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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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stattdessen die Faust. Für einen Augenblick schien es, als würde er Caiden im nächsten Moment für seine Unverschämtheit bewusstlos schlagen, aber dann entspannte sich seine Hand. Er stöhnte frustriert und lehnte sich mit dem Rücken an den Humvee.
    Angel hatte das Schauspiel mit verschränkten Armen verfolgt. Während ihre Kameraden Caidens logischer Argumentation Achtung schenkten, grübelte sie, woher er seine Informationen haben könnte. Sie selbst hätte die Geschehnisse nicht besser kombinieren können. Angel war sich sicher, dass seine plötzliche Erleuchtung mit dem Geheimnis zusammenhing, das er seit der Schlacht von Silver Valley mit sich herumtrug. Nun würde sie Caiden erst recht nicht mehr aus den Augen lassen.
    Nachdem der Streit geschlichtet worden war, erklärte Kim den Einsatz der Sicherungsgurte und sorgte dafür, dass sich jedes Teammitglied wenigstens einmal von den acht Meter hohen Festungstürmen abseilte.
    Faith schien wie sooft in ihrem Element zu sein und machte den professionellsten Eindruck, gefolgt von Caiden, den sie ihre Technik gerade erst gelehrt hatte. Cassidy kam ihr hartes Trainingsprogramm und zumindest das Zusehen bei ihrem Bruder zugute. Sie wirkte im Vergleich etwas tollpatschig, behielt aber jederzeit die Kontrolle über ihren Körper. Gleiches galt für Sharon, die mit kreidebleichem Gesicht die Natursteinmauer hinab tapste und bei jedem Schritt kurz davor stand, sich zu übergeben. Cole war es gewohnt, sich als Einzelkämpfer in die unmöglichsten Aufklärungspositionen abzuseilen und hatte keine Probleme mit der Übung. Jesse konnte das Team mit seinen zwölf Jahren zwar nicht begleiten, durfte sich aber dennoch an dem Turm versuchen. Dank seiner Baumhauskletterei verfügte er über mehr Erfahrung als die meisten anderen und machte eine äußerst gute Figur. Dog verließ sich gänzlich auf seine Kraft und hätte dabei fast den Halt verloren. Eine Lektion, die er hoffentlich nicht so schnell vergessen würde, flüsterte Kim Angel zu, die nach Butchs gelungenem Abstieg als letzte an die Reihe kam.
    Unter den Blicken ihrer Freunde fiel Angel die Überwindung ungleich schwerer, doch sie wegzuschicken hätte man im gesamten Lager als Schwäche gewertet. Nachdem sie das Seil und dessen Knoten zur Sicherheit noch einmal überprüft hatte, stellte sie sich auf die Kante und ließ sich unter Kims penibler Anleitung rückwärts an dem Turm hinabgleiten. Aufgrund ihrer Höhenangst brauchte sie mit Abstand am längsten, verhielt sich aber nach der Einschätzung des klettererfahrenen Rotschopfs auch am vorbildlichsten.
    Als diese Hürde genommen war und die Abendsonne allmählich hinter dem westlichen Bergrücken verschwand, begannen sie mit dem Beladen der Fahrzeuge. Ein Großteil der Flüchtlinge versammelte sich vor dem Fuhrpark und sah ihnen dabei zu. Nach wie vor war es nur Angels Kommandoteam gestattet, sich den beiden Wagen, Coles Motorrad oder den Vorräten zu nähern. Die einzige Ausnahme war Jesse, der seinen Freunden stolz beim Packen half und gleichzeitig unsagbar traurig wirkte, weil sie ihn im Morgengrauen zurücklassen mussten. Angel hatte ihm jedoch erklärt, dass er im Falle eines Scheiterns ihrer Mission die letzte Verteidigungslinie sein würde. Nicht, um im Alter von zwölf einen Krieg gegen die Sicarii vom Zaun zu brechen, sondern um die Erfahrungen und Werte der Ranger zu bewahren, sie in der folgenden Generation wieder aufzubauen und das sogenannte Imperium anschließend für seine Taten bezahlen zu lassen. Dafür überließ Angel ihm alle ihre Bücher über Militärstrategie und bat den alten Paul, ihm während ihrer Abwesenheit Schach beizubringen.
    Etwas wehmütig stellte sie fest, dass beinahe die gesamten Errungenschaften aus zehn Jahren Silver Valley auf zwei Ladeflächen Platz fanden. Immer wieder fragte sie sich, wie es dazu hatte kommen können. Die Verräter der finalen Schlacht hatten den Rangern lediglich den Todesstoß versetzt. Der Untergang hatte weitaus früher und viel weiter im Norden begonnen. Wahrscheinlich in Sienna, das einfach vom Erdboden gefegt worden war. Aufgrund des Angriffs auf Eagle Village war Angel nie in der Lage gewesen, das Hochplateau bei Tageslicht zu untersuchen und auf der Rückfahrt von Brackwood lag ihre Priorität bei der Sicherung des Konvois. Nun musste sie Jades Anweisungen folgen und konnte sich keine tagelange Reise zu den Ruinen der Siedlung leisten. Einen Spähtrupp der Ranger wollte sie ebenfalls nicht

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