Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
schützte es so gut wie möglich. Dann nickte ich widerwillig.
Quinn schob die Tür auf und rannte hindurch. Aus der Dunkelheit drang uns ein wütendes Heulen entgegen, das von den Wänden widerhallte. Etwas wirbelte hasserfüllt die Klauen durch die Luft und hatte es offenbar mehr auf mich als auf Quinn abgesehen. Ich sah weder rechts noch links, sondern konzentrierte mich nur darauf, durch die nächste Tür in den Tunnel dahinter zu gelangen. Als ich sie gerade erreicht hatte, strich eines der Wesen durch meine Haare und krachte dann gegen die Wand neben dem Türrahmen. Ich hörte, wie seine Knochen brachen und es aufheulte. Offenbar räumte Quinn hinter mir auf und sicherte den Weg. Ich patschte mit meinen nackten Füßen über die alten Steine und floh in den Tunnel.
Das Brüllen einer der Kreaturen schalte durch die Dunkelheit. Ich hatte Quinn nicht kommen hören, doch auf einmal packte er meinen Arm und schob mich noch schneller voran. Obwohl ich bereits das Gefühl hatte zu fliegen, hatte ich dennoch den Eindruck, dass wir viel zu langsam vorankamen. Und wir waren zu langsam. Als die Leiter vor uns auftauchte, ertönte ein merkwürdiges Klicken, die Kameras setzten sich suchend in Bewegung und erfassten uns.
Einen Augenblick später ging der Alarm los, ziemlich nahe und ziemlich laut. Es war ein schrilles Geräusch, das in dem engen Tunnel geradezu ohrenbetäubend wirkte. Aber das Baby gab keinen Laut von sich und rührte sich nicht. Ich spürte, dass es atmete, und sah den hellen roten Fleck von seiner Körperwärme, aber seine Ruhe war beängstigend.
Verdammt, ich war zusammengezuckt, als der Alarm losheulte, aber das Kind nicht. Es war beinahe so, als verstünde es, dass es nicht weinen durfte, weil es uns damit alle in Gefahr bringen würde. Klar, es könnte auch unter Drogen stehen, aber irgendwie schien mir das nicht der Fall zu sein. Vieleicht lagen bei mir aber einfach nur die Nerven blank.
Als wir uns der Leiter näherten, berührte Quinn meine Schulter. Ich blieb stehen und sah zu, wie er hinaufkletterte. Hinter mir hörte ich Kralen über die Steine kratzen. Quinn hatte die Sicherheitstür offen gelassen. Ich verfluchte ihn, bis mir auf einmal klar wurde, dass er uns eine Tarnung besorgt hatte. Starr würde vermutlich denken, dass der Alarm durch die Chamäleons ausgelöst worden war. Ich griff nach den Sprossen und begann hinaufzuklettern. Dass sie schmutzig und in schlechtem Zustand waren, spielte keine Rolle. Lieber würde ich gegen sechs bewaffnete Männer antreten, als es mit zwei wütenden Chamäleons aufzunehmen.
Obwohl es schwierig war, mit dem Kind im Arm die Leiter zu erklimmen, könnte ich schwören, dass noch nie jemand in dieser Rekordgeschwindigkeit eine Leiter hinaufgeklettert ist. Quinn nahm meine Hand und half mir das letzte Stück, dann schlug er hinter mir die Tür zu und schloss die Abdeckung. Ich sprang über die Leichen von zwei Sicherheitsbeamten hinweg, die offenbar in der Nähe patrouilliert hatten, und rannte wie der Teufel in den dichten, dunklen Wald hinein.
Donnernde Schritte deuteten darauf hin, dass der Sicherheitsdienst auf den Alarm reagierte. Hoffentlich war mein Bruder nicht dabei oder zumindest nicht unter denen, die als Erste die Tür öffneten.
Wieder überkam mich ein ungutes Gefühl, und diesmal war ich ganz sicher, dass es mit Rhoan zu tun hatte. Ich wusste nur nicht genau, wieso. War es nur die übliche schwesterliche Sorge oder die wachsende Gewissheit, dass bei ihm etwas ganz und gar schiefgelaufen war? Vieleicht sollte ich ihn suchen, sobald ich Dias Kind in Sicherheit gebracht hatte. Nur um zu sehen, dass es ihm gut ging. Schließlich hatte ich das letzte Mal so empfunden, als man ihn entführt hatte, um ihm Samen abzuzapfen.
Auf einmal fiel mir noch etwas anderes ein. Starr ließ die Quartiere seiner Mitarbeiter kontrollieren. Auch die der Prostituierten und Kämpferinnen. Ich blieb abrupt stehen. »Was ist los?«, fragte Quinn ausdruckslos, der nach allem, was wir durchgemacht hatten, kein bisschen außer Atem war. Was wirklich schon ziemlich nervig war.
»Ich muss zurück in mein Zimmer. Du musst mir einen Gefallen tun.« Ich wischte einen Schweißtropfen von meiner Wange. »Kannst du das Kind in den Wald bringen und auf den Gestaltwandler warten, der es abholt?« Er runzelte die Stirn und musterte das stille kleine Mädchen mit finsterem Blick. »Ich bin nicht sonderlich scharf auf Kinder.« »Du sollst ja nicht scharf auf sie sein. Ich
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