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Rheinmaerchen

Rheinmaerchen

Titel: Rheinmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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gehütet.’ – ‘Und war doch Jakob ein Schäfer, der die Rachel am Brunnen sah’, sagte Frau Wasser, und Frau Luft und Feuer stimmten ein und verteidigten meine Wahl.
    Da ward meine Großmutter sehr zornig und sagte: ‘Wohlan! so mögen Ihre Töchter, meine Damen! alle solche Mißheiraten tun; darum will ich den allmächtigen Jupiter bitten: ein Bergknappe, ein Vogelsteller, ein Kohlenbrenner, ein Müller mögen eure Nachkommen werden.’ – ‘Das soll ein Wort sein, ja, und Fürsten und Könige dazu!’ schrieen die Damen aufstehend und in die Hände patschend. Da schrie die Großmutter: ‘Fort! packt euch aus meinen Augen, Freunde sind wir gewesen!’
    Mein Vater konnte sich nun nicht mehr halten; der Zorn hatte ihn so aufgetrieben, daß ihm ein Knopf von seiner Jacke gerade der Großmutter ins Maul sprang, die darüber in eine Ohnmacht fiel, und somit brach die Gesellschaft in allgemeiner Verwirrung auf, und ich eilte mit meinem guten Vater zurück auf die Himmelswiese, wo ich meinen Damon schlafend fand.
    Mein Vater legte seine Hand in die meinige und sagte zu ihm: ‘Du hast mir gedient, wie Jakob dem Laban, ich gebe dir meine Tochter; doch frage nie, wer sie ist, und wenn sie sich von dir entfernt, wolle nie wissen, wo sie hin ist. Während der Zeit ihrer Abwesenheit hüte du redlich meine Sterne. Jetzt lebet wohl. Gott segne euch.’
    Traurig nahm ich Abschied von meinem Vater und brachte meinen Damon wieder hinab auf die Erde. Kaum hatte er sie mit dem Fuße berührt, als er heftig zusammenfuhr, als erwache er plötzlich. ‘Ach’ sagte er, ‘welchen seligen Traum habe ich gehabt!’ Und nun erzählte er mir alles, was ihm geschehen war.
    Ich aber hatte mich nicht auf dieser Insel, sondern auf dem Berge, wo jetzt das Starenberger Schloß steht, mit ihm niedergelassen und sagte ihm, daß ich seine Frau sein wolle, daß ich ihn aber nur in mondhellen Nächten besuchen könne, und daß ich mich das letzte Viertel des Monats ganz von ihm zurückziehen müßte; wenn er mir schwöre, mir nicht nachzuforschen, so wolle ich ihn und unsere Nachkommen mit Glück und Segen überhäufen. ‘Ach’, sagte er, ‘wenn ich nur in der Zeit deiner Abwesenheit immer so selig träumen könnte wie heute, von einer so schönen Wiese, einer so herrlichen Herde, so will ich niemals in deiner Abwesenheit nach dir verlangen.’
    Nun aber berief ich die Stare zusammen, welche sich alle in kräftige und gesunde Menschen verwandelt hatten und in langen Zügen den Berg heranwallten. Ich stellte ihnen meinen Gemahl als Fürsten von Starenberg vor; sie huldigten ihm, und nun ward der Grundstein zu dem Starenberger Schloß gelegt. Gold und Silber fanden sie die Menge in dem Berge, wo sie die Steine brachen, und bei unermüdeter Tätigkeit sah bald das Schloß glänzend und herrlich nieder in den Spiegel des Sees. Ich besuchte meinen Gatten alle Abend, sobald mein Vater an dem Himmel erschien, der eine rechte Freude über mein Glück hatte und unser Schloß recht freudig ansah.
    Das erstemal, als ich ihn im letzten Viertel meines Vaters verlassen mußte, schlief mein Damon ein, und ich hob ihn an den Himmel, und er hütete unsere Sterne, bis mein Vater wieder selbst an sein Amt trat und ich meinen Gatten wieder besuchte, der mir mit Freuden erzählte, daß er abermals jenen schönen Traum gehabt habe.
    So lebten wir glücklich; das ganze Land verschönerte sich, und am Ende des Jahres brachte ich meinem Damon einen Sohn, den wir Johannes nannten und der von nun an unsere Freuden sehr vermehrte.
    Als ich nachts einmal erwachte, hörte ich eine Stimme bei seiner Wiege singen, und weil ich seine Wärterin sonst nie singen gehört, zog ich den Vorhang zurück und sah den Geist der Frau Aglaster, aber nicht in Starengestalt, sondern wie eine altfränkisch gekleidete weiße Frau mit einem Krönlein auf dem Haupte, neben der Wiege stehn. Sie hatte einen blitzenden Diamantring am Finger und funkelte dem Kinde damit vor den Augen, welches begierig die Hände darnach streckte; dazu sang sie gar beweglich:
    Ein Kind, im Schäfermond geboren
Liebt Glanz und Stein herauszubohren,
Es lockt der Schatz im tiefen Grund,
Und Neugier bricht den treuen Bund!
    Da fielen mir die Worte des Cisio Janus in der Starenhöhle ein, und ich sagte: ‘Gnade Gott, Frau Aglaster!’ sie aber sprach:
    Tugend und Laster
Bringt seine Frucht;
Segen ist gesegnet,
Fluch ist geflucht;
    und da verschwand sie. Die Leute hatten alle noch viel von der Starenart, die

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