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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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verdorben ist.«
    »Okay, ich gurte mich jetzt fest. Eric?«
    »Ja? Wir starten in fünfzehn Minuten. Wir müssen auf den Ionenantrieb warten. Du kannst wieder aufstehen.«
    »Nein, ich warte hier. Eric, ich hoffe, es ist nicht lebendig. Mir gefiele es, wenn es nur Helium II wäre, das sich benimmt, wie es sich benehmen soll.«
    »Warum? Möchtest du nicht so berühmt werden wie ich?«
    »Oh, sicher, aber mir mißfällt der Gedanke, daß dort draußen Leben ist. Es ist einfach zu fremdartig. Zu kalt. Selbst auf Pluto könntest du aus Helium II kein Leben machen.«
    »Es könnte immer auf der Wanderschaft sein, um auf der Nachtseite des Planeten zu bleiben. Plutos Tag währt lang genug dafür. Trotzdem gebe ich dir recht; selbst zwischen den Sternen wird es nicht kälter als hier. Glücklicherweise habe ich nicht viel Fantasie.«
    Zwanzig Minuten später starteten wir. Unter uns war nichts als Dunkelheit, und nur Eric, der mit dem Radar verbunden war, sah die Eiskuppe schrumpfen, bis er sie ganz überschauen konnte, die riesige Kappe aus Schichteis, die den kältesten Ort des Sonnensystems bedeckt, wo die Mitternacht sich mit dem Äquator auf dem schwarzen Rücken des Merkurs kreuzt.
     
    Diese meine erste Geschichte war überholt, ehe sie in Druck ging. Merkur besitzt eine Atmosphäre und dreht sich in 58,7 Tagen einmal um die eigene Achse.
    Die Folgegeschichte war nicht von so einem Pech verfolgt.
    LN

 
DIE PROBE AUFS EXEMPEL
(BECALMED IN HELL)
     
     
    Ich konnte die Hitze spüren, die draußen lauerte. In der Kabine war es hell, trocken und kühl – fast zu kühl. Wie in einem modernen Bürogebäude im Hochsommer.
    Hinter den beiden schmalen Fenstern gähnte eine Dunkelheit – so schwarz, wie sie in unserem Sonnensystem jemals werden kann, und sie war heiß genug, daß sie Blei zum Schmelzen brachte. Der Druck entsprach einer Tauchtiefe von hundert Metern im Ozean.
    »Dort schwimmt ein Fisch«, sagte ich, um die Eintönigkeit ein bißchen aufzulockern. »Wie ist er zubereitet?«
    »Kann ich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Er scheint eine Spur aus Semmelmehl hinter sich herzuziehen. Gebackener Fisch? Stell dir das nur vor, Eric! Eine gebackene Qualle!«
    Eric seufzte laut.
    »Muß ich mir etwas vorstellen?«
    »Du mußt. Die einzige Möglichkeit, irgendetwas Sinnvolles in dieser – dieser … Was eigentlich? Suppe? Nebel? Kochender Rübensirup?«
    »Im siedenden schwarzen Schweigen zu erkennen …«
    »Richtig.«
    »Jemand hat sich diesen Vergleich ausgedacht, als ich noch ein Kind war. Das geschah, als die Mariner-II-Sonde ihre Ergebnisse zur Erde funkte. Ein ewig siedendes schwarzes Schweigen, heiß wie ein Schmelzofen, unter einer Atmosphäre, die so dick ist, daß sie jeden Lichtstrahl und Windzug von der Oberfläche des Planeten abhält.«
    Ich bekam eine Gänsehaut. »Wie hoch ist jetzt die Außentemperatur?«
    »Du solltest lieber nicht danach fragen, Howie. Du hast schon immer zu viel Fantasie gehabt.«
    »Ich verkrafte die Wahrheit schon, Doc.«
    »Dreihundertachtunddreißig Grad.«
    »Das kann ich nicht vertragen, Doc!«
    Das war also die Venus, der Planet der Liebe, der Liebling der Science-Fiction-Autoren vor dreißig Jahren. Unser Schiff hing unter dem Treibstofftank, der mit Wasserstoff gefüllt war, zweiunddreißig Kilometer über der Planetenoberfläche, fast bewegungslos in der sirupartigen Atmosphäre. Der Tank, der nur noch wenig Treibstoff enthielt, gab einen ausgezeichneten Gasballon ab. Er würde uns so lange in der Schwebe halten, wie der Innendruck dem Außendruck entsprach. Erics Aufgabe bestand darin, den Gasdruck im Tank zu regulieren, indem er die Temperatur des Wasserstoffgases regulierte. Wir hatten Atmosphäreproben entnommen – alle sechzehn Kilometer –, als wir bis auf vierhundertzweiundachtzig Kilometer an den Planeten herangekommen waren, und die Temperatur hatten wir in noch kürzeren Abständen gemessen.
    Wir hatten die kleine Sonde losgeschickt und von der Planetenoberfläche nur Daten erhalten, die unseren bisherigen Wissensstand von der heißesten Welt in unserem Sonnensystem bestätigten.
    »Die Temperatur beträgt jetzt 339«, sagte Eric. »Hast du dich jetzt abreagiert?«
    »Im Moment ja.«
    »Gut. Schnall dich an. Wir starten wieder.«
    »Was für ein glorreicher Tag!« rief ich und griff zum Sicherheitsnetz über meinem Liegesitz.
    »Wir haben alles erledigt, was man uns aufgetragen hat – oder etwa nicht?«
    »Habe ich mich beschwert? Okay –

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