Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
Hast du wirklich geglaubt, der Zoo wäre nur eine Ansammlung von Missgeburten?« »Nun, ich habe schon seltsamere Sachen gesehen …« Sie hielt inne. »Wieso sollte ich dir irgendetwas glauben?«
»Weil man dir als ehemaliger Jägerin beim Militär beigebracht haben sollte, hinter die Fassade zu sehen. Du müsstest wissen, dass die Dinge hier nicht so sind, wie sie aussehen.« Ich trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Ich musste hier weg, um meinen Bruder zu finden und den zu Brei zu schlagen, der ihm so heftige Schmerzen zugefügt hatte. »Es ist mir ziemlich egal, ob du mir glaubst oder nicht. Aber ich verspreche dir, falls Leute, die mir etwas bedeuten, sterben müssen, weil ihr euch eingemischt habt, wirst du dafür bezahlen.«
»Du kannst nicht wissen, dass wir beim Militär waren. Unsere Akten sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich.« »Wer sagt denn, dass ich zur Öffentlichkeit gehöre?« Sie stieß die Luft aus. »Wir sind mitten in eine Riesenaktion hineingeraten, stimmt’s?« »Ja, und ihr habt sie vieleicht auffliegen lassen.« »Mist.« Sie fuhr sich durch die kurzen Haare. »Was kann ich tun?«
Anstelle einer Antwort hob ich die Hand. Aus dem Flur drangen rüde Stimmen zu uns herüber. Die Wächter kontrollierten die Betten. Ich schnappte mir eine Decke und wickelte sie um mich, damit sie nicht das Blut an meinem Körper sahen. Wir warteten schweigend, bis wir dran waren, und antworteten brav, als unsere Namen aufgerufen wurden. Sie fragten nicht nach Nerida, also wussten sie vermutlich von ihrem Schicksal.
Als die Wächter gegangen waren, sagte ich: »Hilf mir, meinen Partner zu retten, dann machen wir uns darüber Gedanken, was wir für deine Partnerin tun können. Aber wenn wir sie frei bekommen, will ich, dass ihr beide hier verschwindet.« »Sie haben deinen Partner geschnappt?« Man hatte ihn festgenommen und gefoltert und brachte ihn gerade irgendwohin. »Ja. Ich muss ihn von hier wegbringen.« »Wie willst du das machen? An allen Ausgängen sind Wachen postiert. An denen kommt niemand vorbei.« »Konzentrieren wir uns erst mal auf ein Problem.«
Ich warf die Decke zur Seite, drehte mich um und ging hinaus. Berna patschte lautstark mit ihren großen Füßen hinter mir her und übertönte meine eigenen Schritte. Ich stieß die Tür auf, die nach draußen führte, und trat in die kühle Nachtluft hinaus. Ein Wächter sah zu uns herüber, sagte jedoch nichts. Er war ein Mensch und konnte das Blut, den Schweiß und meine Angst nicht sehen oder riechen.
»Wo haben sie Nerida hingebracht?«, fragte ich, als wir weitergingen. »In die Zellen, wo auch immer die sind. Sie ist für das Abendprogramm vorgesehen.« »Sie tritt gegen diese geflügelten Wesen an?« Ich bog nach links ab und verließ mich ganz auf meinen Instinkt und die zarte Verbindung zwischen Rhoan und mir. »Ja. Wenn sie den Kampf überhaupt überlebt, hat sie das Vergnügen, gegen Merle anzutreten.« Berna sah mich mit finsterem Blick an. »Wir wissen beide, dass es dazu niemals kommen wird, aber Nerida kann oder will nicht vernünftig sein. Sie ist blind vor Rache.«
Ich hatte schon den Mund geöffnet, um zu sagen, dass das dumm war, aber eigentlich konnte ich sie gut verstehen. Wenn Rhoan etwas passierte, könnte mich nichts in der Welt davon abhalten, ihn zu rächen. Jemand würde dafür bezahlen müssen. »Wenn wir versuchen, sie zu retten, wird sie also vermutlich gar nicht mitkommen wollen.« »Sie wird mitkommen. Das verspreche ich dir.«
Sie sollte ihr Versprechen lieber halten, ansonsten würde Jack ihnen beiden die Köpfe abreißen. Wenn jemand die Operationen der Abteilung störte, konnte er äußerst ungehalten reagieren.
Wir schlichen über den Weg zur Frontseite des Hauses. Die Wachen beobachteten uns, und nach ein paar Sekunden spürte ich, dass mich wieder jemand verfolgte. Diesmal handelte es sich um einen Werwolf, der mich somit besser verfolgen konnte als der von vorhin. Wie zum Teufel sollte ich Rhoan retten, wenn jemand an meinen Fersen hing, der Starr sofort über jede verdächtige Bewegung berichten würde? Ich konnte nur versuchen, ihn ein bisschen abzulenken.
Ich blieb an der Hausecke stehen. Ein alter grüner Lastwagen mit Planen stand vor einem Maschinenlager und wurde beladen. Ich konnte meinen Bruder nicht sehen, spürte aber genau, dass er sich auf dem LKW befand. Wir beobachteten, wie die letzten Kisten eingeladen wurden, dann wurde die Ladeklappe hochgefahren und geschlossen. Zwei
Weitere Kostenlose Bücher