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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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die haben den schon einmal bekommen   ...«
    Von beiden fand sich die Adresse. Marquardt war der Empfänger, die Rechnung war auf Waller ausgestellt.
    »Jetzt wissen wir, von wem der Wein in unserer Wohnung stammt.« Thomas stieg hinten in den Wagen, damit Regine neben Pascal sitzen konnte.
    »Wenn du zu Hause bist, rufe bitte Johanna an und informiere sie über alles.«
    »Und du?«
    »Ihr bringt mich jetzt zum Bahnhof. Ich fahre nach Frankfurt.«
    »Was musst du denn jetzt wieder recherchieren?«, fragte Regine.
    »Nichts, nur was ausbauen   ...« Thomas lachte.
    Sie verstand ihn nicht. »Und welchen Wein willst du ausbauen?«
    »Keinen Wein, vielmehr die deutsch-polnischen Beziehungen   ...«

|360| 20
    Carl fuhr am Montag nicht nach Stuttgart zurück, Johanna war ihm dankbar dafür, aber sie war nicht in der Lage, es ihm so deutlich zu sagen. Der Schock nach dem überstandenen Anschlag hatte erst eingesetzt, als Carl sie in der Nacht bei der Polizei in Bingen abgeholt hatte. Er war eine große Hilfe gewesen.
    Sie hatten seinen Wagen nehmen müssen – ihr Peugeot hatte sich als nicht schwimmfähig erwiesen und war von der Polizei zur Untersuchung abtransportiert worden. Carl musste sie nach Geisenheim fahren, sie hätte nicht selbst am Steuer sitzen können, sie wäre niemals auf die Fähre gekommen, es kostete sie viel Kraft, überhaupt in ein Auto zu steigen, und als sie die Rampe hinab zur Fähre rollten, hielt sie sich die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien, als die Bilder jener grauenhaften Nacht zurückkamen. Sie hielt sich nicht für zartbesaitet, aber bei jedem weißen Lieferwagen zuckte sie zusammen. Es wäre unerträglich, mit einem solchen Wagen im Nacken auf die Fähre fahren zu müssen.
    Sie hatten viele Stunden bei der Polizei verbracht, zuerst in Bingen, dann, als die Tragweite des Anschlags, vielmehr seine länderübergreifende Dimension deutlich wurde, im Polizeipräsidium in Mainz. Nein, sie hatte nicht bemerkt, dass ihr jemand gefolgt war, sie hatte auch keine Vermutung, wer dahinterstecken konnte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob die Gestalt, die in dem Moment kurz vor |361| dem Zusammenstoß nach rechts aus dem Rückspiegel gerannt war, ein Mann gewesen war. Der Lieferwagen war in Ingelheim gestohlen worden. Fingerabdrücke hatte die Polizei nicht gefunden, die Spuren in der Fahrerkabine waren weggespült worden.
    Es hatte Johannas Erinnerung nach eine Ewigkeit gedauert, bis die Kriminalbeamten aus Rheinland-Pfalz eingesehen hatten, dass nicht ein Autodieb die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und sich aus dem Staub gemacht hatte, sondern dass ein gezielter Anschlag stattgefunden hatte, der mit anderen Ereignissen im Bundesland Hessen in Zusammenhang stand. Was sie an Johannas Glaubwürdigkeit zweifeln ließ, war der Umstand, dass der Stein, mit dem das Gaspedal beschwert worden war, bei der Bergung verloren gegangen war. Erst als der Polizist, der die Beifahrertür geöffnet hatte, sich an den Stein erinnerte, konnte Johanna sich vom Verdacht des Verfolgungswahns befreien.
    Danach begann der Kampf um Zuständigkeiten. Kriminalhauptkommissar Sechser und der ermittelnde Staatsanwalt in Wiesbaden hätten die Ereignisse rasch ins richtige Licht rücken können, aber sie waren am Wochenende nicht erreichbar gewesen.
    Über das Treffen mit Waller und die Zusammenkunft im Hotel hatte Regine sie mittels Skype ins Bild gesetzt, Johanna hatte sich Pascals Tonbandaufnahme angehört und war informiert. Aber für sie war nicht nur Marquardt das Problem.
    »Sie sind nicht so dumm, einen Mordbefehl wörtlich zu formulieren, aber alle Beteiligten wissen, was gemeint ist«, hatte Thomas Pascal Belliers Worte übersetzt.
    Das traf selbstredend auf Stern zu. Allerdings konnte sich Johanna nicht vorstellen, dass er den Lieferwagen geschickt hatte, obwohl er in der Hierarchie dieser Viererbande ganz oben stand. Demnach war er der Chef. Steuerte er Wallers Informationssystem? Wie weit reichte es? Wer war beteiligt? |362| Und was hatte das alles mit dem Mord an Alexandra Lehmann zu tun?
    Erst mittags wollte Johanna sich mit Thomas und Regine treffen, um sich über ihr weiteres Vorgehen klar zu werden, und inzwischen waren auch die Mordkommission und die Staatsanwaltschaft aktiv geworden. Als sie nach Geisenheim kamen und zu ihrem Büro in der Brentanostraße fuhren, erschien ihr der Ort so fremd wie nie. Sie sah die Straße neben dem Bahndamm, in der sie ihren Wagen sonst abstellte, mit anderen

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