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Rheinmaerchen

Rheinmaerchen

Titel: Rheinmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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und das Schicksal mit demselben, welchem nun ferner abwendend zu begegnen unserer geringen Einsicht obliegt. Es wird daher vor allem nötig sein, die zurückgelassene Schale zu inspizieren und ad acta zu legen, nach gehöriger Vergleichung mit meinem einschlagenden Notizen aus dem Gestirn.’ Indem griff er mit der einen Hand nach der Eierschale und mit der andern nach einem spitzigen Messerchen, und da er etwas auf seinem wunderlichen beschriebenen Rock nachsehen wollte und diese Hand dazu brauchte, nahm er das Messer in den Mund; er besah das Ei und die Zeichen seines Rockes vergleichend ganz tiefsinnig. Indes nahte die Zeit, daß ich, Frau Mondenschein, mich verändern sollte, ein Moment, wo meine Gewalt so groß wird, daß selbst das Meer meiner Schleppe folgt. Das Aderlaßmännchen fühlte die Veränderung in allen seinen Adern und lispelte schon die Worte: ‘Bös lassen, bös lassen!’; die Räder auf dem Kopf des Cisio Janus fingen an sich zu drehen, der Hahn auf der Schulter streckte den Hals; alle diese vielen Konjunkturen vereint mit der Beschauung der Nativität des Schicksalseies spannten den Mann aufs äußerste; er stand wie erstarrt, während alles zu ihm Gehörige bewegt zitterte. Ich aber sah der Frau Aglaster scharf ins Gesicht; sie hatte die Worte des Cisio Janus mit Trauer und Erbitterung gehört; die Art, wie er von ihrem verstorbenen Picus de Mirandola gesprochen, die Eröffnung, daß er durch ihren Stamm beiseite geschafft worden, daß man den Untergang ihres Eies durch den Wassersturz beabsichtigt, alles das und vor allem ihr dringendes Geschick trieben sie auf den äußersten Punkt der Verzweiflung; aber sie verriet sich nicht und sprach folgende Worte:
    Mein Volk! du hast gehört,
Ich bin zum Weh geboren;
Ein Opfer für mein Haus,
Hab ich den Wald erkoren;
Prinzessin ward zum Star,
Doch Picus folgt’ mir nach,
Der euer Vater war,
Der also weislich sprach;
Er fiel durch ein Geschoß
Aus meines Stammes Hand,
Und auch mein letzter Sproß
Den Tod durch diese fand.
Nun rief um Hülfe ich
Den Cisio Janus an,
Der hat gar grausamlich
Mir weh im Herz getan.
Mir bleibet keine Wahl,
Geht, folgt dem Schäfer ihr,
Ich ende meine Qual
Als eine Heldin hier.
Hört meinen letzten Spruch,
Mondschäfer! Euren Stamm
Ich jetzt mit ernstem Fluch
Zu Starenart verdamm:
Neugier und Sucht nach Glanz,
Leichtsinn und Plauderei,
Der Tiefsinn meines Manns
Bei Kind und Kindskind sei;
Bis einst ein später Erbe
Als Star wie ich so edel sterbe.
    Bei diesen Worten schrie das Aderlaßmännchen: ‘Gut lassen, gut lassen!’ und der Hahn krähte mit lautem Schrei. Aber Frau Aglaster stürzte sich mit ausgebreiteten Flügeln mit solcher Heftigkeit gegen das Angesicht des schielenden Cisio Janus , daß sie ihr edles Herz auf der Lanzette durchspießte, die er im Munde hatte, und mit dieser in seine Weste tot hinabsank, die er eben aufgeknöpft hatte.
    Alles dieses geschah in einem Augenblick, doch störte es den Herrn Cisio Janus gar nicht, er lächelte und las, die Weste zuknöpfend, von derselben folgenden Reim ab:
    ‘Gut Aderlassen auf den Schreck
Die Königin bringt zu dem Zweck!
    ist eingetroffen’; dann sagte er zu den wehklagenden Staren: ‘Beruhigen sich die Fräulein und Junker einstweilen und hören meinen ferneren Bericht über meine Erkenntnisse, insofern sie die hochselige Frau Aglaster und deren Dependenz betreffen; denn das Verfahren meines respektiven Hofes ist allerdings offen und scheuet das Licht nicht.’
    Erstens meine Aufmerksamkeit und schnelle Abreise für Frau Aglaster:
    Bös Eierlegen groß Gefahr
Für Mensch und Fisch und Katz und Star.
    Verspätete Ankunft:
    Mit dichten Stiefeln versehe dich,
Der Wassermann geußt heftiglich.
    Eingetretene hohe Unfälle:
    Groß Schicksal für gekröntes Haupt,
Der Mutter wird das Kind geraubt.
    Unmaßgeblich schon erwähnte Folgen:
    Gut Aderlassen auf den Schreck.
Die Königin bringt zu dem Zweck!
    Das Schicksalsei betreffend:
    Die Sterne schreiben ihre Schrift,
Wenns auch ein kleines Ei betrifft.
    Nun aber schreite ich zur Erklärung der wunderbaren Signatur des Schicksalseies selbst’; und damit zeigte er auf der Eierschale hintereinander abgebildet und erklärte folgende Figuren.
    ‘Erstens eine Viertelmondscheibe und ein Schäferstab dabei:
    Des Mondscheins letztes Viertel noch
Verliebt sich in den Schäfer doch,
Die Schäferin kommt hoch in Flor,
Die Menschen schiert, der Schaf sonst schor.
Er bleibt vom Mondenschein behext,
Bis durch den Tisch der Bart

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