Risiko!
hat, bist du ziemlich leicht rumzukriegen.”
Volltreffer! Ray sah erschrocken zu Sydney, die wiederum wütend Poe anfunkelte. “Was soll ich denn gestern erzählt haben? Ich war überhaupt nicht in der Verfassung, irgendwelche zusammenhängenden Sätze zu bilden. Und selbst wenn, warst du nicht in der Verfassung, sie dir zu merken.”
“Ich bilde mir sehr wohl ein, mich an einiges zu erinnern”, entgegnete Poe schnippisch, aber nicht wirklich überzeugend.
Nun fiel Kinsey in das Gespräch ein: “Na, dann erinnerst du dich bestimmt auch noch an das, was du über Jess gesagt hast?”
“Was?”, rief Jess entgeistert, und Doug eilte ihm zu Hilfe. “Ja, was hast du über Jess gesagt? Und, wo wir gerade dabei sind, was wurde über mich gesagt? Ich wäre nämlich richtig beleidigt, wenn keiner was über mich erzählt hat.”
Doch ehe irgendjemand antworten konnte, schob Lauren geräuschvoll ihren Stuhl zurück, sprang auf und rannte hinaus. Sie hörten sie im Laufschritt über die Veranda und die Treppe zum Pier hinuntergehen. Sofort richteten sich alle Augen auf Anton, der den Fischrest auf seinem Teller anstarrte.
Dann sah Ray zu Sydney, die verwundert mit den Schultern zuckte. Niemand traute sich, etwas zu sagen, und die Atmosphäre wurde minütlich bedrückender. Daher überraschte es Ray nicht, als Anton schließlich aufstand und ebenfalls ging – allerdings zur Dachterrasse und nicht hinter Lauren her zum Strand.
Poe erhob sich als Nächste und nahm Jess’ Angebot an, ihr beim Abräumen zu helfen. Die beiden stellten schweigend die Teller zusammen und trugen sie in die Küche.
Schließlich wagte Kinsey, die beklemmende Stille zu durchbrechen: “Ich möchte wirklich nicht über Abwesende tratschen, aber ich fasse nicht, wie schwer die beiden es sich machen.”
“Manche Paare haben eben mehr Schwierigkeiten als andere, ihre Beziehung auf die Reihe zu kriegen”, sagte Poe trocken. “Und dafür kann es die unterschiedlichsten Gründe geben.”
Ray fragte sich, ob sie über Anton und Lauren sprach oder über sich selbst. Er sah wieder zu Sydney.
Sie hatten nie darüber gesprochen, was nach dem Urlaub sein würde. Nicht einmal darüber, was hier zwischen ihnen war. Bisher gab es nur die wenigen intimen Momente, die sie geteilt hatten. Und die waren schöner und erfüllender gewesen, als er es sich in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte. Bisher hatte er diese Art von Intimität bewusst gemieden, weil er sich bei seinem Leben keine richtige Beziehung leisten konnte.
Er musste schleunigst Klarheit gewinnen. Sie mussten reden, bevor sie sich noch weiter aufeinander einließen – sei es als Freunde oder als Paar. Eigentlich hatte er geglaubt, er könne eine heiße Urlaubsaffäre mit ihr beginnen, die mit der Rückkehr nach Houston endete. Damit hatte er sonst auch nie ein Problem gehabt. Und er war schließlich kein Neuling auf dem Gebiet kurzlebiger Affären.
Aber hier ging es um Sydney, und was er für sie empfand, entpuppte sich ganz und gar nicht als kurzlebig. Sie sollte wissen, wie wichtig sie ihm war und wie viel ihm ihre gemeinsamen Erlebnisse bedeuteten. Außerdem musste er ihr fairerweise bald mitteilen, dass sich ihre Liebesbeziehung auf diesen Urlaub beschränken würde.
“Wie steht’s eigentlich mit morgen?”, riss Jess ihn aus seinen Gedanken. “Wollen wir immer noch hochseeangeln? Du und ich und Firma Neville & Storey?” Er hatte Dougs Schulter gepackt und schüttelte ihn heftig, dass ihm das Haar in alle Himmelsrichtungen stob.
Doug glättete es mit den Fingern und meinte: “Ich weiß nicht, ob wir die Frauen allein und schutzlos aufs Festland lassen können.”
“Entschuldige mal”, protestierte Kinsey, die die Gläser zusammenraffte und in die Küche brachte. “Wir Frauen sind durchaus imstande, unseren Einkaufsbummel ohne euch Neandertaler zu machen.”
“Tja, ich habe da meine begründeten Zweifel”, meinte Doug. “Wenn ich daran denke, was gestern passiert ist, als wir fort waren. Bei unserer Rückkehr fanden wir euch in ziemlich desolatem Zustand vor.”
“Na und?”, fragte Poe streng.
Doug winselte ängstlich. “Was und? Ich bin doch nur ein einfacher Mann, der seinen Urlaub halbwegs harmonisch überstehen will.”
Poe scheuchte ihn mit den Händen weg, als vertriebe sie eine Schar aufgeregter Gänse. “Dann überstehe ihn gefälligst draußen. Abmarsch! Ihr auch”, fügte sie in Richtung Ray und Jess hinzu. “Wir wollen unsere Shoppingtour planen
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