Revelations
riskieren, da die Vultures doch schon recht nahe an ihren Zufluchtsort herangekommen waren.
Trotz der Verluste, Niederlagen und offenen Fragen vermochte sie ihrem Schicksal dennoch einen Lichtblick abzugewinnen. Der jahrelange Stellungskampf zwischen Vultures und Rangern hatte sie auf beiden Seiten frustriert. Nach ihrem Überlaufen war sie der Hoffnung verfallen, etwas daran ändern zu können, nur um festzustellen, dass sie anstelle der Inkompetenz der Gang nun von unverständlichen Gesetzen zurückgehalten wurde. Dass sie Zivilisten nicht länger als menschliche Schutzschilde benutzen durfte, verstand sie ja noch, aber dass Vergiftungen von Wasserstellen oder Folter geächtet und Hinrichtungen verboten waren, hatte sie nie wirklich nachvollziehen können und sich damit häufig Ärger eingehandelt. Doch all das brauchte sie jetzt nicht mehr kümmern. Dies war nun ihre Mission und sie würde sich nicht von unnützen Vorschriften oder falscher Rücksichtnahme behindern lassen.
7 - Punkt ohne Wiederkehr
Um rührende Abschiedsszenen zu verhindern, hatte Angel ihr Team bereits vor den ersten Sonnenstrahlen antreten lassen. Dank einem röhrenden Probelauf von Coles Rennmaschine ging der Plan jedoch gehörig nach hinten los, denn kurz darauf hatte sich fast die gesamte Flüchtlingssiedlung um die Fahrzeuge versammelt.
Jesse stand zwischen seinen Freunden und musste Scott dabei fest am Halsband packen. Der schniefende Schäferhund verstand nicht, warum Cassidy ihn schon wieder zurückließ. Ein letztes Mal kraulte sie ihn hinter den Ohren und verabschiedete sich von dem Jungen.
Cole schüttelte jedem seiner Milizionäre die Hand, die ihm im Gegenzug viel Glück wünschten. Das war nicht nur für die gefährliche Reise ins Ungewisse gemeint, sondern ging auch in Richtung der neuen Frau an seiner Seite. Sharon ließ ihm seinen Stolz und wartete brav vor dem Motorrad. Außerdem hatte sie gerade erst ihr Frühstück erbrochen und nutzte den Moment der Ruhe, um wieder Farbe ins Gesicht zu bekommen.
Dog erhielt von Kalidas ein paar speziell für ihn zubereitete Ziegenkonserven. Die waren so scharf, dass der Inder sie mit roten Warnschildern versehen musste, damit niemand anderem die Luft daran wegbleiben würde. Samuel klopfte dem Hünen zum Abschied anerkennend auf die Schulter. Auch wenn er als verurteilter Mörder nie große Skrupel bei den Vultures gezeigt hatte, gefiel ihm sein unerwartet friedliches Rentnerdasein in den Bergen. Nachdem Caiden und Faith ebenfalls von den beiden verabschiedet worden waren, zogen sie sich in ihr Quartier zurück, um ihren unterbrochenen Tiefschlaf fortzusetzen, der für gewöhnlich nicht vor dem Mittagessen endete.
Kim saß bereits auf dem Beifahrersitz von Butchs orangefarbenem Pick-up und rieb an ihrem rechten Oberschenkel. Die Granatsplitterwunde war dank den hervorragenden Nähkünsten des getöteten Assistenzchirurgen Steven fast vollständig verheilt, juckte aber wie alle ihre Verletzungen am Anfang der Reise. Im Gegensatz zu Butch, der munter nahezu sämtlichen Zivilisten die Hand schüttelte, hatte sie die ganze Nacht kaum ein Auge zubekommen.
Angel schwor die verbliebenen Ranger darauf ein, dass Paul von nun an den Oberbefehl innehatte, und überreichte dem Rentner dabei symbolisch Monroes Schachbrett. Paul hatte auf diesem Brett viele Spiele gegen den General verloren und verstand die Geste. Er versprach, es wie seinen Augapfel zu hüten.
Nachdem endlich alle Hände geschüttelt und alle gut gemeinten Ratschläge überbracht worden waren, gab Angel den Startbefehl. Cole und Sharon übernahmen wie auf der Herfahrt die Vorhut mit dem Motorrad und blieben nach Möglichkeit in Sichtweite zum dahinterfahrenden Humvee. Cassidy saß stolz mit ihrer kreisrunden Sonnenbrille auf dem Fahrersitz, damit ihre Ausbilderin wie üblich Kartenmaterial studieren konnte. Dog hatte die Rücksitze ganz für sich allein. Angel wollte weder ihm noch der vulturefeindlichsten Frau aller Ranger eine derart lange Reise im selben Auto zumuten, weshalb sich stattdessen Caiden und Faith die Rückbank des Pick-ups teilten. Der Transporter war nur mit einem Heckgeschütz bewaffnet und Butch übernahm darum wie selbstverständlich die Nachhut.
Als sie den Kopfsteinpflasterweg verließen und auf die aufgeplatzte Asphaltstraße nach Norden schwenkten, erinnerte Angel ihr Team daran, permanent nach verräterisch starr fliegenden Greifvögeln Ausschau zu halten. Sie schätzte die Chancen einer
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