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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Ich stand auf der Tragfläche und wartete, bis die Geräusche sich legten. Ich kam mir vor wie ein Tiefseetaucher. Mein Scheinwerfer reichte vielleicht 30 Meter weit. Die Atmosphäre konnte unmöglich so trübe sein, trotz ihrer hohen Dichte. Geringe Mengen Staub mußten sich darin befinden oder winzige Tropfen irgendeiner Flüssigkeit.
    Die Tragfläche glich einem messerscharfen Trittbrett, das sich zum Heck hin erweiterte und in einer Schwanzflosse ausschwang. Die beiden Schwanzflossen stießen hinter dem Rumpf zusammen. An jeder Schwanzflossenspitze befand sich ein Ramjet, ein großer Zylinder mit einem kleinen Fusionsreaktor in seinem Inneren. Der Reaktor konnte unmöglich heiß sein, weil er ja noch gar nicht gezündet worden war. Trotzdem hatte ich meinen Geigerzähler eingeschaltet.
    Ich befestigte eine Leine an der Tragfläche und ließ mich auf die Venusoberfläche hinab. Der Boden war trocken, von rötlicher Farbe, bröckelig und so porös, das er fast schwammig wirkte. Vulkanisches Gestein, von Chemikalien zersetzt. Fast jeder Stoff würde bei diesem Druck und dieser Temperatur verwittern. Ich füllte den ersten Eimer mit Gestein der obersten Schicht, den zweiten mit Proben der darunter liegenden Schicht. Dann kletterte ich wieder hinauf auf die Tragfläche und setzte die Eimer dort ab.
    Es war schrecklich schlüpfrig auf der Tragfläche. Ich mußte magnetische Sandalen tragen, um mich auf der Oberfläche halten zu können. Ich schritt die ganze Front des sechzig Meter langen Schiffes ab und führte eine erste, oberflächliche Inspektion durch. Weder der Rumpf noch die Tragflächen zeigten Spuren von Schäden. Wenn ein Meteor Erics Kontakt mit seinen Sensoren in den Ramjets unterbrochen hätte, wäre ich gewiß auf ein Loch oder eine Delle in der Außenhülle gestoßen.
    Plötzlich hatte ich eine Eingebung. Es gab da eine Alternative …
    Bisher war es nur ein Verdacht, der sich noch nicht einmal in Worte kleiden ließ. Außerdem mußte ich erst meine Inspektion beenden. Falls ich aber recht hatte, konnte ich das Eric nur sehr schwer beibringen.
    Vier Kontrollmeßstellen waren in den Tragflächen eingebaut, gut geschützt vor Reibungshitze beim Eintritt in die Atmosphäre. Eine befand sich ungefähr an der Stelle, wo die Tragflächen zusammenliefen, etwa in der Mitte des Rumpfes, unterhalb des Gastanks, der das Schiff wie eine Haube überragte, so daß es von vorne aussah wie ein riesiger Delphin. Zwei weitere Kontrollmeßstellen befanden sich in den Steuerflossen und die vierte in einem der Ramjets. Alle Meßstellen lagen an wichtigen Anschlußpunkten des elektrischen Systems und konnten nur mit einem elektrischen Schraubenzieher zugängig gemacht werden, der in den Schlitz der versenkten Schrauben eingeführt werden mußte.
    Ich öffnete die Deckel der Kontrollstellen und konnte nichts entdecken, was nicht vorschriftsmäßig verbunden war. Indem ich die Kontakte löste und wieder verband und dabei Erics Reaktionen beobachtete, stellte ich fest, daß seine Gefühllosigkeit irgendwo zwischen der zweiten und dritten Kontrollstelle begann. Auf der linken Tragfläche das gleiche Lied – auch hier keine Reaktion mehr bei der dritten Meßstelle. Obwohl auch dort kein äußerer Schaden, keine falsche Verdrahtung an den Meßstellen vorlag. Ich kletterte hinunter und schritt langsam unter der Tragfläche den Rumpf ab, die Lampe schräg nach oben gerichtet.
    Auch hier konnte ich keinen Schaden feststellen. Schließlich sammelte ich meine beiden Eimer ein und kletterte in die Kabine zurück.
     
    »Was soll das heißen – ein Hühnchen zu rupfen?« meinte Eric im Tonfall menschlicher Betroffenheit. »Ist das nicht der falsche Moment, dich mit mir zu streiten? Hebe dir deine Launen für den Rückflug auf. Wir haben vier Monate vor uns, in denen wir uns die Langeweile vertreiben müssen.«
    »Das duldet keinen Aufschub. Zuerst einmal: Hast du etwas bemerkt, was mir entgangen ist?« Während meiner Inspektion hatte Eric alles, was ich mit meinen Augen gesehen hatte, durch den Spion in meinem Helm mitverfolgt.
    »Nein. Sonst hätte ich mich schon gemeldet.«
    »Okay. Nun hör mal gut zu. Die Unterbrechung in deinen Nervenkreisen kann nicht hier in der Kabine sein, weil du bis zur zweiten Kontrollstelle auf den Tragflächen Nervenreize wahrnimmst. Die Unterbrechung kann auch nicht außen sein, weil es nirgends einen Hinweis auf einen Schaden gibt. Nicht einmal einen Rostflecken oder Schmutz konnte ich entdecken. Bleibt

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