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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Schäferhund Scott, so dass Kim bereits scherzhafte Andeutungen über eine Verschwörung in die Welt gesetzt hatte. In Wahrheit wollten sie unbequemen Fragen aus dem Weg gehen und, ohne die Gefahr belauscht zu werden, mehr von den Sicarii erfahren.
    Cassidy freute sich dabei auf entspannte Diskussionen, musste aber schnell feststellen, dass Faith ihrem Bruder ein hartes Trainingsprogramm verordnet hatte. Er war zwar physisch gut in Form, doch es mangelte ihm ihrer Meinung nach an Technik. Stundenlang pirschten sie zusammen durch die Wildnis, übten Infiltrationstechniken in verfallenen Ruinen oder gingen schlicht aufeinander los, um Schlagkombinationen einzustudieren. Cassidy kam sich manchmal wie die kleine Schwester vor, die ihrem großen Bruder von den Eltern ans Bein geheftet worden war, damit sie tagsüber aus dem Haus kam. Nach ein paar Stunden saß sie nur noch gelangweilt daneben, kraulte Scott am Hals und sah zu, wie Caiden und Faith mit vollem Marschgepäck Felswände hinaufkletterten und sich anschließend möglichst lautlos auf der anderen Seite abseilten.
    Erst als Faith allein ihre Messerwurfkünste trainierte, wurde Cassidy wieder neugierig. Ein paar Ranger hatten sie zum Dank für ihre Hilfe in Silver Valley neu eingedeckt. Obwohl es ihr etwas paradox erschien, war sie pragmatisch genug gewesen, um die Geschenke anzunehmen. Caiden konnte den verglichen mit seinem Sturmgewehr harmlos wirkenden Klingen jedoch nicht viel abgewinnen und verzichtete darauf.
    »Wie schaffst du das, jedes Mal den Baum zu treffen?«, fragte Cassidy beeindruckt.
    »Ein Baum ist leicht«, murmelte Faith konzentriert und schleuderte ein drittes Messer auf nahezu dieselbe Stelle. »Ein Kopf oder ein Herz, das ist schon schwieriger.« Sie riss ihre Klingen aus der Baumrinde, trat drei lange Schritte zurück und reichte sie Cassidy. »Halt es an der Schneide mit Daumen und Zeigefinger fest. Anschließend den rechten Fuß nach hinten und den linken im Fünfundvierzig-Grad-Winkel zwei Fußlängen davor.«
    Cassidy folgte ihren Anweisungen und stellte erstaunt fest, dass die silbernen Messer deutlich schwerer waren, als sie aussahen.
    »Okay. Jetzt streck beide Arme nach vorn. Nun geh mit dem rechten Arm in einer runden Bewegung nach hinten, bis das Messer neben deinem Kopf ist, und dann wieder nach vorne, als wenn du ein Stück Fleisch zerhacken willst. Das Handgelenk bleibt die ganze Zeit steif! Verlager dein Gewicht auf das linke Bein«, erklärte Faith und verdeutlichte ihre Worte derweil mit einer Trockenübung, bei der sie Cassidys Arm mit ihren Händen führte. »Wenn dein Wurfarm genau parallel zum anderen ist, also auf das Ziel zeigt, lass die Finger kurz los. Danach musst du die Hackbewegung unbedingt noch etwas weiterführen, sonst triffst du nichts.«
    Sie ließ Cassidys Arm los.
    »Bereit?«
    Cassidy nickte.
    »Okay, dann los!«
    Faith trat zur Sicherheit einen Schritt zurück, während Cassidy die Trockenübung noch zwei Mal wiederholte, bevor sie warf, doch das Messer prallte wirkungslos vom Baum ab. Sie wollte es sofort erneut versuchen, aber Faith hielt sie davon ab.
    »Moment«, sagte sie. »Geh erst eine Fußlänge zurück.«
    Abermals folgte Cassidy ihren Instruktionen, ahmte die Bewegungen detailgetreu nach und schleuderte eine zweite Klinge auf den malträtierten Baum. Diesmal blieb sie zitternd in der Rinde stecken.
    »Siehst du«, lobte sie Faith.
    »Wieso ging das jetzt so leicht?«
    »Das ist Mathematik«, erklärte Faith. »Das Messer dreht sich alle drei Meter einmal um den eigenen Schwerpunkt. Bist du zu nah oder zu weit vom Ziel entfernt, triffst du es nicht mit der Spitze und prallst ab. Es braucht viel Übung, um über zwei, drei Umdrehungen hinauszukommen.«
    »Und wie viele schaffst du?«
    Faith zog eine etwas größere, geschwärzte Klinge aus ihrem Gürtel und schleuderte sie an Cassidy vorbei auf einen zwanzig Meter entfernten Ast.
    »Sechs.«
    Cassidy hatte eindeutig Gefallen am Messerwurf bekommen und bat Faith um weitere Lektionen. Caiden war steht‘s zugegen und gratulierte seiner Schwester zu ihren Erfolgen. Insgeheim freute er sich, dass die beiden ein gemeinsames Interesse gefunden hatten und sich näherkamen.
    Während er ihnen zusah, versuchte Caiden, Faiths Panflöte zu reparieren. Sie wollte nicht darüber reden, was mit dem Instrument geschehen war und warum Jade ihr die Einzelteile gelassen hatte. Generell konnte sie sich nach wie vor kaum an Details ihres Verhörs erinnern. Umsomehr

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