Riesling zum Abschied
ein Professor sich für sie interessierte. Uns gegenüber hat er ihre Zuverlässigkeit in höchsten Tönen gepriesen, ihr eine glänzende Karriere bei uns vorausgesagt. Es ist wirklich dumm, dass ein hochintelligenter Mann wegen eines Flittchens alles aufs Spiel setzt ... dabei war sie kalt wie Eis.«
»Ach – Sie kannten sie? Wo haben Sie sich getroffen? Auf Marquardts Weingut in Gigondas oder in Lorch?« Es war ein Versuch, ein Schuss ins Blaue. Der mordlüsterne Blick Wallers zeigte ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
»Er will sich Marquardts entledigen«, sagte er zu Pascal auf Französisch. »Sie liefern uns den Sündenbock ...«, er suchte nach dem Wort, »...
bouc émissaire
, genau, aber damit sind längst nicht alle Fragen beantwortet.«
»Frage ihn, weshalb er euch hat überwachen lassen«, riet ihm Pascal.
»Wir wollten wissen, ob Marquardt nicht auch Sie und Frau Breitenbach einbezogen hat. Das hätten wir unterbinden müssen. Und da Sie, Herr Achenbach, in engem Kontakt zu ihr stehen ... wir müssen uns schützen. Das verstehen Sie doch?«
»Durchaus«, sagte Thomas. Da meldete sich das Mobiltelefon. Er entschuldigte sich und ging zu den Bäumen, wo er außer Hörweite war.
Es war sein Vater. »Wie läuft’s?«
|350| »Ausgezeichnet. Und dein Betriebsleiterkurs?«
»Ebenfalls ausgezeichnet. Aber erzähl du!«
Thomas fasste sich kurz. »Waller ist nicht dumm, er verbindet geschickt die Wahrheit mit der Lüge. Sie wollen sich von Marquardt trennen oder ihn opfern.«
»Deine Johanna hat was Interessantes von der Staatsanwaltschaft erfahren. Der Wagen, der sie in den Rhein geschoben hat, war gestohlen. Vormwald hat den Anwalt für die Schläger geschickt, für deine Kapuzen. Die haben Schiss gekriegt und geredet. Die Fahndung nach dem Messerstecher läuft ...«
Diese Neuigkeit kam Thomas gerade recht. Und sein Vater sagte ihm noch etwas, das sein Herz höher schlagen ließ, er durfte es aber nicht zeigen, um seinen Plan nicht zu gefährden. Er hatte die Farce mit Waller sowieso satt.
»Ich danke dir Papa, tausend Dank. Heute Abend reden wir weiter. Ich mache Schluss, der Ober bringt gerade das Essen.«
Er drückte auf die Schnellruftaste und hatte Regine am Ohr. Sie war gleich nebenan in einem Stehcafé und wartete auf Anweisungen. Am Rheinufer hatte sie an einem der Tische in der Nähe des Pavillons gesessen, die Touristin gespielt und alles fotografiert.
»Es geht los. Ich werde ihn provozieren. Wenn er geht, folgst du ihm und führst uns zu seinem Wagen.« Was für ein Glück, dass Regine sich zum Mitmachen bereit erklärt hatte.
»Auch wenn ich Ihnen den Appetit verderben sollte, Herr Waller, ich glaube Ihnen kein Wort! Ich weiß auch gar nicht, was das hier soll. Herr Vormwald, der für Sie arbeitet ...«
»Er arbeitet nicht für uns ...«
»Doch, das tut er – und zwar in der Kanzlei in Frankfurt, die auf Ihrer Homepage als Partner angegeben ist. Er hat die Schläger geschickt, denn der Anwalt, der sie nach der Festnahme rausholen sollte, stammt aus einer befreundeten |351| Kanzlei. Woher sollte er wissen, dass der Anschlag fehlgeschlagen war? Weil Ihr Privatdetektiv, der alles fotografierte, ihn informiert hat. Der soll gefälligst die Bilder rausrücken. Und Sie wussten es auch. Fragen Sie Vormwald, wie viele Jahre Knast der Mitwisser eines Mordversuchs aufgebrummt kriegt!«
Waller trat in ein Zwischenstadium ein, das Pascal für sehr gefährlich hielt. Würde er kämpfen oder aufgeben? Pascal sprach leise und tat, als wenn ihn das, was er zu sagen hatte, ungeheuer amüsiere: »Wir kennen das. Es ist der Moment, wenn der Delinquent sich zwischen Angriff und Rückzug entscheiden muss. Da versichere ich mich immer, dass ich meine Waffe bei mir habe.«
»Und? Hast du sie dabei?« Thomas mochte nicht weiter essen.
»Ich darf im Ausland hier keine tragen.«
»Die Antwort einer Schlange, Pascal ...« Thomas wandte sich wieder an Waller. »Es ist nicht vorbei. Hier die nächste Frage: Manuel Sterns Vater hat den Anwalt geschickt, den Vormwald ...«
»... Herr Dr. Vormwald bitte ...«
»... von mir aus auch Doktor. Was haben Sie mit Manuels Vater zu schaffen?«
»Absolut nichts, wie kommen Sie darauf?«
»Frau Breitenbach hat ihn angerufen, um sich über Chem-Survey zu informieren, kurz darauf kommen Sie her. Stern hat den Anwalt besorgt, der Manuels Haftprüfung versaubeutelt; derselbe Mann besorgt den Schlägern Rechtsschutz,
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