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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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nur noch eine Stelle übrig, wo der Schaden sein kann.«
    »Sprich weiter.«
    »Da ist auch des Rätsels Lösung, warum die beiden Ramjets lahm gelegt sind. Warum sollten sie wohl beide zur gleichen Zeit ausfallen? Es gibt nur eine Stelle im Schiff, wo die beiden Schaltkreise der Triebwerke zusammentreffen.«
    »Was? O ja, natürlich. Sie treffen in mir zusammen.«
    »Nun wollen wir mal eine Sekunde lang annehmen, daß der Fehler bei dir zu finden ist. Du bist kein Maschinenteil, Eric. Wenn etwas bei dir nicht in Ordnung ist, kann es keine physische Störung sein. Das haben wir gleich am Anfang festgestellt. Aber es könnte ein psychologischer Fehler sein.«
    »Es ist angenehm zu hören, daß du mich immer noch für einen Menschen hältst. Also glaubst du, daß bei mir ›eine Schraube locker‹ ist, wie?«
    »So will ich es nicht bezeichnen. Ich glaube, daß bei dir ein Fall von Abwehrneurose vorliegt – eine gewisse Anästhesie, wie man sie beispielsweise früher bei Soldaten beobachtet hat. Ein Soldat, der zu oft getötet hat, entdeckt eines Tages, daß sein rechter Zeigefinger oder sogar die ganze Hand pelzig geworden ist, als gehörte die Hand oder der Finger gar nicht mehr zu seinem Körper. Daß du keine Maschine bist, ist sehr wichtig, Eric. Hier liegt ja gerade das Problem. Du hast dich nie ganz mit dem Gedanken angefreundet, daß irgendein Teil des Schiffes auch ein Teil von dir wäre. Diese Einstellung ist sehr vernünftig, weil sie der Wahrheit entspricht. Jedes Mal, wenn das Schiff verbessert wird, bekommst du auch neue Teile eingebaut, und es ist sehr vernünftig, Umbauten im Schiff unter dem Gesichtspunkt einer Amputation zu betrachten.« Ich hatte den Vortrag im stillen bereits geprobt, mir die Worte so zurechtgelegt, daß Eric gar keine andere Wahl blieb, als mir zu glauben. Doch jetzt klang das Ganze irgendwie falsch und phrasenhaft. »Doch nun bist du leider einen Schritt zu weit gegangen. Im Unterbewußtsein hast du den Glauben verloren, daß die Ramjets sich so anfühlen, als seien sie ein Stück von dir, wozu man sie ja auch konstruiert hat. Du hast dich selbst überredet, daß du nichts spürst.«
    Nachdem ich meine vorbereitete Rede vorgetragen hatte, wartete ich schweigend auf die Explosion.
    »Du hast ganz vernünftig zusammengefaßt«, sagte Eric.
    »Du gibst mir recht?« Ich war von den Socken.
    »Das habe ich nicht gesagt. Du hast dir da eine recht imposante Theorie ausgedacht, die ich erst einmal verdauen muß. Was tun wir, wenn sie stimmt?«
    »Ich … ich weiß nicht. Du mußt dich eben selbst heilen.«
    »Okay … Nun hör dir mal meine Theorie an. Ich behaupte, daß du dir deine Theorie nur ausgedacht hast, um dich von deiner Verantwortung zu befreien, uns lebendig nach Hause zu bringen. Du hast mir das ganze Problem sozusagen in die Schuhe geschoben.«
    »Oh, zum …«
    »Halt die Klappe. Ich habe nicht behauptet, daß du auf dem Holzweg wärst. Das wäre ein unsachliches Argument. Wir brauchen Zeit, um gründlich darüber nachzudenken.«
    Schließlich schaltete ich das Licht ab – vier Stunden später –, als Eric endlich auf das Thema zurückkommen wollte.
    »Howie, tu mir einen Gefallen. Nimm noch für eine Weile als gegeben an, daß eine mechanische Ursache hinter der Panne steckt. Ich einige mich sogar auf eine psychosomatische Panne.«
    »Das ist ein vernünftiger Standpunkt.«
    »Die einzig vernünftige Lösung. Denn was kannst du tun, wenn es eine psychosomatische Panne ist? Und was kann ich tun, wenn es ein mechanischer Fehler ist? Ich kann nicht herumwandern und mich selbst inspizieren. Jeder von uns beiden sollte sich an das halten, was wir beide wissen.«
    »In Ordnung.« Ich schaltete ihn für die Nacht ab und legte mich in die Schlafkoje. Aber nicht, um zu schlafen.
    Wenn die Beleuchtung ausgeschaltet war, sah es in der Kabine nicht anders aus als draußen vor dem Schiff. Ich schaltete die Lichter wieder an. Eric konnte das nicht stören. Eric schläft nicht wie ein normaler Mensch, da sich in seinem Blut keine Abfallstoffe sammeln, die ein Schlafbedürfnis auslösen. Doch würde er verrückt werden, wenn er ununterbrochen wach bleiben müßte. Er hat einen Apparat neben der Großhirnrinde, eine russische Erfindung, einen Schlaferzeuger. Das Schiff könnte implodieren, ohne Eric zu wecken, solange der Schlaferzeuger angestellt wäre. Ich schämte mich fast, weil ich vor der Dunkelheit Angst hatte.
    Doch solange die Dunkelheit auf die Umgebung des Schiffes

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