Revelations
dankte sie ihm, als am darauffolgenden Tag wieder ihre zauberhafte Musik durch die Wälder um das Kloster hallte.
Butch verbrachte fast jede freie Minute unter dem Humvee oder seinem Pick-up, um die Fahrzeuge für die Reise vorzubereiten. Wie immer hatte sein orangefarbener Liebling bei der Verteidigungsschlacht des Konvois einiges einstecken müssen. Ohne Johnnys Unterstützung fiel ihm die Arbeit jedoch viel schwerer, so dass er häufige Pausen einlegte und kaum ansprechbar war. Hilfsangebote der Flüchtlinge musste er widerwillig ablehnen. Angel wollte nicht, dass irgendjemand außer ihrer Kommandoeinheit an den Wagen herumschraubte. Während der Nacht wurden sie sogar ununterbrochen bewacht, um Sabotage zu verhindern. Dabei dachte Angel nicht mal an eine Autobombe. In den Bergen aufgrund von Motorschäden liegenzubleiben hätte denselben Effekt.
***
Am Abend des sechsten Tages war es endlich so weit. Angel rief ihr gesamtes Team zur letzten Lagebesprechung zusammen, was diesmal auch Jesse wieder mit einschloss. Wie schon in Jaguar Bay stellten die Milizionäre Stühle für Paul und Martha bereit. Butch zog genüsslich an einer Zigarette, Cole teilte sich mit Sharon den Ledersitz seiner Rennmaschine. Er hatte ebenfalls eine Zigarette im Mund, deren stinkenden Rauch Sharon kontinuierlich wegzuwedeln versuchte. Zu ihrem großen Unmut hatten die Schatzsucher ein paar Päckchen in den umliegenden Dörfern entdeckt. Caiden, Cassidy, Scott und Faith hockten im warmen Sand vor dem Humvee und Kim breitete eins ihrer aus Gürteln und Seilen gefertigten Gurtzeuge auf der Motorhaube des Pick-ups aus.
Viel zu bereden gab es nicht. Inzwischen hatte sich im gesamten Kloster herumgesprochen, wohin die Reise gehen würde, auch wenn der genaue Grund dafür nach wie vor geheim blieb. Die offizielle Mission lautete, Kriegsgefangene zu befreien. Angel ließ eine von Coles selbstgezeichneten Landkarten herumreichen, die nicht mal ansatzweise an Kims strategische Gemälde herankam, aber die ersten dreihundert Straßenkilometer recht anschaulich darstellten. Auf den engen Serpentinen würden sie nur langsam vorankommen und Angel wollte häufige Pausen einlegen. Niemand, nicht einmal Faith, wusste genau, was sie auf der anderen Seite des Gebirges erwartete, weswegen Mensch und Maschine geschont werden mussten. Der Ausfall eines der Wagen hätte katastrophale Folgen, von einem Unfall mit Knochenbrüchen oder ähnlichem ganz zu schweigen. Es gab keinen Ersatz, keine Verstärkung und niemanden, den sie um Hilfe bitten konnten, sobald sie das Kloster hinter sich gelassen hatten.
Dog lehnte es nach wie vor ab, für die Flüchtlinge in den Krieg zu ziehen. Das Gerede über die Rettung der Verschleppten und die Hoffnung für die Zivilisten bereiteten ihm Kopfschmerzen. Angel hatte geahnt, dass er sich nicht ohne weiteres integrieren lassen würde und suchte nach Argumenten, ihn von der Richtigkeit ihrer Mission zu überzeugen, als Caiden ihr zuvorkam.
»Glaubst du vielleicht, du wärst bei Eric besser aufgehoben?«, rief er Dog mürrisch zu. Er schuldete ihm alles, aber allmählich zehrten die ständigen verklärten Heroisierungen des Vulturedaseins an seinen Nerven.
»Der steht jetzt wenigstens auf der Gewinnerseite!«, erwiderte der Hüne erzürnt.
»Und wie kommst du darauf, dass er dich an seiner neuen Stellung teilhaben lassen wollte?«
Nun hob Faith zum ersten Mal den Kopf und starrte Caiden beklommen an. Auch Cassidy verstand nicht, worauf ihr Bruder hinauswollte.
»Glaubst du etwa, dass er das innerhalb einer Woche durchgezogen hat?«
Wütend schlug Dog auf die Motorhaube des Humvees. Er kannte die Antwort auf diese Frage. Cassidy fürchtete, dass Caiden plötzlich alles ausplaudern würde und Faith bereitete sich instinktiv auf ihre blitzschnelle Flucht vor. Sie hatte nicht alle Seile und Strickleitern im Baumhaus verbaut. Ein paar davon warteten gut versteckt an den Hängen des Klosters auf sie.
»Warum hat er dir nie etwas von den Unterhändlern der Sicarii erzählt?«, fuhr Caiden unbeeindruckt fort. In diesem Moment stürmte Dog zwei Schritte auf ihn zu und hielt ihm den Zeigefinger vor die Nase, als wenn er den besserwissenden Bauernlümmel zurechtweisen wollte. Doch ihm fehlten die Worte, denn der Junge hatte Recht.
»Ganz genau. Er musste dich loswerden, weil du dich den Sicarii niemals untergeordnet hättest! Ohne die Menschen hier wärst du längst tot!«
Dog zog seinen Finger zurück und ballte
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