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Rheinmaerchen

Rheinmaerchen

Titel: Rheinmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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Kohlenjockel erzählen hört und nach Hause kömmt.
    Es war, als habe sich an dem Feuer, worin sich Frau Phönix geopfert hatte, die Sonne selbst erhitzt; ihre Strahlen fielen ungemein heiß auf uns hernieder, die Luft war dick und schwül, Gewitter zogen sich rings zusammen; wir waren in einem wilden Waldgebirge, und ich ließ meine Gefährten in einer kühlen Felsenhöhle ihre Rosse einstellen und sich erholen. Mich selbst trieb die Sehnsucht, den Berg höher hinanzusteigen, ob ich vielleicht nicht die Gebirge meiner Heimat erblicken könne, die das Bett meines geliebten Rheins begleiten; denn das Land gewann mir ein heimisches Aussehen. Epheu und Reben kletterten an den Felsen hinan, und ich glaubte nicht ferne vom Altare des Bacchus zu sein.
    Mühsam erstieg ich den Gipfel des eichenbewachsenen Berges, und als ich mich seiner Spitze nähernd aus den Stämmen hervortrat, sah ich einen Rauch aus einer Hütte aufsteigen. Aussicht aber hatte ich keine, weil der Wald rings hoch war.
    Ich nahte mich der Stelle des Rauches und erblickte eine Öffnung gleich einem Kessel und hörte in der Tiefe ein Murren und Sausen; der Himmel aber verfinsterte sich, die Gewitter zogen eilig finstere Wagenburg um mich her, und indem sie tiefer sanken, als ich stand, und ihren Donner um mich rollen ließen, schien es mir, als sei ich allein auf einer Feste, die belagert würde.
    Da nun der Rauch des Gipfels stärker wurde, auch dann und wann Flammen emporzuckten und glühende Steine emporflogen, so ward ich beunruhigt und wollte meinen Weg wieder hinab nehmen. Ich war zu diesem Ende kaum hundert Schritte durch den Eichenwald zurückgegangen, als ich auf eine Höhle traf, deren Eingang ganz aus Schlacken und verglasten Steinen bestand, die künstlich aufeinander verschmolzen schienen. Ich würde vorübergegangen sein, hätte ich nicht mehrere Stimmen darin flüstern hören.
    Neugier und die Gewohnheit, seltsame Dinge zu sehen, lockten mich einige Schritte tiefer in die Höhle; bald fand ich ihre Wände von zuckenden Flammen angeschimmert, ich schlich leise vorwärts und erblickte Frau Phosphor Feuerschein, meine Großmutter, und ihre sieben Glutfräulein in einem runden Saale sitzen, der die Gestalt eines Backofens hatte. Sie saßen rings herum, eine jede hatte eine andere Arbeit vor. Frau Phosphor Feuerschein aber unterbrach plötzlich die Stille mit folgenden Worten –
    Frau Phosphor Feuerschein:
    Lange war mit stummem Grimme
Hier im Haus mein Schmerz verschlossen,
Aber da die Zeit verflossen,
Hört, Gespielen! meine Stimme.
    Schon erschallt ein dumpfes Lachen
In des alten Berges Bauch,
Und es speien hagre Drachen
Aus dem Gipfel Glut und Rauch.
    In der Tiefe Eingeweiden
Wütet schon mein eigner Schmerz,
Meine Leiden all zerschneiden
Jetzt des Berges kaltes Herz.
    Schwefel, Kalk und Kohle schwitzet
Eingeengt in banger Wut,
In den Adern sich erhitzet
Der Metalle starres Blut.
    Die verschiednen Geister drängen
Sich in banger Angst nach Luft,
Bald wird die Gewalt zersprengen
Dieses Trauerkerkers Gruft.
    Wo der edle Wald jetzt kühlet,
Tobt dann Feuers Raserei,
Das schon summend aufwärts wühlet,
Und macht meine Seele frei.
    Hört, wie rings die Felsenknochen
Krachen in dem alten Berg,
Hört, wie heult erhitzt im Kochen
Laut der faule Heinz, der Zwerg.
    Und es werden glühe Felsen
Fliegen aus des Berges Schlund,
Die sich donnernd niederwälzen
In den sanften Wiesengrund.
    Wo jetzt still die Hirsche grasen,
An der kühlen Epheuwand,
Werden Lavaquellen rasen
Nieder in das rhein’sche Land.
    Wenn die Zornflut wird erkalten,
Klagen noch der fernen Zeit
Ihre schroffen Schreckgestalten
Meines Schmerzes Grimmigkeit.
    Doch ich will hinab jetzt sinken
In der Nymphen Quellenhaus –
Und den Schwefelbecher trinken
Die versöhnten Quellen aus.
    Ich versöhne meine Tränen,
Meine Glut und meine Wut,
All mein Stöhnen, all mein Sehnen
Mischend ihrem kühlen Blut.
    Wenn ich mich mit ihr geselle
In des Berges tiefstem Schlund,
Sprudeln wir als Schwefelquelle
Heilend auf im Wiesengrund.
    Krankes Weh soll dann genesen
In dem Feuer- und Wasserbund,
Die so lang getrennt gewesen,
Tuen so den Frieden kund.
    Und dann eil ich zu dem Rheine,
Wo der Biber hat gebaut,
Daß ich liebend mich vereine
Wieder mit des Sohnes Braut.
    Über diese Worte waren die Glutfräulein höchlich erfreut, und jede erzählte mit fröhlichem Ungestüm, was sie alles bei dem verheerenden Feuer tun wolle; zuerst tanzte und gaukelte Fräulein Flämmchen hin und her und ward bald lang,

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