Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
Vom Netzwerk:
ab. »Durch die Familie, durch die Umstände, Erziehung und durch Prägung, wenn du so willst, auch durch Anerkennung, was auf Manuel weniger zutrifft. Er ist mehr durch Widerspruch zu dem geworden, was er ist, durch Widerspruch zu seinem Vater, durch Wünsche und dann durch den Entwurf des eigenen Lebens, durch Vertrauen und durch Wahl. Von allem was.«
    »Von wem hast du das?«
    »Von einem deiner Landsleute, von Sartre   ...«
    »Aber Freud sagt, dass der Mensch nicht Herr seiner |357| Möglichkeiten ist, bei ihm sind wir auch mit sechzig noch die Daumenlutscher und Muttersöhnchen.«
    »Wird Freud an französischen Polizeischulen gelehrt? Ich glaube, seine Theorie gilt mehr für neurotische Wiener   ...«
    Während sie weiter darüber debattierten, ob nun Freud oder Sartre richtig lag, wurde Pascal unruhig, er wollte nach zwanzig Minuten unbedingt nach Regine sehen, als Stern und Vormwald aus dem Hotel kamen. Der Anwalt redete auf Manuels Vater ein, er versuchte ihn anscheinend von etwas zu überzeugen, aber Stern schob ihn beiseite. Es sah aus, als lehne er Vormwalds Vorschlag kategorisch ab. Der begleitete den Vorstandsvorsitzenden bis zu einem schwarzen BMW, in dem ein Fahrer gewartet hatte. Den Parkplatz nicht zu checken, war Pascals Versäumnis gewesen. »Eine Bülle darf das nischt passieren«, sagte er auf Deutsch und ärgerte sich maßlos, doch der Fehler blieb ohne Folgen, sie waren dem Fahrer nicht aufgefallen.
    Vormwald sah dem BMW lange nach, der lautlos vom Parkplatz rollte, und rieb sich ausgiebig den Nacken, wobei er das Gesicht zu einer Grimasse verzog. Er steckte die Hände in die Jackentaschen und ging mit gesenktem Kopf zu seinem Geländewagen, stieg ein und verließ ebenfalls den Parkplatz. Als Letzter kam Waller aus dem Hotel. Er wirkte fahrig, er rieb die Hände an den Hosenbeinen, als würde er schwitzen, kein Wunder an diesem schwülen Tag. Wann das Gewitter begann, war nur eine Frage der Zeit.
    Hoffentlich bringt es keinen Hagel, dachte Thomas mit Sorge und überlegte, ob es richtig war, ihre Weinbergsflächen möglichst eng zusammenzulegen. Es hagelte meist punktuell, und wenn sie beieinander lagen, wäre alles hin. Lagen die Flächen weit auseinander, waren sie sicherer, aber die Kosten der Bewirtschaftung und der Energieeinsatz höher, wie Johanna gesagt hatte, und sie brauchten mehr Zeit   ...
    »Marquardt ist das Problem, hat Stern gesagt.« Regine |358| war unbemerkt zurückgekommen, sie konnte sich extrem unauffällig bewegen. »Das ist die Quintessenz. Stern hat es mehrmals wiederholt und dabei Waller fixiert. Es sei seine Aufgabe, das zu regeln. Auch Vormwald hat auf ihn eingeredet und mit seinen Wurstfingern Kringel auf dem Tisch gezeichnet. Dann ging es um irgendeine Firma in Frankreich und um Steuern und um das Weingut in Gigondas. Stern hat die Fragen gestellt, Waller hat meist geschwiegen, und Vormwald hat irgendwelche Vorschläge gemacht, mehr habe ich nicht mitgekriegt. Die haben mich angestarrt und gleich leiser gesprochen, als ich mich hingesetzt habe.«
    »Dann sind wir auch nicht viel weiter.«
    Pascal widersprach: »Wir wissen jetzt, dass alle vier sich kennen. Dein Florian, Thomas, bleibt weiter außen vor. Marquardt hatte was mit dieser Alexandra. Und Marquardt ist für die anderen das Problem. Entweder er hat sie umgebracht oder die anderen sie, weil er ihr Problem ist. Es geht um dieses Informationssystem, so wie es sich mir darstellt, hängen alle mit drin   ...«
    Damit war es ausgesprochen: Marquardt war der Mörder Alexandras, oder die anderen hatten sie ermorden lassen. »Oder alle zusammen«, sagte Regine.
     
    Sie fuhren nach Hallgarten zum Weingut Altensteineck. Regine protestierte und schmachtete Pascal an. »Ich würde lieber nach Hause fahren, und bis wir hier fertig sind, ist an der FH sowieso nichts mehr los.«
    Sie fuhren unter einem Torbogen auf den Hof des Winzers, parkten neben einem Stapel eingeschweißter Flaschen und betraten das kleine Büro, dessen rechter Teil zur Probierstube umgebaut war. Aus der Tür hinter dem Tresen kam eine junge Frau und begrüßte Regine. Sie kannten sich von irgendeiner Party. Dann wurden Pascal und Thomas eingehend gemustert.
    |359| »Ja, wir versenden auch Wein«, bestätigte die junge Frau auf Nachfrage.
    »Ich möchte einige Flaschen verschicken, nur leider habe ich die genauen Adressen nicht mehr.« Thomas nannte Wallers und Marquardts Namen und Mainz als Wohnsitz. »Schauen Sie mal in Ihre Kundenkartei,

Weitere Kostenlose Bücher