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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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sehr eigenartig gewesen sein, wenn man sich neunhundert Jahre später noch an ihn erinnerte. Er hatte im Umkreis von Tausenden von Quadratmeilen Bäume umgeknickt, doch die in der Nähe des Aufprallortes stehenden unberührt gelassen. Kein Teil des Meteoriten wurde jemals gefunden. Kein Mensch hatte seinen Aufprall gesehen. Im Jahr 1908 mußte Tunguska in Sibirien so dünn besiedelt gewesen sein wie heutzutage der irdische Mond.
    »Carlos, was zur Hölle hat das alles mit unserem Problem zu tun?«
    »Spricht Holmes mit Watson über seine Verdachtsmomente?«
    Ich hatte richtiggehende Schwierigkeiten, ihm in der Kosmologie zu folgen. Hier grenzte Physik an Philosophie oder umgekehrt. Vereinfacht ausgedrückt ging es um die Auseinandersetzung zwischen der Urknalltheorie – welche die Entstehung des Universums durch eine Explosion einer einzigen, gigantischen, punktförmigen Masse erklärt, vergleichbar mit einer titanischen Bombe – und der Gleichgewichtstheorie, nach der das Universum schon immer existiert hat und auch immer existieren wird. Das Zyklische Universum stellt eine Reihe von Urknallen dar, denen immer wieder die Kontraktion folgt. Alle drei großen Theorien wurden in zahlreichen Varianten vertreten.
    Als man die Quasare entdeckte, schienen sie zunächst Überbleibsel aus einem früheren Evolutionsstadium des Universums zu sein, das sich nach der Gleichgewichtshypothese jedoch überhaupt nicht entwickeln konnte. Damit war die Gleichgewichtshypothese aus der Mode. Später dann, vor einem Jahrhundert, löste Hilbury das Geheimnis der Quasare. Eine der Implikationen der Urknalltheorie hatte sich nicht bestätigt. An dieser Stelle verließen mich meine mathematischen Fähigkeiten.
    Der Schirm zeigte gerade eine Diskussion, ob das Universum in Raum und Zeit geschlossen oder offen sei, doch Carlos schaltete ab. »In Ordnung«, sagte er zufrieden.
    »Was?«
    »Ich könnte recht haben. Die Daten reichen nicht. Mal sehen, was Forward von dieser Sache hält.«
    »Ich hoffe, ihr erstickt beide daran. Ich gehe schlafen.«
     
    Hier draußen im weiten Grenzland zwischen dem Sonnensystem und dem interstellaren Raum hatte Julian Forward einen Felsen von der Größe eines mittleren Asteroiden entdeckt. Aus der Ferne sah er aus wie unberührt von jeglicher Technologie: ein schiefer Klumpen mit rauer, schmutzig weißer Oberfläche. Als wir näher kamen, zeigten sich Flecken aus Metall und heller Farbe wie willkürlich verteilte Juwelen. Luftschleusen, Fenster, hervorspringende Antennen und weniger eindeutig erkennbare Dinge. Eine beleuchtete runde Fläche, aus deren Mitte ein langer Metallarm ragte, mit einem halben Dutzend kugelförmiger Gelenke und einem Behälter am äußersten Ende. Ich betrachtete das Gebilde, versuchte seinen Sinn zu erkennen … und gab schließlich auf.
    In ausreichend großer Entfernung brachte ich die Hobo Kelly zu einem relativen Stillstand. »Sie bleiben also an Bord?« wandte ich mich an Ausfaller.
    »Selbstverständlich. Ich werde nichts unternehmen, was Doktor Forward von seinem Glauben abbringen könnte, das Schiff sei leer.«
    Wir setzten in einem offenen Taxi zur Forward Station über: zwei Sitze, ein Treibstofftank, ein gewöhnlicher Raketenmotor. Einmal drehte ich mich zu Carlos um, weil ich ihm eine Frage stellen wollte, und bemerkte sein weißes, angespanntes Gesicht. »Carlos? Alles in Ordnung?«
    »Schon gut, ich schaffe es.«
    »Hast du versucht, die Augen zu schließen?«
    »Das war noch schlimmer. Futz, bis hierher habe ich dank Hypnose durchgehalten, und jetzt … Beo, es ist so schrecklich leer.«
    »Halt durch. Wir sind fast da.«
    Ein blonder Belter in einem hautengen Druckanzug und einem transparenten Kugelhelm wartete vor einer der Luftschleusen. Er benutzte eine Handlampe, um uns zu sich zu dirigieren. Wir vertäuten unser Taxi an einem Felsvorsprung – die Gravitation war nahezu null – und betraten die Schleuse.
    »Ich bin Harry Moskowitz«, stellte sich der Belter vor. »Man nennt mich Angel. Doktor Forward erwartet Sie in seinem Labor.«
    Das Innere des Asteroiden bestand aus einem richtiggehenden Netzwerk aus geraden Korridoren mit zylindrischem Querschnitt. Allem Anschein nach mit Hilfe von Lasern angelegt und dann unter Druck gesetzt. Kalte blaue Leuchtröhren reihten sich an den Decken. In der Nähe der Oberfläche wogen wir ein paar Pfund. Je tiefer wir kamen, desto weniger wurde es. Angel bewegte sich auf eine Weise, die mir neu war: Ein flacher, weiter Sprung,

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