selber noch einmal nach vorne schwebte und Jonas über die Schulter blickte. Der Pilot deutete mit einem Nicken auf den kleinen Bildschirm – die Kapsel hatte keine Fenster.
     
    »Da ist eine Mannschleuse in der großen Frachtluke«, sagte er, während er den Steuerdüsen zahlreiche, winzige Impulse entlockte, die die Kapsel vorwärts und zur Seite trieben wie eine Qualle mit Schlagseite. »Schätze, das ist viel unauffälliger als der offizielle Weg, und wir sind direkt da, wo wir sein wollten.«
     
    »Können wir sie separat öffnen?«
     
    »Na, dafür wird sie wohl da sein«, antwortete Jonas, schroff vor Konzentration.
     
    Lovis3 musste ihm zustimmen: Sie stellte aus Nervosität unnütze Fragen. Ein Captain sollte nicht brabbeln. Wieder was gelernt. Sie hob die Hand, wie um sie dem Piloten anerkennend auf die Schulter zu legen, hielt dann allerdings inne, da so eine unerwartete Berührung im Augenblick vermutlich zu fatalen Kursabweichungen führen würde. So verwandelte sie den Ansatz in eine Drehung und grinste den vier anderen zu, ermutigend, wie sie hoffte. Gut, dass keiner wusste, wie es wirklich in ihr aussah. Übergangslos war ihr furchtbar übel, und sie presste die Zähne zusammen, als könnte sie so ihr Frühstück an seiner Rückkehr hindern. Sie zwang sich zu ruhigen, tiefen Atemzügen.
     
    Ein Ruck ging durch die Kapsel, das Material der Hülle stöhnte, und etwas schabte kreischend über die Außenwand des Frachters. Es klang entsetzlich, wurde aber begleitet von einem fast geflüsterten »Exakt!«, was Jonas’ Ersatz für die Meldung zu sein schien, dass sein Andockmanöver geklappt hatte.
     
    »Also, dann.«
     
    Lovis3 schob sich an den anderen vorbei und entriegelte die Schleuse. Es gab keinen Druckausgleich, da sie auf eine Atmosphäre in der Kapsel verzichtet hatten, und somit öffnete sich das Schott direkt ins Vakuum.
     
    Die Außenwand des Frachters, nun verziert mit ein paar frischen, schimmernden Schrammen in dem Staub der langen Reise, war so nahe, dass sie kaum den Arm ausstrecken brauchte, um sie zu berühren. Die riesige Fläche vor ihr war, wie sie sich selbst korrigierte, nicht wirklich die Bordwand, sondern

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