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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Wochenende mit uns rauf in die Pfalz kommst. Wir müssen spritzen, und du kannst die Düsen besser einstellen als ich. Während der Lehre hatte ich kaum Gelegenheit dazu. Du hast das schon auf eurem Weingut gemacht.«
    »Und was war letztes Jahr? Du warst dabei.«
    »Ja, mit dem alten Betriebsleiter des Vorbesitzers, von dem wir das Weingut übernommen haben. Aber der will keine Neuerungen, der ist unfähig, was zu lernen, und er kann nicht erklären.«
    »Genau wie mein Vater.« Regine verzog gequält das Gesicht. »Ihr Quereinsteiger habt es leichter.« Damit meinte sie Thomas und auch dessen Vater, der als ehemaliger Chef-Einkäufer eines Weinimporteurs das Weingut übernommen hatte. Manuel hingegen war Neueinsteiger, er hatte nach dem Finanzstudium in der Schweiz lediglich ein halbjähriges Praktikum auf einem Weingut absolviert.
    »Dafür haben wir andere Probleme, du Klugscheißerin. Was ist? Kommst du mit?«
    »Am Wochenende muss ich selbst auf den Schlepper.«
    »Auch nachts? Und was sagt Thorsten dazu?«
    »Jetzt meinst du wohl, dass du mich erwischt hast, nicht wahr? Außerdem haben wir ein Gerät mit Radialgebläse, und ihr habt eins mit Tangentialgebläse. Und ihr habt ein |22| Recyclingsystem. Damit würde ich auch lieber arbeiten, aber mein Alter   ... na ja, ihr fangt eben in der Gegenwart an, und wir leben in der Vergangenheit. Frag doch morgen einfach die Techniker drüben vom Weinbau, die erklären dir alles.« Sie trank ihr Glas aus, stellte es unsanft auf den Tisch, umarmte Manuel und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Frühstück um sieben Uhr? Ich gehe pennen   ...«
    Thomas und Manuel blieben zusammen, bis die Flasche leer war. Thomas meinte Manuel alles berichten zu müssen, was während des Essens an diesem Abend geredet worden war.
     
    »Haben sie ihn schon?« Die pausbäckige Verkäuferin in der Bäckerei sah Thomas mit großen Augen an und tastete derweil nach den Roggenbrötchen im Korb hinter ihr. »Sie wollten drei haben, oder?«
    Die Fragen nach dem Mörder hingen Thomas zum Halse heraus, obwohl er sie sich natürlich selbst auch stellte. Es hatte den Anschein, dass die gesamte Bevölkerung des Städtchens wusste, dass er mit dem Freund des Mordopfers zusammenwohnte und Alexandra gekannt hatte.
    »Was für ein hübsches Mädchen«, sagte die Verkäuferin und steckte noch zwei Kümmelbrötchen in die Tüte, dann stutzte sie, runzelte die Stirn. »Jetzt habe ich doch vier Roggenbrötchen genommen. Drei wollten Sie haben, oder?«
    Thomas zwang sich ein Lächeln ab. »Und drei Stütchen, also Rosinenbrötchen. Und dann nehme ich noch ein Dinkelbrot.« Vielleicht konnte er sie mit Bestellungen von ihren Fragen abbringen. Doch die Verkäuferin blieb hartnäckig.
    »Ich verstehe nicht, wie jemand einer so hübschen Frau was antun kann. Was sind das nur für Menschen heutzutage?«
    »Keine Ahnung. Möglicherweise   ...« Thomas tat geheimnisvoll und beugte sich über den gläsernen Tresen, »möglicherweise läuft der Mörder noch in der Stadt herum!« |23| Er machte ein so finsteres Gesicht, dass die Verkäuferin zweifeln musste, ob er sie ernst nahm. Beleidigt packte sie die Brötchen ein.
    »Es kann doch nicht sein, dass man sich über eine so ernste Sache lustig macht, das ist   ... Sie wissen bestimmt mehr, als Sie mir sagen.« Sie nickte, um sich selbst zu bestätigen. »Wahrscheinlich hat die Polizei Sie vergattert, den Mund zu halten? So wird es sein, damit die Untersuchung nicht gefährdet wird.« Das hörte sich ganz wichtig an.
    »Das Dinkelbrot, bitte   ...« Thomas hatte die Tüte mit den Brötchen in Empfang genommen und streckte die andere Hand aus, als eine Kundin den Laden betrat, die mit Vornamen begrüßt wurde. Die Verkäuferin brannte darauf, ihr zu erzählen, dass jemand aus dem Dunstkreis des Mordopfers neben ihr stand. Sie gab Thomas die Tüten, er zahlte, verstimmt über das Gespräch und dass hier niemand so schmackhaftes Brot buk wie ihr Edelbäcker in Köln, der auch nicht wesentlich teurer gewesen war. Mit einem hinterhergeworfenen »Schönen Tag noch« wurde er verabschiedet.
    Er hatte sich notgedrungen Manuels Rennrad ausgeliehen und es vor dem Schaufenster der Bäckerei abgestellt. Durch die Scheibe sah er die beiden Frauen tuscheln, und die Verkäuferin zeigte mit dem Finger auf ihn wie auf den Mörder persönlich. So würde man ihm überall begegnen, bis der tatsächliche Mörder gefasst wäre. Es graute ihm vor den Fragen an der FH, mehr noch waren es

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