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Rheinmaerchen

Rheinmaerchen

Titel: Rheinmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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ihm wächst.
    Hierauf eine Reihe Figuren, die ferneren Nachkommen betreffend; erstens: Der Mondschäfersohn verbunden mit einer Erdentochter bedeutet durch einen Edelstein:
    Ein Kind im Schäfermond geboren
Liebt Glanz und Stein herauszubohren;
Die Habsucht treibt es in den Grund,
Die Neugier bricht den edlen Bund.
    Weiter der Enkel und seine Braut durch einen Vogel abgebildet:
    Ein Kind im Erdenmond geboren
Spitzt nach der Luft die feinen Ohren;
Die Neugier und das Erdenlicht
Sucht Vogelflug, bis Treue bricht.
    Weiter der Urenkel und seine Braut als Feuer abgebildet:
    Ein Kind im luftgen Mond geboren,
Mit Feuer und mit Erd verschworen,
Bringt Land und Leut in Brandgefahr,
Neugier verbrennt sein Mutter gar.
    Weiter der Ururenkel und seine Braut als Mühlrad abgebildet:
    Ein Kind im Feuermond geboren
Geht in dem Wasser schier verloren;
Neugier, Leichtsinn, Verräterei
Aus altem Stamm wird werden frei.
    Das Mühlrad, ein Star mit einer Linie durchzogen, eine weiße Maus und ein Fisch. Ich sehe wunderbare Dinge in den Sternen:
    Wunderzeit, wenn Ratz und Katz
Geleiten einen Schatz zum Schatz
Wohl auf des alten Rheines Flut,
Es wird dann alles werden gut;
Glück, dann hält deines Rades Lauf
Der Brautkranz und die Krone auf.
Freiwillig stirbt ein edles Haupt,
Dem Müller wird die Braut geraubt,
Aglasters Fluch erfüllet sich:
»Bis einer edel stirbt wie ich.«
Es giebt die Luft sich selbst den Tod,
Es läuft die Erd nach Zuckerbrot,
Das Wasser schlüpft in rote Schuh,
Das Feuer nur allein hat Ruh,
Vermählet mit der Quellen Flut
Tuts krankem Vieh und Menschen gut.
Groß Teuerung und Hungersnot,
Der Pfeffer ist voll Mäusekot,
Es lachet auf des Rheines Grund
Manch blaues Aug, manch roter Mund.
Der Müller ziehet über Land
Und trägt den Sarg in seiner Hand
Und legt zur Ruh der Väter Haupt,
Die Krone kehrt, die war geraubt.
    Das sind nun die unfehlbaren Überschriften der zukünftigen Geschichte; aber ich verstehe die Katze und Ratze dem Schluß gegenüber nicht und zwar:
    Die Katze ist ein dunkles Bild;
Sie scheinet auf die Ratze wild;
Sie kämpfen gegen, kämpfen für
Gleich wie zwei Advokaten schier.
    Weiter findet sich noch hier in meinen Adspekten notieret:
    Der Freund verändert die Natur,
Zu huldigen der Freundin nur;
Zum Sarge wird sein treues Herz,
Zu rächen den gerechten Schmerz.
    Ich kann dieses nicht anders auslegen, als daß Frau Aglaster hier an meinem Herzen ruht, wie alle Interessen ihres königlichen Stamms.’
    So weit hatte er gesprochen, als meine Zeit zu verschwinden auf dem letzten Punkt stand; da sagte ich zu Damon, vor die Höhle zu gehen und die Flöte zu blasen; er tat es, und alle Stare folgten ihm nach, ich aber trat dem Cisio entgegen und sprach:
    ‘Ich will dir das von der Katze und dem Herzenssarge erklären’; ich berührte ihn mit meinem letzten Strahl, und der ganze zusammengeflickte schnurrende Mann mit all seinem Lauern und Haschen war in eine große Katze verwandelt, welche die verstorbene Frau Aglaster rupfte und aufzehrte. Das Aderlaßmännlein ritt auf derselben schnell davon als Kurier nach Hause, die Nachricht zu melden; erhielt aber ein so schlechtes Trinkgeld, daß er später Leibchirurg beim hinkenden Boten und endlich gar Blutigel geworden.
    »Liebe Freundinnen!« fuhr Frau Mondenschein fort, dieser Fluch der Frau Aglaster ist wahr geworden. Als die Königin so herrisch gestorben war, sprach ich zu ihren Untertanen: ‘Nun begebt euch in diese Höhle, begrabet die Frau Aglaster, nach drei Tagen werden wir uns wieder sehen.’
    Über diese Verhandlungen war es Nacht geworden, und da die Zeit herannahte, da ich, wie ihr wißt, mich verdunkle und immer kleiner werde, ja sogar durch ein wunderbar Geschick ein paar Hörner bekomme, eilte ich, mich vor meinem Geliebten zu verbergen, der mich nur in meinem vollen Glanze gesehen hatte, weil ich fürchtete, er möge mich dann weniger lieben. Ich erweckte meinen Damon und sagte zu ihm: ‘Komm mein lieber Hirt, ich will dich zu meinem Vater führen und ihn bitten, daß er uns zu unserer Ehe seinen Segen gebe.’ Er folgte mir, nur fragte er oft: ‘Wer ist dein Vater? wo wohnt er? ist es noch weit?’ und schien überhaupt sehr neugierig geworden, was mich ängstigte, darum machte ich ihn wieder schlafen, und so hob ich ihn empor über die Gipfel der Berge zu meinem alten Vater, dem Mond, der hinter einer Wolke saß und allerlei alte abgetragene Monde und Sterne, die da in der Rumpelkammer lagen, musterte.
    ‘Was machst du,

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