Revelations
erleichterten die kühlen Stunden die schweißtreibende Anstrengung enorm.
Die geradezu positive Stimmung unter den Zwangsarbeitern änderte sich jedoch schlagartig, als am dritten Tag die letzten Kisten verstaut worden waren und sie die Sicarii vor ein Erschießungskommando stellten. Erst viel später keimte in Sharon der Gedanke, dass sie mit ihrer Familie etwas so Geheimes vergraben haben musste, dass ihre Aufseher kein Risiko eingehen wollten. Die meisten der Sklaven begannen auf Knien um Gnade zu flehen, darunter auch Sharons Mutter, auf dass die Wärter zumindest das Leben ihrer Tochter verschonen würden. Andere versuchten ihr Glück bei einer verzweifelten Flucht durch die alte Stadtruine, doch keiner entkam seinem Schicksal, bis die Sicarii schließlich Sharons Familie vor die blutige Grube führten, in der bereits einige ihrer Freunde lagen.
Aufgrund ihrer Kurzsichtigkeit konnte sie zu jener Zeit nicht genau erkennen, was als nächstes geschah. Sie hörte ebenso wie die Wärter das ansteigende Brummen von Motoren, die sich knirschend einen Weg zwischen den Ruinen hindurch zu bahnen schienen. Ohne weitere Vorwarnung brach plötzlich ein stählernes Ungetüm auf breiten Metallketten durch die letzte noch stehende Wand eines ehemaligen Kinos und spuckte dabei mit einem ohrenbetäubenden Donnern Feuer in Richtung des Erschießungskommandos. Sekundenbruchteile später explodierte der staubige Steinboden unter den Aufsehern und schleuderte die kreischenden Sicarii in hohem Bogen durch die Luft.
Sharons Familie blieb von der fauchenden Druckwelle nicht verschont. Sie stürzten rückwärts auf die Leichen ihrer ermordeten Freunde. Sharons Eltern waren vor Schreck über die ohrenbetäubenden Geräusche erstarrt und stellten sich instinktiv tot. Die neugierige Sklavin an der Grenze zum Erwachsenenalter hingegen krallte sich an der Brüstung fest und riskierte einen Blick auf das tosende Gefecht.
Die Sicarii versuchten nicht einmal, sich gegen das Stahlmonster zur Wehr zu setzen, sondern hatten bereits fluchtartig das Weite gesucht. Einer der Wächter war mit seinem Pick-up in einem Erdloch steckengeblieben und konnte sich im letzten Moment noch mit einem Sprung durch die fehlende Frontscheibe retten, bevor die metallene Bestie den Wagen unter seinen schweren Ketten zermalmte.
Sharon überlegte, ob sie sich den haushoch überlegenen Angreifern zu erkennen geben sollte, da rauschten zwei mindestens ebenso große Ungetüme mit lauten Schraubengeräuschen nur ein paar Meter über ihren Kopf hinweg. An den Seiten der fliegenden Kriegsmaschinen blitzten markerschütternd dröhnende Geschütze auf, die hunderte von Patronenhülsen binnen weniger Sekunden auf die zerfurchte Straße niederregnen ließen.
Dann war plötzlich alles vorbei. Das feuerspuckende Stahlmonster war auf seinen Eisenketten vor dem notdürftig versiegelten Kellergewölbe zum Stehen gekommen und hatte zwei große Laster zur Unterstützung herbeigerufen, deren Besatzungen eilig die Kisten verluden. Sharons Eltern stellten sich noch immer tot - oder waren einfach so schockiert, dass sie sich nicht zu bewegen wagten. Die unbekannten Angreifer schienen nicht das geringste Interesse an den Sklaven zu haben. Ein ausgemergelter Arbeiter war freudig auf seine vermeintlichen Retter zugelaufen und hatte sich bedanken wollen, doch die eingespielte Truppe ignorierte ihn vollkommen. Als er nicht aufgab und sich dem stählernen Ungetüm weiter näherte, richtete der Kommandant das schwere Dachgeschütz auf ihn und befahl ihm, zurückzutreten.
Inzwischen war eines der fliegenden Schlachtrösser gelandet und setzte Unterstützungstruppen ab, um die Verladeoperation zu beschleunigen. Die rechte Cockpittür öffnete sich und heraus trat eine zierliche Gestalt, die Sharon trotz ihrer Sehschwäche aufgrund der vielen kräftigen Männer um sie herum auffiel. Die kleine Frau überragte kaum die Frontscheibe ihres Hubschraubers, doch ihre Kameraden machten ihr dennoch respektvoll Platz, während sie das Schlachtfeld begutachtete.
Der verzweifelte Sklave startete einen weiteren Versuch um Hilfe zu bitten und Sharon hoffte, dass er die Gutmütigkeit des hochgerüsteten Überfallkommandos nicht zu sehr strapazieren würde. Im Gegensatz zu ihren abweisenden Untergebenen zitierte die Pilotin jedoch umgehend ihren Sanitäter mit einer Wasserflasche herbei. Der Anblick der gefüllten Feldflasche, die der überglückliche Zwangsarbeiter sogleich zu leeren begann, schürte
Weitere Kostenlose Bücher