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Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert

Titel: Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Vincent.
    Seine schwarzen Haare glänzten im Licht der Sonne an diesem Spätsommertag Ende September. Vincent sprühte nur so vor Lebensenergie. Er sah aus wie ein perfektes Fabelwesen. Er ist ja auch eine Art perfektes Fabelwesen , erinnerte mich mein Verstand. Es verschlug mir den Atem. Seine Augen waren zwar hinter einer verspiegelten Sonnenbrille verborgen, aber er fing an zu lächeln, als er mich durch das Schultor kommen sah.
    Eine rote Vespa stand geparkt vor ihm. Als ich die Straße überquerte, hielt Vincent einen dazu passenden Helm hoch. Vier lange Tage hatte ich ausgeharrt, jetzt war mir danach, mich vor lauter Erleichterung in seine Arme zu werfen. Doch als nur noch ein Schritt zwischen uns lag, zögerte ich, weil ich mich plötzlich daran erinnerte, wie er bei unserem letzten Treffen ausgesehen hatte.
    Er war fast tot gewesen, hatte leblos auf seinem Bett gelegen, wie in einer Szene aus einem alten Schwarz-Weiß-Horrorfilm. Jetzt stand er vor mir, nur vier Tage später, und war das blühende Leben. Was war nur in mich gefahren? Ich hätte so schnell wie möglich wegrennen sollen — und nicht in seine Arme. Ein Monster, kein Mensch, erinnerte ich mich selbst.
    Er sah mein Zögern. Eigentlich hatte er sich vorgeneigt, um mich zu begrüßen, doch jetzt wartete er ab und überließ mir den ersten Schritt.
    »Hallo. Du siehst viel lebendiger aus«, sagte ich mit einem angespannten Lächeln, während der impulsive Drang, zu ihm zu laufen, einen inneren Kampf mit der Stimme ausfocht, die Vorsicht gebot.
    Er grinste und rieb sich verlegen mit einer Hand den Nacken, wobei sein Gesichtsausdruck gleichzeitig schüchtern und entschuldigend war. »Ja, danke, ich bin wieder auf den Beinen ...« Er verstummte und beobachtete mich und meine Reaktion genau.
    Entscheide dich, mahnte ich mich selbst. Ich nahm ihm kurzentschlossen den Zweithelm aus der Hand. »Dieses Auferstehungsding ist ein toller Partytrick«, sagte ich und setzte den Helm auf.
    Vincent war erleichtert, das war offensichtlich. »Ich bring ihn dir vielleicht mal bei«, lachte er und schwang sich auf den Roller. Dann hielt er mir seine Hand hin.
    Ich nahm sie zögernd. Sie war warm. Weich. Sterblich. Ich setzte mich hinter ihn und verdrängte erfolgreich alle Zweifel in die hinterste Ecke meines Verstandes. »Wohin fahren wir?«, fragte ich. Endlich gewann die Aufregung die Oberhand.
    »Nur ein bisschen durch die Stadt«, sagte er, startete die Vespa und schon sausten wir los.
    Vincent so nah zu sein war einfach himmlisch. Und auf einer echten Vespa durch Paris zu fahren war mit Abstand mein größtes Abenteuer seit Langem. Wir überquerten die Seine auf einer Brücke, die uns direkt ins Herz von Paris führte, und fuhren am Flussufer entlang. Das Wasser glitzerte im Herbstlicht.
    Nach zwanzig Minuten erreichten wir die Île Saint-Louis, eine von zwei Binneninseln mitten in der Seine. Vom Festland aus führen mehrere Brücken auf die beiden Inseln, die durch eine Fußgängerbrücke miteinander verbunden sind.
    Vincent schloss den Roller fest, nahm meine Hand und ging mit mir die lange steinerne Treppe zum Wasser hinunter.
    »Es tut mir leid, dass ich es nicht eher geschafft habe«, sagte er. Wir liefen Hand in Hand die Promenade entlang. »Aber ich musste noch etwas für Jean-Baptiste erledigen. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.«
    »Schon in Ordnung«, antwortete ich und verzichtete darauf, ihn Näheres dazu zu fragen. Mir war es lieber, nicht an die Geschehnisse des letzten Wochenendes erinnert zu werden, die mir mittlerweile wie Episoden aus einem Fantasyroman vorkamen. Ich wollte so tun, als wären wir einfach nur ein Junge und ein Mädchen, die einen Nachmittag an der Seine verbrachten. Aber mir war bewusst, dass diese Illusion nicht lange anhalten würde.
    Als wir die Spitze der Insel erreichten, verbreiterte sich der schmale Gehweg zu einem Platz mit Kopfsteinpflaster. »Hier ist es im Sommer immer total überlaufen, während das restliche Jahr über kaum jemand hierherkommt. Umso besser, so sind wir unter uns«, sagte Vincent und führte mich an das nördliche Ufer.
    Er setzte sich auf die Uferbefestigung, breitete seine Jacke auf den Steinen aus und hielt mir einladend seine Hand hin. Es war, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt. Dieser Ritter ohne Furcht und Tadel hatte mich auf diese idyllische kleine Insel entführt, eine Oase inmitten der hektischen Stadt, um mit mir ein paar märchenhafte Momente zu verbringen. Das

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