Richtig verbunden
setzte das Glas ganz langsam wieder ab. »Es ist schon merkwürdig, wie wenig intelligente Gedanken man haben kann, wenn die Gefühle verrücktspielen.«
Christina starrte Linda wortlos an. Sie möchte über ihre Gefühle reden? »Was fühlst du?«
»Für dich?«
Christinas Herz schlug ihr bis zum Hals. War sie wirklich bereit, die Antwort zu hören? Unwichtig. Jetzt kam sie aus der Sache nicht mehr raus. Sie nickte.
»Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?«, fragte Linda leise.
Uff. Wie kam Linda denn jetzt darauf? Christina hielt den Atem an. War es das, was Linda fühlte? Bitte, bitte, bitte. Christina holte langsam Luft und sah ihr tief in die Augen. »Tust du es?«
Linda senkte den Blick und lehnte sich zurück. Dann schaute sie Christina mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen an. »Als Psychologin müsste ich wohl ›Nein‹ sagen.«
Müsste? Christina schluckte.
Linda beugte sich über den Tisch. »Ich habe mich in dich verliebt. Schon bei unserem ersten Treffen.« Linda ergriff Christinas eiskalte Hand. »Ich fühlte mich schon zu dir hingezogen, als ich das erste Mal deine normale Stimme gehört habe. In dieser ersten Nacht, noch bevor ich wusste, wie … wundervoll du bist.«
Reglos starrte Christina sie an. Ihr Herz pochte wie verrückt und in ihrem Kopf herrschte gähnende Leere.
»Ich erwarte nichts von dir. Wenn du mir deine Freundschaft geben willst, ist das genug für mich.« Lindas zittrige Hand strich über Christinas regungslose Finger. »Und falls du das Gleiche fühlst wie ich, werde ich dich nicht drängen. Es liegt alles bei dir.«
Christina rollte mit den Augen und sagte das Erste, was ihr in den Sinn kam: »Du weißt, wie man den Druck von jemandem nimmt.«
Linda grinste und Christina folgte ihrem Beispiel.
Irgendwann verblasste Christinas Lächeln. Sie zog die Hand weg und vergrub sie in ihrem Schoß. »Ich weiß nicht, was das zwischen uns ist, und ich habe auch keine Ahnung, ob es überhaupt eine Chance gibt, dass wir … also, dass du und ich mehr als bloß Freundinnen sein können.« Christina schüttelte den Kopf. »Wir kommen aus zwei vollkommen unterschiedlichen Welten. Und vergiss nicht, wie wir uns kennengelernt haben.«
Das Kinn nach vorne schiebend sagte Linda: »Es interessiert mich nicht, wo wir herkommen oder wie wir hier gelandet sind. Wir sind jetzt hier. Nur das zählt.«
Stille.
Als der Kellner plötzlich vor ihnen stand, zuckte Christina zusammen. Sie sah zu, wie der Kellner das Essen servierte und dann verschwand.
Sie aßen schweigend. Außer dem Klappern des Bestecks auf den Tellern und leisen Unterhaltungen an den Nachbartischen war nichts zu hören.
Immer wieder wanderte Christinas Blick zu Linda, die auf ihren Teller starrte, als würde dort ein interessantes Rätsel liegen. Das war also der Moment. Es lag alles bei ihr. Linda hatte ganz klar gesagt, was sie fühlte und wollte. Doch was will ich? Sie war einunddreißig Jahre alt. Wollte sie sich wirklich wie ein Teenager in eine Affäre stürzen?
Eine Affäre? Nein, Linda fragte sie nicht nach einer unverbindlichen Sache. Sie spricht von tieferen Gefühlen. Und sie spricht von ihren Gefühlen für mich. In den vergangenen Wochen hatten sie einander etwas kennenlernen können. Linda war keine Frau, die sich unüberlegt in etwas stürzte. Und doch … Was, wenn es nicht funktionierte? Fühle ich überhaupt dasselbe für sie? Noch während sie sich diese Frage stellte, wusste sie die Antwort. Es gab keinen Zweifel. Auch sie war verliebt. So wie niemals zuvor in ihrem Leben. »Lass uns zahlen und gehen.«
Linda blinzelte. »Und dann?«
»Dann verbring die Nacht mit mir.«
Lindas Augen wurden fast unnatürlich groß. Endlose Sekunden saß sie bewegungslos da, bis sie mechanisch die Hand hob.
Als der Kellner kam, kramte Linda in ihrer Geldbörse herum und schob ihm ein paar Scheine entgegen. Anschließend sprang sie auf, ergriff Christinas Hand und eilte mit ihr aus dem Restaurant.
* * *
Lindas Herz hämmerte. Ihre Schritte fühlten sich an, als würde sie auf Wolken laufen. Außerhalb des Restaurants schlug ihr die kühle Abendluft entgegen. Sie war erfrischend. Wundervoll. Alles war wundervoll. Christina wollte ihnen eine Chance geben. Ihr Mut war nicht umsonst gewesen. Vor dem Auto blieb sie stehen und zog Christina zu sich heran. Wenn sie es jetzt nicht sagte, würde sie platzen. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich liebe dich.«
Christina grinste. »Es klingt nicht nur
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