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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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und hielt bis zum späten Nachmittag die Stellung, ohne das äußerst langsame Flugobjekt aus den Augen zu lassen.
    Nachdem die Drohne hinter dem südlichen Bergrücken verschwunden war, trieb Angel ihre Kameraden zur Eile an. Der Sonnenuntergang stand kurz bevor und laut den Verkehrsschildern trennten sie noch über fünfzig Kilometer vom Talausgang. Bei Nacht hätten sie die Scheinwerfer einschalten müssen, was einem rot blinkenden Zielkreuz auf den Wagendächern gleichgekommen wäre. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten sie die rettende Betonröhre, nur um für einen Moment dem Ende ihrer Mission entgegen zu sehen.
    Wenige hundert Meter hinter dem Tunneleingang türmten sich unzählige Autowracks aufeinander, die von einem tonnenschweren Kampfpanzer zusammengeschoben worden waren. Anhand der offenen Wagentüren und fehlenden Insassen konnte man erkennen, dass den Passagieren die Flucht gelungen war. Die Luken des Panzers standen ebenfalls offen. Angel und Kim untersuchten den Innenraum, während Cole und Dog sie absicherten. Aber wer auch immer für die Blockade verantwortlich war, hatte sich kurz darauf aus dem Staub gemacht.
    Ehrfürchtig ließ Cassidy die Fingerspitzen an dem stählernen Ungetüm entlanggleiten. Sie erkannte die Bauweise aus Monroes Militärbüchern, doch kein Foto der Welt hätte sie auf diesen einschüchternden Anblick vorbereiten können.
    Es war ein Kampfpanzer vom Typ Ares . Eine der letzten technologischen Errungenschaften des Militärs und benannt nach dem griechischen Gott des Krieges. Angetrieben von einer Wasserstoff-Brennstoffzelle, um dem weltweiten Mangel an fossilen Brennstoffen entgegenzutreten, und bewaffnet mit einem Mikrowellenemitter, der Menschen nach kurzer Zeit das Gefühl gab, bei lebendigem Leibe zu verbrennen, zusätzlich zu seinem Hauptgeschütz. Cassidy fühlte sich wie bei der Einfahrt nach Jaguar Bay, als sie sich nicht mal im Traum vorstellen konnte, wie eine einzige Lokomotive einen Zug mit dutzenden Waggons zu bewegen vermochte.
    Sharon schlich mit einer Mischung aus Hoffnung und Schrecken zugleich um den Panzer herum. Sie erinnerte sich genau an die zerstörerische Kraft der   faustdicken Kanone des Gefechtsturms, die einst brüllend Feuer über ihren Kopf hinweg gespuckt hatte. In ihren Ohren hörte sie die knirschenden Geräusche der massiven Stahlketten, die sich durch den Schutt der zerstörten Gebäude kämpften und dabei alles niederwalzten, was ihnen im Weg stand. Dies war mit Sicherheit nicht der Panzer ihrer damaligen Retter, aber die Gefühle, die sie mit dem kriegerischen Monster verband, waren dieselben.
    Während sich die Gruppe an der unerwarteten Touristenattraktion sattsah, kam Angel zu einer niederschmetternden Erkenntnis. Selbst wenn sie das tonnenschwere Ungetüm bewegen könnten, was völlig außer Frage stand, wäre ihre motorisierte Reise dennoch beendet. Sie hatte über vierzig Elektrofahrzeuge gezählt, die ihnen ineinander verkeilt den Weg versperrten. Es würde Wochen dauern, eine Schneise durch das Aluminiumknäuel zu schlagen.
    Zum Glück gab es vor dem globalen Untergang Gesetze für den Fall der Fälle, die Fluchttunnel parallel zum Straßenverlauf vorschrieben, auch wenn wohl kein Unterführungsarchitekt je mit einem wildgewordenen Panzer gerechnet hatte. Notgedrungen begann die Gruppe mit der Aufteilung der Ladung in Rucksäcke, wobei Angel großen Wert auf ausreichende Munitionierung legte. In den vergangenen drei Tagen waren sie mit Ausnahme des Aschekessels wiederholt auf kleine, unterirdische Wasseradern gestoßen, die sich mit grünen Flecken auf der Oberfläche bemerkbar machten. Angel ging davon aus, dass sich daran nichts ändern würde, solange sie den abgeschmolzenen Gletschern folgten, deren Wasser nur langsam durch das Felsgestein sickerte. Anschließend versteckten sie die Wagen zusammen mit Coles Motorrad zwischen den Wracks. Ironischerweise bereitete dabei lediglich der Humvee etwas Mühe. Butch musste seinen Pick-up nur nah genug an der Unfallstelle parken, schon ging sein äußerlich schrottreifer Liebling in der Menge unter.
    Nachdem sie neun vollgepackte Rucksäcke an der Tunnelwand aufgereiht hatten, legte sich die Gruppe schlafen. Cassidy übernahm mit ihrem Bruder die erste Nachtwache. Es gab keinen Grund, an drohende Gefahren zu denken, weshalb sich die beiden neugierig der schmalen Fluchtröhre widmeten. An der runden Betonmauer fanden sich unzählige Botschaften aus der Zeit des

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