Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina
Nachtwächter im Korridor links von Ihnen«, wisperte der Pentakka, »sie kommen näher.«
Tesmer spürte, wie sich ein Schweißfilm auf seiner Stirn bildete. Er sah Skyta, wie sie unschlüssig in ihrem Seitenkorridor gegenüber dem Fenster verharrte - und er sah auch die beiden Nachtwächter, die sich der Söldnerin näherten. Die beiden schienen miteinander zu plaudern und es nicht besonders eilig zu haben; offenbar hatten Turgaus geschickte Manipulationen niemanden in dem Gebäude ahnen lassen, dass sich eine Einbrecherin in den Laboren der Lebensspender, Inc. herumtrieb.
Der Scharfschütze krümmte den Finger und tastete nach dem Druckpunkt der Waffe. »Ich kann die beiden von hier aus erledigen«, sagte er leise. Der Schuss durch die geschlossene Fensterfront war schwierig, aber nicht unmöglich. Das eigentliche Risiko bestand darin, dass das zersplitternde Glas und die Schreie der Getroffenen möglicherweise noch mehr Wachen auf den Plan rufen würden - nach den Informationen der Schwarzen Flamme hielten sich zu dieser Stunde bis zu zehn Nachtwächter in dem Gebäudetrakt auf.
Es klickte zweimal kurz in seinem Headset, als Skyta seinen Vorschlag verneinte.
Turgau zitterte wie Espenlaub. Ruhig Harz , ermahnte er sich selbst, du musst ruhig Harz und eine kühle Krone bewahren . Noch war nichts passiert.
Auf einem seiner Monitore erschienen die Bilder der Überwachungskameras vom Ort des Geschehens. Er verglich diese mit dem Bild aus der Miniaturkamera in Skytas Headset.
Es war nicht zu fassen: Die Söldnerin und die beiden Nachtwächter befanden sich keine zwei Meter auseinander. Während Skyta unbeweglich verharrte, um kein verräterisches Geräusch zu machen, waren die Nachtwächter exakt neben der T-Kreuzung der beiden Korridore stehen geblieben.
Der Pentakka scrollte durch das Menü, das die Sicherheitseinrichtungen des Laborgebäudes kontrollierte, und fand, was er gesucht hatte. Zwei Sekunden später versorgten ihn verborgene Mikrofone, die in dem Korridor verborgen waren, mit einem Audiofeed.
»... sicher wieder nur eine Übung«, hörte er einen der beiden Wachtposten sagen. »Hast du eigentlich schon die neue BT-16 gesehen?«
»Ja. Ein paar von den Jungs haben mir davon erzählt. Scheint ganz interessant zu sein«, entgegnete sein Kamerad.
Dann drehten sich die beiden um und schlenderten gemächlich wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
Skyta entspannte sich etwas, als sie hörte, dass sich die Schritte der beiden Nachtwächter nach einer kurzen Pause wieder entfernten. Offenbar war diese Kreuzung die Stelle, an der ihr Rundgang üblicherweise endete, und so gingen sie wieder zurück, nachdem ihnen nichts aufgefallen war.
Im nächsten Moment knackte es in den Lautsprechern für Durchsagen, die überall in dem Gebäudekomplex in den Deckenpaneelen der Korridore und Büroräume eingelassen waren.
»Noch mal gut gegangen«, hörte Skyta die Stimme des Pentakka in ihrem Headset - und aus Tausenden von Lautsprechern. »Die beiden Trottel gehen wieder zurück!«
Idiot , dachte Skyta wütend. Ohne zu zögern sprintete sie um die Ecke.
Die beiden Nachtwächter hatten noch nicht begriffen, was los war, als sich die zierliche Söldnerin schon auf sie stürzte. Mit zwei raschen Handgriffen, die von sandigen Knirschlauten begleitet wurden, brach sie den beiden Wächtern das Genick.
»Stehenbleiben!«
»Keine Bewegung!«
Skyta fuhr herum. Von der anderen Seite des Korridors rannten zwei weitere Nachtwächter auf sie zu - anscheinend machte auch das Duo, das in der zweiten Hälfte dieses Flügels patrouillierte, an dieser Stelle üblicherweise kehrt. Diese beiden allerdings waren vorgewarnt und näherten sich mit erhobenen Waffen - und trotz Skytas Tarnanzug wussten sie nun genau, wohin sie zielen mussten.
Dann brach die Hölle los, als Tesmer das Feuer eröffnete. Die Fensterfront des Korridors zerbarst in einer Wolke schartiger Splitter. Skyta vermochte nicht zu unterscheiden, ob es die Projektile des Scharfschützen oder die rasiermesserscharfen Glasscherben waren, welche die Nachtwächter in Hackfleisch verwandelten - und sie wollte es auch nicht wissen. Sie hebelte das Fenster vor der Feuertreppe auf und verließ das Schlachtfeld, so schnell sie konnte.
Kaum hatte sie den Boden erreicht, als auch schon Suchscheinwerfer aufflammten und den Hof in ein gleißendes weißes Licht tauchten.
»Du meine Güte«, plärrte Turgaus Stimme aus den
Weitere Kostenlose Bücher